Betonlampen: Der ehrliche Werkstatt-Guide – Kaufen oder lieber selber machen?
Mal ganz ehrlich: Wenn Leute an Beton denken, sehen sie meistens graue Baustellen und kalte Wände. Aber in der Werkstatt, wenn man das Material in den Händen hat, ist das eine ganz andere Geschichte. Beton ist nicht kalt. Er ist ehrlich, er ist massiv und, richtig verarbeitet, strahlt er eine unglaubliche Ruhe aus. Kein Wunder, dass Betonleuchten immer beliebter werden.
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Aber genau da liegt das Problem. Ich sehe wunderschöne, handwerklich perfekte Stücke, aber leider auch viel Schrott, der im besten Fall unschön und im schlimmsten Fall brandgefährlich ist. Deswegen will ich hier mal Tacheles reden und mein Wissen aus der Werkstatt mit dir teilen. Wir klären, woran du Qualität erkennst, wie du eine Lampe selbst gießt und wo die Grenzen des Heimwerkens definitiv erreicht sind.
Das Material verstehen: Mehr als nur grauer Matsch
Wer mit Beton arbeitet, muss ihn verstehen. Das ist kein Hexenwerk, aber ein paar Regeln gibt es schon. Im Grunde ist es wie beim Backen: Die Zutaten – Zement, Wasser und Sand oder Kies – müssen im richtigen Verhältnis stehen.

Das Geheimnis liegt im Wasser
Das A und O ist das Verhältnis von Wasser zu Zement. Zu viel Wasser, und der Beton wird nach dem Aushärten porös und brüchig. Das ist ein klassischer Anfängerfehler! Zu wenig Wasser, und die Masse ist zu zäh, um in alle Ecken der Gussform zu fließen. Für eine Lampe brauchen wir einen Beton, der fließfähig ist, aber trotzdem bärenstark wird. Profis nutzen dafür spezielle Fließmittel. Für uns Heimwerker gibt es zum Glück eine einfache Lösung: sogenannter Kreativ- oder Bastelbeton aus dem Baumarkt. Der ist schon perfekt abgemischt und verzeiht auch mal kleine Fehler.
Welcher Beton ist der Richtige?
Bitte nimm nicht einfach den Estrichbeton von der Palette nebenan. Wir brauchen für eine glatte Oberfläche einen sehr feinen Beton, oft auch als Sichtbeton-Mischung verkauft. Der Sand darin ist superfein, was für dieses edle Finish sorgt. Klar, es gibt auch Hightech-Materialien wie Ultra-High-Performance-Beton, mit dem man hauchdünne, aber extrem stabile Schirme gießen kann. Aber ganz ehrlich, das Zeug ist teuer und eine echte Diva in der Verarbeitung. Für den Start ist eine gute Kreativbeton-Mischung die beste und günstigste Wahl.

Gut zu wissen: Beton trocknet nicht einfach an der Luft, er härtet durch eine chemische Reaktion aus. Und dafür braucht er Feuchtigkeit. Deck deine frische Gussform also immer mit einer Plastiktüte ab, damit sie nicht zu schnell austrocknet. Nach 24 bis 48 Stunden kannst du sie aus der Form nehmen, aber ihre volle Stärke erreicht sie erst nach Wochen. Gib deiner Lampe aber mindestens eine Woche Zeit, bevor du sie aufhängst.
Ein ernstes Thema: Das Gewicht
Machen wir uns nichts vor: Beton ist schwer. Selbst eine kleine Pendelleuchte bringt locker 3 bis 5 Kilo auf die Waage, größere Modelle auch mal 10 Kilo. Das darfst du NIEMALS unterschätzen. Deine Decke und die Aufhängung müssen das aushalten. Ich hab schon Decken gesehen, aus denen billige Dübel einfach rausgerissen sind. Besonders bei abgehängten Gipskartondecken musst du höllisch aufpassen und brauchst spezielle Hohlraumdübel oder musst sogar in der tragenden Betondecke darüber ankern. Sicherheit geht hier absolut vor!

Gekaufte Betonleuchte: Worauf du achten musst
Du willst lieber eine Lampe kaufen? Super Entscheidung, es gibt fantastische Modelle. Aber wie trennt man Qualität von Ramsch? Hier ist meine Checkliste, wenn ich mir eine Lampe anschaue.
- Die Oberfläche: Fahr mal mit der Hand drüber. Fühlt sie sich samtig-glatt an oder eher rau und staubig? Guter Beton ist versiegelt, damit er nicht staubt oder Flecken bekommt. Kleine Luftbläschen, sogenannte Lunker, sind völlig normal und machen den Charme aus. Sieht die Oberfläche aber aus wie ein Schweizer Käse, wurde beim Verdichten geschlampt.
- Die Kanten: Sind die Kanten scharfkantig und bröselig? Finger weg! Das ist ein Zeichen für schlechte Betonqualität. Saubere, leicht gebrochene oder geschliffene Kanten zeigen, dass hier sorgfältig nachgearbeitet wurde.
- Fassung & Kabel: Schau dir an, wie die Lampenfassung befestigt ist. Ist sie nur reingeklebt? Das kann sich durch die Wärme des Leuchtmittels lösen. Professionell ist eine eingegossene oder fest verschraubte Halterung. Essentiell ist auch die Zugentlastung am Kabel – eine kleine Klemme, die verhindert, dass das Gewicht der Lampe an den Stromkontakten zieht. Fehlt die, ist die Lampe tabu.
- Sicherheit & Aufhängung: Achte auf das VDE-Zeichen auf allen elektrischen Teilen. Das garantiert geprüfte Sicherheit. Die Aufhängung selbst besteht meist aus einem dünnen Stahlseil. Ist das nur mit einer billigen Blechklemme befestigt oder mit einer soliden Verschraubung?
Aus meiner Erfahrung: Rechne bei einer gekauften Lampe mit Preisen zwischen 80 und 250 Euro für etwas Anständiges. Die Billigheimer für 30 Euro sind oft genau der Schrott, vor dem ich warne. Ich hatte mal einen Kunden, der online eine günstige Lampe aus Fernost bestellt hatte. Nach ein paar Monaten krachte das 5-Kilo-Teil auf seinen Glastisch. Zum Glück saß niemand drunter. Die Klemme des Stahlseils hatte sich einfach aufgebogen. Sowas prägt.

Entscheidungshilfe: Kaufen oder selber machen?
Bist du unsicher, was der richtige Weg für dich ist? Lass uns das mal kurz durchgehen.
Eine Lampe selber zu machen ist unschlagbar, wenn du ein echtes Unikat willst. Du bestimmst Form, Farbe und Oberfläche. Die reinen Materialkosten pro Lampe sind mit ca. 30-40 Euro ziemlich gering. Aber: Plane gut 2-3 Stunden aktive Arbeitszeit ein, plus mehrere Tage Geduld fürs Aushärten. Und du trägst natürlich das Risiko, dass etwas schiefgeht.
Eine Lampe zu kaufen ist schnell und sicher – vorausgesetzt, du achtest auf Qualität. Du hast in 30 Minuten alles montiert und eine Garantie. Dafür legst du, wie gesagt, eher 80 € und aufwärts hin und hast ein Produkt von der Stange. Für viele ist das aber genau die richtige, unkomplizierte Lösung.
Anleitung: Deine eigene Betonleuchte gießen
Okay, du bist mutig und willst es selbst wagen? Großartig! Mit Geduld und Sorgfalt ist das absolut machbar. Aber zuerst das Wichtigste.

ACHTUNG: Sicherheit geht vor!
Zementstaub ist aggressiv für Haut und Lunge. Das ist kein Witz. Also, keine Ausreden, du trägst IMMER:
- Staubmaske (FFP2): Vor allem beim Anmischen des trockenen Pulvers.
- Schutzbrille: Betonspritzer im Auge sind die Hölle.
- Feste Handschuhe: Um deine Haut zu schützen.
Deine Einkaufsliste für den Baumarkt
Hier ist, was du wirklich brauchst und was der Spaß ungefähr kostet:
- Kreativ-Beton: Ein 5-kg-Sack kostet ca. 10-15 € und reicht für 2-3 Lampen.
- Gussform: Zwei ineinander passende Plastikschüsseln oder stabile Plastikflaschen (PET). Kostet fast nichts.
- Trennmittel: Ein einfaches Sonnenblumenöl aus der Küche tut’s auch (ca. 2 €).
- Lampenpendel-Set: Ein VDE-geprüftes Set mit Fassung (E27), Kabel und Baldachin. Gibt’s online oder im Baumarkt für ca. 15-25 €.
- Kleinkram: Mischeimer, Kelle, Schleifpapier (120er & 240er) und etwas Bienenwachs oder Steinversiegelung zur Nachbehandlung (ca. 10 €).
Schritt für Schritt zum Unikat
Schritt 0: Die Generalprobe. Bevor du die Lampe gießt, mach einen Testlauf! Nimm einen alten Joghurtbecher und gieß einen kleinen Teelichthalter. So bekommst du ein Gefühl für die Konsistenz des Betons, ohne gleich Material zu verschwenden.

1. Form vorbereiten: Alle Flächen, die den Beton berühren, dünn mit Öl einreiben. So löst sich der Schirm später leichter. Für eine Lampe mit ca. 15 cm Durchmesser brauchst du etwa 1,5 kg Trockenmischung. Lieber etwas mehr anmischen!
2. Mischen & Gießen: Wasser langsam zum Pulver geben und zu einer homogenen Masse verrühren – die Konsistenz sollte an dicken Joghurt erinnern. Füll die Masse in die äußere Form und drücke dann die innere Form hinein. Kleiner Tipp: Damit die innere Schale nicht aufschwimmt, leg einen Stein hinein oder fixiere sie mit Heißkleber an zwei Holzleisten, die du quer über die große Schale legst.
3. Verdichten, verdichten, verdichten! Das ist der wichtigste Schritt gegen unschöne Luftlöcher. Klopfe sanft, aber ausdauernd von allen Seiten gegen die Form und rüttle sie vorsichtig. Du wirst sehen, wie die Luftblasen aufsteigen. Mein erster Versuch hatte so viele Löcher, den hätte ich als Nudelsieb benutzen können. Lektion gelernt: Klopfen, bis der Arzt kommt!

4. Aushärten lassen: Form mit einer Plastiktüte abdecken und an einen schattigen Ort stellen. Mindestens 48 Stunden in Ruhe lassen!
5. Entformen & Finish: Der magische Moment! Löse vorsichtig die Formen. Die Kanten sind jetzt noch empfindlich. Brich sie sanft mit nassem Schleifpapier und schleif die Oberfläche, wenn du magst. Danach komplett trocknen lassen.
6. Versiegeln: Wenn alles trocken ist, reibst du den Schirm mit Bienenwachs oder einer Betonversiegelung ein. Das feuert die Farbe an und schützt die Oberfläche.
Elektrik: Hier hört der Heimwerker-Spaß auf!
Du hältst deinen perfekten Lampenschirm in den Händen – Glückwunsch! Aber jetzt kommt der Teil, bei dem ich keinen Spaß verstehe: Der Anschluss der Lampe an den Deckenstrom ist in Deutschland aus gutem Grund eine Arbeit für eine ausgebildete Elektrofachkraft.
Warum? Es geht um deine Sicherheit und die deiner Familie. Bei einem Brand durch eine fehlerhafte Installation zahlt keine Versicherung. Ein Profi schließt nicht nur drei Kabel an. Er prüft die Tragfähigkeit der Decke, verwendet die richtigen Dübel und stellt sicher, dass alles korrekt geerdet ist. Bitte, bitte spar nicht am falschen Ende. Kauf dir ein sicheres, fertiges Pendel-Set – such einfach online nach „Lampenpendel E27 VDE-geprüft“ – und lass den Anschluss von einem Profi machen. Alles andere ist grob fahrlässig.

Ein ehrliches Fazit
Eine Betonleuchte ist mehr als nur ein Wohntrend. Sie ist ein Statement für Beständigkeit und ehrliches Material. Egal, ob du kaufst oder selbst Hand anlegst, achte auf die Details und nimm das Gewicht und die Elektrik ernst. Dann hast du einen Begleiter für viele Jahre, der Charakter hat und eine Geschichte erzählt – vielleicht sogar deine eigene.
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Eine Betonlampe ist mehr als nur ein Lichtspender; sie ist ein Statement. Der rohe, ehrliche Charakter des Materials erdet den Raum und schafft einen spannenden Kontrast, besonders wenn das warmweiße Licht einer Edison-Birne auf die kühle, strukturierte Oberfläche trifft. Jede kleine Lufteinblase, jede Farbnuance erzählt die Geschichte ihrer Entstehung und macht sie zu einem unverwechselbaren Unikat, das mit der Zeit nur an Charakter gewinnt.

- Matt versiegeln: Eine transparente Versiegelung für Beton (z.B. von „Bekateq“) schützt vor Flecken, ohne den rohen Look zu verfälschen.
- Wachsen für Tiefe: Ein farbloses Bienenwachs, dünn aufgetragen und poliert, verleiht der Oberfläche eine seidige Haptik und eine tiefere, sattere Farbe.
- Kanten brechen: Mit feinem Schleifpapier (240er Körnung) können scharfe Kanten sanft abgerundet werden, was die Lampe handschmeichelnder macht.

Das A und O der Elektrik: Ein schwerer Betonkörper braucht unbedingt eine sichere Zugentlastung an der Fassung, damit das Gewicht niemals am Kabel selbst hängt. Achten Sie zudem auf hochwertige, hitzebeständige Textilkabel und eine fachgerechte Verkabelung. Im Zweifel gilt: Den Anschluss immer von einem Elektriker prüfen lassen – Sicherheit geht absolut vor!

Entgegen der Erwartung ist eine gut gestaltete Betonlampe oft kein Schwergewicht. Durch den Einsatz moderner Betonmischungen und cleverer Gussformen wiegen viele Pendelleuchten nur zwischen 1 und 2 Kilogramm.

Beton ist ein fantastischer Teamplayer, der andere Materialien zum Leuchten bringt. Seine Stärke liegt in der Kombination mit Gegensätzen, die seine rohe Ästhetik unterstreichen oder abmildern.
- Holz: Die Wärme und Maserung von Eichen- oder Nussbaumholz schaffen einen organischen, skandinavisch anmutenden Kontrast zur mineralischen Kühle des Betons.
- Metall: Glänzende Akzente aus Kupfer oder Messing für Fassung und Kabel verleihen dem industriellen Look einen Hauch von Eleganz und Glamour.
- Textil: Ein grob gewebtes Textilkabel oder ein Platz auf einem weichen Wollteppich mildert die Härte und integriert die Lampe harmonisch in ein gemütliches Wohnambiente.

Warum hat meine selbstgemachte Lampe unschöne Krater und Luftblasen an der Oberfläche?
Das ist ein klassisches Problem, das durch eingeschlossene Luft beim Gießen entsteht. Die Lösung ist Vibration! Unmittelbar nach dem Einfüllen des Betons klopfen Sie für mehrere Minuten sanft, aber beständig mit einem Gummihammer oder einem Holzstück von allen Seiten gegen die Gussform. Profis nutzen einen Rütteltisch, aber das Klopfen von Hand reicht für Heimwerkerprojekte meist völlig aus, um die Luftblasen an die Oberfläche zu treiben und ein glattes Ergebnis zu erzielen.

Vintage-Look: Eine LED-Filament-Birne (z.B. die „1906“-Serie von Osram) mit sichtbaren „Glühfäden“ und warmem Licht (unter 2700 Kelvin) betont den nostalgischen Industrie-Charme und erzeugt eine sehr gemütliche Atmosphäre.
Moderner Fokus: Ein GU10-LED-Spot mit einer klaren Linse sorgt für ein gerichtetes, helles Licht, das perfekt ist, um einen Esstisch oder eine Arbeitsfläche gezielt auszuleuchten und die geometrische Form der Lampe hervorzuheben.
Die Wahl des Leuchtmittels entscheidet maßgeblich über die Wirkung Ihrer Betonlampe im Raum.

Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat Beton eine technische Lebensdauer von über 80 Jahren.
Das macht eine Betonlampe zu einem potenziellen Erbstück. Statt auf kurzlebige Trends zu setzen, investiert man in ein Objekt, das durch seine Materialität und sein zeitloses Design Beständigkeit ausstrahlt. Sollte die Technik eines Tages veralten, können Fassung und Kabel einfach ausgetauscht werden, während der massive Korpus bestehen bleibt – ein echtes Statement gegen die Wegwerfgesellschaft.
- Ein sanfter Farbverlauf von Hellgrau zu tiefem Anthrazit.
- Eine Oberfläche, die im Licht dezent golden schimmert.
- Ein einzigartiger Terrazzo-Effekt mit bunten Sprenkeln.
Das Geheimnis? Dem Betonmischprozess eine persönliche Note verleihen. Durch die Zugabe spezieller Farbpigmente (z.B. von „Bayferrox“) oder feiner Zuschlagstoffe wie Messingspäne, Glasgranulat oder Marmorsplitt lässt sich die Optik des Betons radikal verändern. Hier beginnt das wahre Experimentieren und macht jede Lampe zu einem absolut individuellen Kunstwerk.




