Industriemöbel: So erkennst du echte Qualität (und sparst beim Kauf)

von Mareike Brenner
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Kennst du diesen Geruch? Eine Mischung aus kühlem Metall und frisch gesägtem Holz. Für mich ist das der Duft von ehrlicher Arbeit. Seit gefühlt einer Ewigkeit arbeite ich mit Stahl und weiß, wie sich ein solides Möbelstück anfühlen muss. Und in letzter Zeit wollen immer mehr Leute genau das für ihr Zuhause: unverfälschten, rohen Stahl und massives Holz. Man nennt es „Industrial Design“.

Ehrlich gesagt, am Anfang fand ich das ein bisschen lustig. Was bei uns in der Werkstatt pure Funktion war – Stabilität, Haltbarkeit, einfache Reparatur – ist jetzt ein schicker Einrichtungsstil. Aber ich verstehe es total. Es ist der perfekte Gegenentwurf zu den Pressspan-Möbeln, die nach dem zweiten Umzug schon wackeln. Echte Industriemöbel erzählen eine Geschichte. Sie haben Gewicht, und das meine ich wörtlich.

Aber Achtung! Nicht alles, was „industriell“ aussieht, hat diese Qualität auch wirklich. Es gibt einen Riesenunterschied zwischen einem Möbelstück, das nur so tut als ob, und einem, das nach echten handwerklichen Prinzipien gebaut wurde. In diesem Beitrag packe ich mal mein ganzes Wissen aus der Werkstatt aus. Ich zeige dir, woran du Qualität erkennst, was wirklich hinter den Materialien steckt und worauf du achten solltest – egal, ob du kaufst oder vielleicht sogar selbst ein Projekt starten willst.

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Das Fundament: Was Industriemöbel wirklich ausmacht

Industriedesign ist keine reine Optik-Frage. Es ist eine Philosophie, die aus der Notwendigkeit heraus entstanden ist. In den alten Fabrikhallen, wo früher richtig geschuftet wurde, musste ein Arbeitstisch vor allem eines sein: brutal robust. Er musste schwere Maschinenteile aushalten, unempfindlich gegen Öl sein und durfte auf keinen Fall wackeln. Die Form folgte immer der Funktion.

Der Stahl: Das Skelett jedes guten Stücks

Das Herzstück ist fast immer der Stahl. Aber Stahl ist nicht gleich Stahl. Wenn du ein Möbelstück ansiehst, sind das die entscheidenden Punkte:

  • Die Materialart: Meistens wird klassischer Baustahl verwendet. Der ist super stabil und lässt sich gut schweißen. Du erkennst ihn an seiner dunklen, oft leicht bläulichen Oberfläche, dem sogenannten „Zunder“. Diese Schicht entsteht ganz natürlich beim Abkühlen des Stahls und ist ein typisches Merkmal für den echten Look. Edelstahl ist zwar rostfrei, aber auch deutlich teurer und hat eine kühlere, cleanere Optik – eher selten für den klassischen, rauen Stil.
  • Die Wandstärke: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein billiges Tischgestell hat oft nur eine Wandstärke von 1 bis 1,5 mm. Das fühlt sich leicht an und kann sich bei Belastung verbiegen oder beulen. Ein solides Gestell aus Vierkantrohr sollte mindestens 2 mm, besser noch 3 mm Wandstärke haben. Frag den Verkäufer danach! Wenn er keine Ahnung hat, ist das meist kein gutes Zeichen.
  • Die Oberfläche: Echter Rohstahl muss geschützt werden, sonst rostet er dir im Wohnzimmer weg. Die beste Methode ist eine transparente Pulverbeschichtung oder ein hochwertiger 2-Komponenten-Klarlack. Das versiegelt die Oberfläche perfekt, erhält aber die rohe Optik mit all ihren coolen Farbnuancen. Eine simple Lackierung aus der Sprühdose ist billig, extrem kratzempfindlich und blättert schnell ab. Ganz ehrlich: Wenn ein Möbelstück komplett schwarz lackiert ist, soll das oft minderwertigen Stahl oder schlampige Schweißnähte verstecken. Echter Stahl braucht sich nicht hinter Farbe zu verstecken.

Klartext: Eine professionelle Pulverbeschichtung für ein Tischgestell kann dich schon mal 150 € bis 250 € kosten, aber das ist eine Investition, die sich ein Leben lang auszahlt.

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Das Holz: Die warme Seele

Stahl ist kühl, Holz bringt die Wärme. Die Wahl der richtigen Holzart ist entscheidend für die Langlebigkeit und den Charakter deines Möbels.

  • Hartholz ist Pflicht: Für eine Tischplatte, die jeden Tag benutzt wird, brauchst du Hartholz wie Eiche, Buche oder Esche. Die sind widerstandsfähig gegen Kratzer und Dellen. Kiefer oder Fichte (Weichhölzer) sind zwar günstiger, aber da siehst du jeden Fingernagelabdruck. Für ein reines Deko-Regal vielleicht okay, aber für einen Esstisch ein absolutes No-Go.
  • Massivholz vs. Leimholz: Eine Platte aus einem einzigen Stück Holz ist extrem selten und unbezahlbar. Normal sind Leimholzplatten, bei denen einzelne Holzbohlen (man nennt sie Riegel) verleimt werden. Achte auf die Breite dieser Riegel. Breite, durchgehende Riegel sehen viel hochwertiger aus als diese kleinteilige „Stäbchenverleimung“, die du oft billig im Baumarkt findest.
  • Altholz: Eine Klasse für sich: Holz aus alten Scheunen oder Dachstühlen hat einen unfassbaren Charakter. Jeder Riss, jedes Nagelloch erzählt eine Geschichte. Aber die Aufbereitung ist aufwendig: Nägel müssen raus (Profis nutzen dafür Metalldetektoren), das Holz muss gereinigt, getrocknet und begradigt werden. Das rechtfertigt auch den höheren Preis.
  • Die Oberflächenbehandlung: Lack versiegelt das Holz komplett, fühlt sich aber oft wie eine Plastikschicht an. Ich bin ein riesiger Fan von Hartwachsöl. Es zieht tief ins Holz ein, schützt es von innen und erhält die natürliche Haptik. Du spürst die Maserung noch richtig! Und der größte Vorteil: Du kannst Kratzer oder Flecken einfach lokal reparieren. Bei einem Lackschaden musst du meist die ganze Fläche abschleifen.
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Die Verbindungen: Wo die wahre Kraft liegt

Die Art, wie Stahl und Holz verbunden sind, verrät dir fast alles über die Qualität. Hier geht es nicht nur um Optik, sondern um pure Physik.

  • Die Schweißnähte: Eine gute Schweißnaht ist wie die Handschrift des Handwerkers. Sie sollte gleichmäßig „geschuppt“ sein, ohne hässliche Spritzer oder Kerben am Rand. Ob die Naht sichtbar bleibt oder glatt geschliffen wird, ist eine Designfrage. Beides kann super aussehen, wenn es sauber gemacht ist.
  • Schrauben und Nieten: Große, sichtbare Sechskantschrauben sind ein cooles Stilelement und betonen den mechanischen Charakter. Echte Nieten wie im alten Brückenbau sind heute super aufwendig und selten. Meistens sind es Ziernieten oder Schraubenköpfe, was völlig okay ist, solange die eigentliche Verbindung stabil ist.
  • Holz trifft Stahl (der wichtigste Punkt!): Jetzt kommt ein Detail, das viele übersehen. Holz arbeitet, Stahl nicht. Holz dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Wusstest du schon? Eine 1 Meter breite Eichenplatte kann sich im Jahresverlauf um bis zu 6 Millimeter in der Breite verändern! Wenn du so eine Platte starr auf einen Stahlrahmen schraubst, wird sie irgendwann reißen oder sich wölben. Ein guter Handwerker benutzt deshalb Langlöcher im Stahl oder spezielle Klammern, die dem Holz diese Bewegung erlauben. Ein unsichtbares, aber absolut entscheidendes Qualitätsmerkmal.
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Kaufen oder (fast) Selberbauen? Ein realistischer Guide

Die Faszination für das Handwerk weckt oft den Wunsch, selbst aktiv zu werden. Finde ich super, aber man muss realistisch bleiben.

Checkliste für den Kauf: So entlarvst du Blender

Nimm dir beim Kauf Zeit und spiel den Detektiv. Hier ist deine Checkliste:

  • Der Wackeltest: Rüttel kräftig am Möbelstück. Ein guter Tisch darf nicht nachgeben. Wackelt er, ist die Konstruktion Schrott. Kleiner Tipp: Geh mal in ein großes Möbelhaus, such dir einen „Industrietisch“ und rüttel dran. Du wirst den Unterschied sofort fühlen!
  • Schweißnaht-Inspektion: Schau dir die Nähte genau an. Sind sie gleichmäßig und sauber? Oder voller Spritzer und unregelmäßig?
  • Material-Check: Klopf gegen den Stahl. Klingt es satt und dumpf oder hell und blechern? Heb mal eine Ecke an. Echte Qualität hat Gewicht.
  • Holz-Gefühl: Streich über die Platte. Fühlt sie sich glatt und seidig an oder rau und faserig?
  • Frag nach! Trau dich, Details zu erfragen: „Welche Wandstärke hat das Profil?“, „Welches Öl wurde verwendet?“, „Wie ist die Platte am Gestell befestigt?“. Ein seriöser Anbieter kennt die Antworten.
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Die smarte DIY-Lösung: Das Beste aus beiden Welten

Ich sehe oft Anleitungen, die den Bau eines Esstisches als einfaches Wochenende-Projekt darstellen. Das ist, ehrlich gesagt, grob fahrlässig. Schweißen und der Umgang mit einer Flex sind nichts für Anfänger und brandgefährlich.

Mein Rat für ein realistisches und lohnendes Projekt: Lass das Gestell von einem Profi machen und kümmere dich selbst um die Holzplatte. Das macht Spaß, du sparst Geld und das Ergebnis wird top.

Schritt 1: Sprich mit dem Schlosser um die Ecke. Viele haben Respekt davor, in eine Werkstatt zu gehen. Völlig unbegründet! Die meisten Handwerker freuen sich über solche Aufträge. So gehst du es an: – Mach eine simple Skizze mit allen Maßen (Länge, Breite, Höhe). – Besteh auf einer Wandstärke von mindestens 2 mm, besser 3 mm. – Besprich die Oberfläche: Rohstahl mit Klarlack (günstiger) oder pulverbeschichtet (robuster)? – Frag nach den Langlöchern für die Tischplatte. Das zeigt, dass du Ahnung hast!

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Schritt 2: Was kostet der Spaß? Eine realistische Einschätzung. Damit du eine Vorstellung hast, hier eine grobe Kalkulation für einen Esstisch von ca. 2 m x 1 m: – Stahlgestell vom Schlosser: Rechne hier mit ca. 400 € bis 800 €, je nach Design und Oberflächenbehandlung. – Eichenplatte (4 cm stark): Bekommst du im Holzfachhandel oder online für ca. 300 € bis 600 €. – Kleinzeug: Gutes Hartwachsöl (z.B. von Osmo), Schleifpapier und Schrauben kosten nochmal 50 € bis 70 €.

Ja, das ist immer noch Geld, aber du bekommst ein Möbelstück fürs Leben – und es ist oft günstiger als ein vergleichbares Stück von einer Design-Marke.

Schritt 3: Die Holzplatte bearbeiten. Das ist der kreative Teil! Du brauchst Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (z.B. 80er, 120er, 180er). Schleife die Platte schön glatt. Dann trägst du das Hartwachsöl mit einem Lappen dünn auf. Lass es einziehen und wiederhole das Ganze nach Herstellerangabe ein- oder zweimal. Du wirst sehen, wie die Maserung des Holzes zum Leben erwacht!

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Schritt 4: Die „Hochzeit“. Jetzt legst du deine fertige Platte auf das Gestell und schraubst sie von unten durch die Langlöcher fest. Fertig ist dein individuelles Meisterstück!

Ganz wichtig: Die richtige Pflege danach

Damit du lange Freude daran hast, hier noch zwei schnelle Pflegetipps:

Stahl: Eine pulverbeschichtete oder lackierte Oberfläche ist super pflegeleicht. Ein feuchtes Tuch (ohne scharfe Reiniger!) reicht völlig aus. Geöltes Holz: Für die tägliche Reinigung nur nebelfeucht wischen, nie nass! Und bei einem Kratzer oder Wasserfleck? Keine Panik! Einfach die Stelle mit feinem Schleifpapier leicht anschleifen, etwas Pflegeöl drauf, mit einem Tuch einpolieren, fertig. Das ist der unschlagbare Vorteil von geölten Oberflächen.

Am Ende ist ein gutes Industriemöbel mehr als nur ein Tisch oder ein Regal. Es ist ein Statement für Beständigkeit in unserer schnellen Welt. Es zeigt Wertschätzung für ehrliche Materialien und solides Handwerk. Wenn du das nächste Mal vor so einem Möbelstück stehst, nimm dir einen Moment. Schau genau hin, fühl die Oberfläche. Vielleicht siehst du es dann auch mit den Augen eines Handwerkers und erkennst die Arbeit und die Leidenschaft, die darin stecken.

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Wussten Sie schon? Der berühmte Tolix-Stuhl, eine Ikone des Industriedesigns, wurde bereits 1934 von Xavier Pauchard entworfen. Ursprünglich für den Einsatz im Freien und in Fabriken gedacht, wurde er wegen seiner Stapelbarkeit und Robustheit schnell zum Klassiker.

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Faschingsdeko, die was aushält: Profi-Tipps aus der Werkstatt für deine Party

Mein Stahlgestell hat eine rohe, dunkle Oberfläche. Wie pflege ich die am besten?

Echter, unbehandelter Stahl (Schwarzstahl) kann in Innenräumen mit der Zeit leichten Flugrost ansetzen. Das ist Teil des Charmes! Um ihn zu schützen und die matte Optik zu bewahren, reiben Sie ihn einfach alle paar Monate dünn mit einem farblosen Wachs oder einem speziellen Waffenöl wie Ballistol ein. Das versiegelt die Poren, ohne den authentischen Look zu zerstören.

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Massivholz-Check: Eine echte, massive Holzplatte sollte mindestens 3 cm, besser noch 4-5 cm stark sein. Achten Sie auf durchgehende Lamellen statt auf eine kleinteilige „Stäbchenverleimung“ (oft bei günstiger Buche zu sehen). Eiche und Akazie bieten eine wunderschöne, lebhafte Maserung, die perfekt zum kühlen Stahl kontrastiert.

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Fasching mit Kids: Eure Bastel-Anleitung gegen Langeweile (und für wenig Geld)

Der Industrial Style wirkt schnell kühl. Der Trick, um Gemütlichkeit zu schaffen, liegt im Kontrast. Kombinieren Sie Ihre Stahl- und Holzmöbel mit weichen, texturreichen Materialien.

  • Ein hochfloriger Wollteppich unter dem Esstisch.
  • Schwere Leinen- oder Samtvorhänge.
  • Kissen und Plaids aus grobem Strick auf dem Sofa.
  • Warmes, cognacfarbenes Leder bei Stühlen oder Sesseln.
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Pulverbeschichtung: Eine sehr haltbare und gleichmäßige Lackierung für Stahl. Der Lack wird als Pulver aufgetragen und bei hohen Temperaturen eingebrannt. Ideal für einen cleaneren Look oder farbige Akzente in Schwarz, Anthrazit oder sogar Weiß.

Klarlack-Finish: Hier wird der rohe Stahl mit all seinen Schweißnähten und Zunderflecken sichtbar gelassen und nur mit einem matten oder seidenmatten Klarlack versiegelt. Das ist der authentischste Schutz, der den Werkstatt-Charakter zu 100 % erhält.

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  • Verleiht sofortigen Loft-Charakter.
  • Schafft eine warme, intime Atmosphäre.
  • Setzt das Material Holz und Stahl perfekt in Szene.

Das Geheimnis? Die richtige Beleuchtung! Edison-Glühbirnen mit ihren sichtbaren Glühfäden sind unverzichtbar. Achten Sie auf eine Farbtemperatur unter 2700 Kelvin für ein besonders warmes, goldenes Licht. Marken wie Philips Hue bieten smarte Vintage-LEDs, die diesen Look mit moderner Technik verbinden.

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Achten Sie auf die kleinen Details, die echte Handarbeit von Massenware unterscheiden. Bei einem Tischgestell sollten die Schweißnähte sauber und gleichmäßig sein, aber nicht „perfekt“ abgeschliffen. Man darf ruhig sehen, dass hier ein Mensch am Werk war. Echte Nieten und massive Schrauben sind oft ein besseres Zeichen als nur aufgesetzte Deko-Elemente.

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„Form follows function“ – dieser Leitsatz des Architekten Louis Sullivan ist die DNA des Industriedesigns. Jedes Element hatte ursprünglich einen praktischen Zweck, die Ästhetik war ein Nebenprodukt der Nützlichkeit.

Denken Sie daran, wenn Sie Stücke auswählen. Ein Regal auf Rollen, ein höhenverstellbarer Hocker, eine schwenkbare Lampe – diese Funktionen sind nicht nur Deko, sie sind der Kern der Designphilosophie.

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Kann ich Industrial Design auch in einer kleinen Wohnung umsetzen?

Absolut! Der Schlüssel ist, nicht zu überladen. Statt eines wuchtigen Esstisches wählen Sie vielleicht einen schmaleren Konsolentisch für den Flur. Setzen Sie auf filigranere Stahlgestelle, zum Beispiel bei einem Couchtisch mit dünneren Profilen. Wandregale aus Rohren und Holzbohlen nutzen die Höhe des Raumes, ohne Bodenfläche zu beanspruchen. Ein einzelnes, starkes Stück wie eine markante Stehlampe kann als Statement ausreichen.

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  • Eiche: Der Klassiker. Extrem hart, langlebig und mit einer markanten, ruhigen Maserung. „Asteiche“ mit sichtbaren Ästen und Rissen wirkt besonders rustikal und authentisch.
  • Mangoholz: Eine nachhaltigere und oft günstigere Alternative. Mango hat ein faszinierendes Farbspiel von hellen bis dunklen Tönen und eine sehr lebendige Struktur.
  • Altholz: Die Königsklasse. Aufgearbeitete Bohlen aus alten Scheunen oder Fachwerkhäusern erzählen eine sichtbare Geschichte. Jede Platte ist ein Unikat, aber auch teurer und pflegeintensiver.
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Ein häufiger Fehler: Zu viel des Guten. Ein Raum, der von oben bis unten mit Stahl, Betonoptik und dunklem Holz gefüllt ist, wirkt schnell wie ein ungemütlicher Keller. Beschränken Sie sich auf wenige, aber dafür hochwertige Hauptdarsteller und schaffen Sie mit hellen Wänden, Pflanzen und Textilien einen wohnlichen Ausgleich.

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DIY-Tipp für Einsteiger: Bauen Sie ein einfaches Wandregal. Alles was Sie brauchen sind:

  • Zwei oder drei Temperguss-Fittings (Rohre, Flansche, Winkel) aus dem Baumarkt.
  • Eine massive Holzbohle (z.B. eine Gerüstbohle oder ein Reststück Eiche).
  • Schrauben und Dübel für die Wandmontage.

Reinigen Sie die oft öligen Rohre mit Bremsenreiniger und versiegeln Sie sie mit mattem Klarlack aus der Sprühdose. Die Holzbohle einfach leicht anschleifen und ölen – fertig ist das individuelle Unikat.

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Laut einer Umfrage von Houzz Deutschland gehört der Industrial Style zu den Top 5 der beliebtesten Einrichtungsstile, besonders bei der Gestaltung von offenen Wohn- und Essbereichen.

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Schauen Sie über den Tellerrand der Möbelhäuser hinaus. Echte Schätze finden sich oft bei auf Restrukturierung spezialisierten Händlern wie „Restemeier“ oder auf Online-Plattformen für Betriebsauflösungen. Hier können Sie originale Werkbänke, Spinde oder Fabriklampen finden, die eine unvergleichliche Authentizität ausstrahlen.

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Was bedeutet „Upcycling“ im Industrial-Kontext?

Es bedeutet, alten Industriegegenständen eine neue Funktion zu geben. Eine Kabeltrommel wird zum Couchtisch, eine alte Werkzeugkiste zur Aufbewahrungsbox, eine Palette zum Bettgestell oder ein Ölfass zum Stehtisch. Es ist die nachhaltigste und individuellste Art, den Stil zu leben, da jedes Stück eine einzigartige Vorgeschichte hat.

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Die Haptik entscheidet: Ein echtes Industriemöbel fühlt sich auch so an. Streichen Sie mit der Hand über die Tischplatte. Spüren Sie die feine Struktur des Holzes? Fahren Sie mit dem Finger über eine Schweißnaht. Ist sie spürbar, aber nicht scharfkantig? Heben Sie einen Stuhl an. Hat er ein solides Gewicht? Diese sinnlichen Eindrücke verraten mehr über die Qualität als jeder Prospekt.

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  • Ein kühler, leicht metallischer Geruch bei unbehandeltem Stahl.
  • Der harzige, warme Duft von massivem, geöltem Holz.
  • Der Hauch von Leder, wenn Sie sich für hochwertige Polster entscheiden.

Diese Kombination schafft eine Atmosphäre, die an alte Manufakturen und Werkstätten erinnert – ehrlich, direkt und charakterstark. Es ist mehr als nur ein Look, es ist ein Erlebnis für die Sinne.

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Achtung, Falle: Hohl klingender Stahl. Klopfen Sie mit dem Fingerknöchel gegen das Tischbein. Ein massives Profil klingt satt und tief. Ein dünnwandiges Rohr aus einem Billig-Möbelhaus klingt hell, blechern und hohl. Das ist der schnellste Test, um die Materialstärke und damit die Stabilität grob einzuschätzen.

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Der rohe Charme des Industrial Designs wird durch Pflanzen erst richtig lebendig. Der Kontrast zwischen dem kühlen, harten Metall und dem organischen, grünen Leben schafft eine spannende Harmonie. Besonders gut eignen sich pflegeleichte Pflanzen wie die Monstera, der Bogenhanf oder Efeututen, die mit ihren großen Blättern und Ranken die strengen Linien aufbrechen.

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Welche Farben passen zum Industrial Style?

Die Basis bilden neutrale Töne: Schwarz, Anthrazit, Grau- und Betonschattierungen sowie die warmen Farben des Holzes und Leders. Für Akzente eignen sich gedämpfte, „schmutzige“ Farben, die an industrielle Umgebungen erinnern: Petrol, rostiges Orange, dunkles Armeegrün oder ein tiefes Marineblau. Vermeiden Sie grelle, reine Farben, um die Authentizität zu wahren.

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Ein Kubikmeter Eichenholz wiegt etwa 750 kg, während Stahl eine Dichte von 7.850 kg pro Kubikmeter hat. Dieses enorme Gewicht ist der Grund, warum echte Industriemöbel so unglaublich stabil und unverrückbar am Boden stehen.

Dieses Gewicht ist kein Nachteil, sondern ein Qualitätsmerkmal. Es sorgt für eine Wertigkeit und Standfestigkeit, die Leichtbaumöbel niemals erreichen können.

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Geölte Holzoberfläche: Das Öl zieht tief ins Holz ein, feuert die Maserung an und erhält die natürliche Haptik. Die Oberfläche bleibt atmungsaktiv und kleine Kratzer lassen sich leicht lokal ausbessern. Perfekt für den authentischen Look.

Lackierte Holzoberfläche: Der Lack bildet eine schützende Schicht auf dem Holz. Die Oberfläche ist widerstandsfähiger gegen Flecken und Flüssigkeiten, fühlt sich aber weniger natürlich, fast wie Kunststoff an. Eine Reparatur ist aufwändiger.

Für den echten Industrial-Fan ist eine geölte Oberfläche meist die erste Wahl.

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Vergessen Sie nicht die Wände. Eine einzelne Wand mit einer Tapete in Beton- oder Backsteinoptik kann die Atmosphäre eines ganzen Raumes verändern. Hersteller wie „A.S. Création“ oder „Rasch“ bieten täuschend echte Vliestapeten, die sich leicht anbringen lassen und den perfekten Hintergrund für Ihre Möbel bilden, ohne dass Sie eine echte Ziegelwand freilegen müssen.

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  • Sie bieten maximale Flexibilität im Raum.
  • Sie unterstreichen den funktionalen Werkstatt-Charakter.
  • Sie erleichtern das Staubsaugen ungemein.

Das Geheimnis? Achten Sie auf hochwertige Schwerlastrollen, am besten mit einer Gummierung und Feststellbremsen. Diese stammen direkt aus dem Industriebedarf, rollen leise und hinterlassen keine Spuren auf Ihrem Parkett oder Dielenboden.

Der aktuelle Trend geht zur Fusion: „Japandi-Industrial“. Hier trifft der raue, funktionale Charme des Industrial-Looks auf die minimalistische, naturverbundene Ruhe des japanisch-skandinavischen Stils. Denken Sie an ein schwarzes Stahlregal, das aber nur mit wenigen, sorgfältig ausgewählten Keramiken und einer einzelnen Pflanze dekoriert ist. Die Kombination aus roher Funktion und bewusster Leere schafft eine unglaublich moderne und zugleich zeitlose Ästhetik.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.