Pokémon aus Papier basteln? So geht’s richtig (Eine Anleitung aus der Werkstatt)
Mal ehrlich: Warum Basteln so viel mehr ist als nur Kleben und Schnippeln
In meiner Werkstatt sehe ich Basteltrends kommen und gehen. Aber manche Dinge, die bleiben einfach. Und Pokémon gehört erstaunlicherweise dazu. Es fühlt sich an, als wäre es gestern gewesen, als die ersten Väter mit ihren Kids hier standen und wissen wollten, wie man eine stabile Figur aus Pappe baut. Heute kommen dieselben Leute mit ihren Enkeln. Die Figuren haben sich vielleicht geändert, aber die Fragen sind dieselben geblieben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Mal ehrlich: Warum Basteln so viel mehr ist als nur Kleben und Schnippeln
- 2 Das Fundament: Die richtige Ausrüstung ist die halbe Miete
- 3 Die Grundtechniken: Vom flachen Plan zum 3D-Modell
- 4 Projekt 1: Pikachu für Einsteiger – Der perfekte Start
- 5 Projekt 2: Relaxo als Spardose – Die Meisterklasse mit Pappmaché
- 6 Hilfe, es klappt nicht! – Typische Anfängerfehler und wie du sie vermeidest
- 7 Ein ernstes Wort zur Sicherheit
- 8 Und jetzt bist du dran!
- 9 Bildergalerie
Und genau deshalb liegt mir dieses Thema am Herzen. Es geht hier nicht nur um eine bunte Figur. Es geht darum, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen. Kinder lernen dabei, geduldig zu sein – eine Fähigkeit, die heute Gold wert ist. Sie begreifen, wie aus einem flachen Blatt Papier ein echtes, dreidimensionales Objekt wird. Das schult das räumliche Denken besser als jedes Computerspiel, ganz ehrlich.
Ich werde dir hier keine „5-Minuten-Lifehacks“ zeigen. Davon ist das Internet voll. Mein Ziel ist es, dir die echten Grundlagen des sauberen Arbeitens zu vermitteln. So, wie ich es jedem beibringen würde, der bei mir in die Lehre geht. Wir sprechen über das richtige Material, die passenden Werkzeuge und gehen Schritt für Schritt durch, wie eine Figur entsteht, die nicht nach einer Woche wieder in ihre Einzelteile zerfällt. Das ist kein Hexenwerk. Es ist Handwerk.

Das Fundament: Die richtige Ausrüstung ist die halbe Miete
Jedes gute Projekt beginnt mit der Auswahl des Materials. Wer hier am falschen Ende spart, ärgert sich später nur. Ein wackeliges Pokémon macht einfach keine Freude. Bevor wir also loslegen, hier eine kleine Einkaufsliste, damit du alles parat hast:
- Tonkarton: Ein Block im A4-Format mit verschiedenen Farben ist perfekt für den Anfang. Den bekommst du in jedem Bastelladen oder online für ca. 5-10 €.
- Cutter/Skalpell: Ein gutes Cuttermesser mit Metallführung ist unerlässlich. Rechne hier mit 8-15 €. Ersatzklingen nicht vergessen!
- Schneidematte: Eine selbstheilende Matte in A4 oder A3 schont Tisch und Klinge. Eine absolut lohnende Investition für 5-12 €.
- Stahllineal: Ein 30-cm-Lineal aus Stahl kostet vielleicht 5 € und hält ein Leben lang.
- Weißleim (Holzleim): Eine kleine Flasche (z.B. von Ponal) kostet wenige Euro und ist extrem ergiebig.
Papierkunde für Macher: Warum 80g-Papier im Drucker bleiben sollte
Der erste Impuls vieler ist: normales Druckerpapier. Das hat meist 80 Gramm pro Quadratmeter (g/m²). Für eine Zeichnung super, für eine Figur aber völlig ungeeignet. Es reißt, weicht beim Kleben sofort durch und die Kanten werden labberig. Also, vergiss es am besten direkt.

Für stabile Figuren brauchst du Karton. Und da gibt es zwei Hauptdarsteller:
- Tonkarton: Meist so zwischen 160 und 300 g/m² schwer. Der große Vorteil: Er ist durchgefärbt. Wenn du ihn schneidest, ist auch die Kante farbig, was super professionell aussieht. Für die meisten Figuren sind 220 g/m² ein idealer Kompromiss – stabil genug, aber noch gut zu falten.
- Fotokarton: Mit rund 300 g/m² ist das schon ein echtes Schwergewicht. Er ist perfekt für Grundplatten oder sehr große, tragende Teile. Ihn zu falten, erfordert aber schon etwas mehr Kraft und sauberes Vorarbeiten.
Ach ja, und hier kommt ein echter Profi-Tipp: die Laufrichtung des Papiers. Wusstest du schon, dass die Papierfasern bei der Herstellung wie winzige Baumstämme in eine Richtung „schwimmen“? Wenn du das Papier entlang dieser Richtung faltest, bekommst du eine saubere, scharfe Kante. Faltest du quer dazu, brechen die Fasern und die Kante wird unsauber. Teste das einfach an einem Reststück: Bieg es in beide Richtungen. Die Richtung, die leichter nachgibt, ist die Laufrichtung. Ein alter Trick aus dem Buchbinder- und Modellbauhandwerk!

Klebstoff-Guide: Was wirklich zusammenhält
Der falsche Kleber kann dir dein ganzes Projekt ruinieren. Fangen wir mit dem an, was du wahrscheinlich zu Hause hast: der Klebestift. Super für Kids und um Schablonen kurz festzupappen, aber für tragende Teile ist er viel zu schwach. Die Klebekraft lässt mit der Zeit einfach nach.
Mein absoluter Favorit ist und bleibt guter alter Weißleim (Holzleim). Er trocknet transparent auf und wird bombenfest. Der Trick ist, ihn hauchdünn aufzutragen, am besten mit einem Zahnstocher. Zu viel Leim weicht den Karton auf und quillt an den Seiten raus. Er braucht ein paar Minuten, um „anzuziehen“, in der Zeit musst du die Teile kurz fixieren.
Und dann gibt’s da noch die Heißklebepistole. Praktisch, weil der Kleber sofort fest wird. Aber Vorsicht! Das Zeug ist wirklich heiß, und die Brandblasen, die ich schon gesehen habe, sind kein Spaß. Außerdem werden die Klebestellen oft dick und unsauber. Wenn überhaupt, nutze sie nur für unsichtbare Verbindungen im Inneren. Für Kinder gibt es Niedertemperatur-Pistolen, die sind sicherer, aber auch hier gilt: Aufsicht ist Pflicht!

Schneidwerkzeuge: Der feine Unterschied zwischen „fertig“ und „professionell“
Eine saubere Schnittkante ist das A und O. Für präzise Modelle brauchst du ein scharfes Cuttermesser. Investiere in eines mit einer stabilen Metallführung für die Klinge. Und ganz wichtig: Brich die Segmente der Klinge regelmäßig ab. Eine stumpfe Klinge reißt das Papier, anstatt es zu schneiden. Dazu gehört zwingend ein Stahllineal – niemals, wirklich NIEMALS ein Plastiklineal zum Schneiden nehmen. Die Klinge frisst sich rein und dein Schnitt wird krumm.
Und hier kommt die wichtigste Regel in jeder Werkstatt: Immer vom Körper wegschneiden. Immer. Leg die Finger der haltenden Hand weit weg von der Schnittkante. Das klingt banal, aber genau bei solchen einfachen Dingen passieren durch Unachtsamkeit die meisten Unfälle.
Die Grundtechniken: Vom flachen Plan zum 3D-Modell
Gutes Werkzeug ist super, aber jetzt kommt die Technik. Und das Beste: Diese Handgriffe sind universell. Ob Pokémon oder Architekturmodell, die Prinzipien bleiben gleich.

Woher bekomme ich die Vorlagen?
Das ist wohl die wichtigste Frage am Anfang! Du musst das Rad nicht neu erfinden. Das Internet ist eine wahre Goldgrube für sogenannte „Papercraft“-Vorlagen. Gib bei Google einfach mal „Pokémon papercraft template“ oder den Namen deiner Wunschfigur + „papercraft“ ein. Es gibt ganze Communitys, die fantastische, kostenlose Vorlagen teilen. Drucke diese einfach auf normalem Papier aus – das sind deine Schablonen.
Schablonen sauber auf den Karton übertragen
Schneide die Teile der Papierschablone grob aus. Jetzt gibt es zwei saubere Methoden, um sie auf deinen stabilen Tonkarton zu bekommen:
- Leichtes Ankleben: Nimm einen wiederablösbaren Sprühkleber oder einfach kleine Stücke Klebeband an den Ecken, um die Schablone auf dem Karton zu fixieren. So verrutscht nichts und du kannst direkt durch beide Schichten schneiden. Danach die Papierschablone vorsichtig abziehen.
- Durchpausen: Lege die Schablone auf den Karton und fahre die Linien mit einem Bleistift fest nach. Der Druck erzeugt eine leichte Rille im Karton, an der du dich beim Schneiden orientieren kannst.

Rillen: Das Geheimnis für gestochen scharfe Kanten
Versuch niemals, dicken Karton einfach so zu falten. Die Kante wird immer rund und ungenau. Profis bereiten jede Faltkante vor, das nennt sich Rillen. Leg dein Stahllineal an die Faltlinie und fahre mit einem stumpfen, aber spitzen Werkzeug daran entlang. Ein ausgedienter Kugelschreiber (ohne Mine!) oder die Rückseite der Cutterklinge funktionieren perfekt. Dadurch stauchst du die Papierfasern an dieser Linie, und der Karton lässt sich danach exakt und mit einer superscharfen Kante knicken. Dieser eine Schritt macht einen gigantischen Unterschied, glaub mir.
Projekt 1: Pikachu für Einsteiger – Der perfekte Start
Fangen wir mit einer einfachen, blockartigen Figur an. Hier können wir perfekt alle Grundtechniken üben. Plane dafür mal so 90 Minuten ein, dann hast du keinen Stress mit den Trocknungszeiten.
Was du brauchst:
- Gelber, schwarzer und roter Tonkarton (ca. 220 g/m²)
- Weißleim, Schere, Cutter, Stahllineal, Schneidematte
- Ein Werkzeug zum Rillen (z.B. der alte Kuli)

Schritt 1: Der Körper als einfaches Netz
Wir starten mit dem Körper, einem simplen Quader. Stell dir dafür einfach vier Rechtecke (z.B. 10 cm hoch, 6 cm breit) in einer langen Reihe vor. An eines dieser Rechtecke zeichnest du oben und unten jeweils ein Quadrat (6×6 cm) dran. Das sind Boden und Deckel. Zum Schluss malst du an die freien Außenkanten noch schmale Klebelaschen (ca. 1 cm breit). Schneide dieses ganze „Netz“ dann sorgfältig mit Cutter und Lineal aus.
Schritt 2: Rillen, Falten, Kleben
Jetzt kommt die Rilltechnik! Rille alle Faltlinien, auch die der kleinen Klebelaschen. Danach faltest du alle Kanten einmal sauber vor. Trage nun dünn Leim auf die Laschen auf, forme den Quader und klebe ihn zusammen. Halte die Naht kurz fest, bis der Leim anzieht. Erst den Boden festkleben, den Deckel lassen wir noch offen.
Schritt 3: Kopf und Details
Der Kopf ist einfach ein kleinerer Würfel (z.B. 5x5x5 cm), den du nach dem gleichen Prinzip baust. Für die Details schneidest du aus schwarzem Karton die Ohren und aus rotem Karton die Wangenkreise aus (eine Münze ist eine super Schablone!). Klebe alles an den Kopf, bevor du ihn auf den Körper setzt.

Schritt 4: Endmontage
Kopf auf den Körper kleben, den Schwanz in Blitzform aus doppelt geklebtem Karton ausschneiden und befestigen. Das Gesicht kannst du mit einem feinen, schwarzen Stift aufmalen. Fertig!
Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Kinder wollen oft sofort alles zusammenklatschen. Bremse sie hier sanft und erkläre, warum der Leim einen Moment braucht. Diese kleine Portion Geduld zahlt sich am Ende hundertfach aus.
Projekt 2: Relaxo als Spardose – Die Meisterklasse mit Pappmaché
Bereit für die nächste Stufe? Pappmaché ist eine uralte Technik, mit der du wunderbar runde, organische Formen hinbekommst – perfekt für einen Relaxo! Aber Achtung: Das ist kein schnelles Nachmittagsprojekt. Rechne eher mit einer Woche, die meiste Zeit davon ist aber nur Warten.
Was du brauchst:
- Ein großer Luftballon
- Alte Zeitungen (kein Hochglanzpapier!)
- Tapetenkleister
- Acrylfarben in Blau, Beige, Schwarz
- Kartonreste für Arme und Beine
Der Kleister-Trick und die Vorbereitung
Du kannst fertigen Tapetenkleister nehmen (nach Anleitung anrühren) oder ihn dir super billig selbst machen: Nimm einfach einen Teil Mehl und vier Teile Wasser, rühre alles glatt und lass es unter Rühren kurz aufkochen, bis es andickt. Abkühlen lassen, fertig! Dann reißt du die Zeitung in viele kleine Streifen. Gerissene Kanten verbinden sich viel besser als geschnittene.

Schicht für Schicht zum Ziel
Blas den Ballon auf – das ist dein Relaxo-Körper. Tauche die Zeitungsstreifen in den Kleister, streife Überschüssiges mit den Fingern ab und leg sie überlappend auf den Ballon. Lass am Knoten eine kleine Öffnung frei. Und jetzt kommt der Geduldsteil: Jede Schicht muss mindestens 24 Stunden trocknen, am besten an einem warmen Ort. Mindestens drei, besser fünf Schichten solltest du auftragen. Kleiner Tipp: Nimm für jede Schicht eine andere Art von Zeitung (mal mit viel Text, mal mit vielen Bildern), dann siehst du sofort, wo du schon warst.
Die Vollendung
Wenn alles steinhart ist, kannst du den Ballon im Inneren platzen lassen und entfernen. Forme Arme, Beine und Ohren aus Kartonresten, beklebe sie ebenfalls mit Pappmaché und bring sie mit weiteren eingekleisterten Streifen am Körper an. Schneide vorsichtig einen Geldschlitz in den Rücken. Zum Schluss alles mit weißer Farbe grundieren (damit die späteren Farben leuchten) und dann die Details aufmalen. Ein matter Klarlack als Finish schützt die Farbe.

Hilfe, es klappt nicht! – Typische Anfängerfehler und wie du sie vermeidest
Keine Sorge, jeder fängt mal an. Hier sind die häufigsten Probleme und ihre einfachen Lösungen:
- Problem: „Mein Schnitt ist total fransig und unsauber!“
Lösung: Deine Klinge ist zu 100% stumpf. Brich sofort ein neues Segment ab oder wechsle die Klinge. Eine scharfe Klinge ist alles! - Problem: „Der Weißleim macht überall Flecken!“
Lösung: Du nimmst viel zu viel. Weniger ist mehr! Nutze einen Zahnstocher oder ein kleines Holzstäbchen, um den Leim hauchdünn nur auf die Klebelaschen aufzutragen. - Problem: „Meine Faltkante ist total rund und ungenau.“
Lösung: Du hast das Rillen vergessen. Geh nochmal einen Schritt zurück. Dieser Vorbereitungsschritt ist das Geheimnis für professionelle Kanten.
Ein ernstes Wort zur Sicherheit
Bei allem Spaß: Sicherheit geht vor. Das sind keine Spaßbremsen-Regeln, sondern Lektionen, die aus Erfahrung gelernt wurden.
Cutter und Heißklebepistolen sind kein Kinderspielzeug. Kinder dürfen damit NIEMALS allein arbeiten. Ein Sechsjähriger kann wunderbar reißen und kleben, aber das Schneiden mit dem Cutter ist eine Aufgabe für Jugendliche, und selbst dann nur unter Aufsicht. Sorg für einen aufgeräumten Arbeitsplatz mit gutem Licht. Und hab immer ein paar Pflaster griffbereit. Man weiß ja nie.

Und jetzt bist du dran!
Du hast jetzt das komplette Rüstzeug, um loszulegen. Du kennst die Materialien, die Werkzeuge und die wichtigsten Techniken. Der Rest ist einfach nur Machen, Üben und Geduld haben. Fang mit dem Pikachu an. Wenn das klappt, versuch dich an neuen Formen.
Aber das Wichtigste ist nicht das perfekte Ergebnis. Es ist der Weg dorthin. Die Zeit, die du allein oder mit deinen Kindern verbringst. Der Stolz in den Augen, wenn die fertige Figur da steht. Das ist der wahre Wert dieser Arbeit. Und der hält viel, viel länger als jeder Klebstoff.
Viel Spaß beim Werken! Und wenn du magst, zeig deine Ergebnisse doch mal auf Social Media mit dem Hashtag #WerkstattPokemon. Ich bin gespannt, was du zauberst!
Bildergalerie


- Beginne mit einem einfachen Modell wie Voltorb oder einem Pokéball.
- Studiere die Faltlinien: Bergfalten (Strich-Punkt) und Talfalten (gestrichelt) sind das A und O.
- Lass jede Klebestelle vollständig trocknen, bevor du das nächste Teil anbringst. Eile ist der Feind des sauberen Bastelns.
Diese drei Grundregeln sind das Fundament. Wer sie beherzigt, kann sich bald auch an ein komplexes Glurak wagen.

Der häufigste Fehler? Zu viel Klebstoff. Eine hauchdünne Schicht, aufgetragen mit einem Zahnstocher oder einer feinen Nadel, ist völlig ausreichend. Zu viel Leim weicht das Papier auf, führt zu unschönen Wellen und verlängert die Trockenzeit unnötig. Weniger ist hier definitiv mehr.

Das Geheimnis für perfekte Rundungen, wie bei einem Pummeluff-Körper, ist das Vorformen. Anstatt das Papier scharf zu knicken, ziehe es sanft über eine runde Kante, etwa einen dicken Marker oder den Griff deines Cutters. So erhält das Papier eine natürliche Biegung ohne Knicke.

Wie bekomme ich die Farben wirklich originalgetreu hin?
Druckvorlagen sind oft ein Kompromiss. Für authentische Farben lohnt sich der Griff zu hochwertigem Tonkarton. Die Papiere der Serie „Mi-Teintes“ von Canson zum Beispiel bieten eine riesige Farbpalette. Das ikonische Pikachu-Gelb entspricht hier etwa dem Ton „Löwenzahn“ (Nr. 501) – viel satter als jeder Ausdruck.

Skalpell: Unschlagbar für organische Kurven und filigrane Ausschnitte, wie die Zacken in Pikachus Schweif. Erfordert Übung, bietet aber maximale Kontrolle.
Cutter: Der Meister der geraden Linie. Immer in Kombination mit einem Stahllineal verwenden, perfekt für die kantigen Körper von Pokémon wie Porygon.
Ein echter Bastler hat beides griffbereit.

Die Figur steht, kippt aber leicht? Ein kleiner Trick aus dem Modellbau: Bevor du das letzte Teil eines Fußes oder des Rumpfes schließt, fülle eine kleine Menge feinen Vogelsand oder Salz hinein. Das senkt den Schwerpunkt und verleiht selbst einem hochbeinigen Pokémon wie Galar-Ponita einen sicheren Stand.

Rund 8.000 Schnitte und Faltungen sind nötig, um ein extrem detailliertes Papercraft-Modell in Lebensgröße zu bauen.
Keine Sorge, unsere Pokémon sind da deutlich genügsamer. Der Fakt zeigt aber, wie meditativ und fesselnd der Prozess sein kann. Jede einzelne Falte ist ein kleiner Schritt zum fertigen Kunstwerk.

Verleihe deinen Figuren Leben mit winzigen Details, die den Unterschied machen:
- Ein Hauch Pastellkreide-Staub, mit einem Wattestäbchen aufgetragen, sorgt für die roten Wangen bei Pikachu.
- Ein feiner, weißer Gelstift (z.B. ein Sakura Gelly Roll) setzt einen Lichtreflex in die Pupillen und lässt die Augen lebendig wirken.

Schon mal was vom „Rillen“ gehört? Um eine exakte, saubere Faltkante zu bekommen, fahre die Faltlinie vor dem Knicken mit einem stumpfen Gegenstand nach. Ein leerer Kugelschreiber, eine ausgediente Kreditkarte oder ein spezielles Falzbein aus dem Bastelbedarf eignen sich perfekt. Das bricht die Papierfasern an der richtigen Stelle und verhindert unschönes Aufplatzen.

Dein Lieblings-Pokémon gibt es nicht als Vorlage? Werde selbst zum Designer! Die kostenlose Software „Pepakura Designer“ ermöglicht es, 3D-Modelle in bastelbare 2D-Vorlagen zu verwandeln. Es ist eine kleine Einarbeitung nötig, aber danach sind deiner Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt – vom schillernden „Shiny“-Garados bis zu deinem eigenen, erfundenen Pokémon.

Hilfe, ein Teil ist beim Ausschneiden gerissen!
Kein Grund zur Panik. Das passiert selbst Profis. Klebe von der Rückseite (der unbedruckten Seite) ein winziges Stück dünnes Papier über den Riss. Seidenpapier oder sogar ein kleines Stück von einem leeren Teebeutel eignen sich hervorragend. Mit etwas Weißleim fixiert, ist die Stelle nach dem Trocknen fast unsichtbar und wieder stabil.

Die kleinen, fummeligen Teile sind die größte Herausforderung. Eine feine Pinzette mit spitzer oder abgewinkelter Spitze ist hier dein bester Freund. Sie ermöglicht es, winzige Laschen präzise zu greifen und an schwer zugängliche Stellen zu führen, ohne alles mit Klebstoff zu verschmieren.

- Ein sattes Gefühl in der Hand.
- Schutz vor Staub und verblassenden Farben.
- Eine professionelle, seidenmatte Oberfläche.
Das Geheimnis? Ein Finish mit Mattlack-Spray. Eine dünne Schicht aus ca. 30 cm Entfernung (z.B. von Marabu oder Liquitex) versiegelt dein Kunstwerk und macht es langlebiger.

Denk dreidimensional! Eine Figur wirkt viel dynamischer, wenn sie nicht steif dasteht. Biege die Beine eines Bisasam leicht, als würde es gerade loslaufen, oder neige den Kopf eines Evoli neugierig zur Seite. Solche kleinen Anpassungen an der Pose, vorgenommen kurz vor dem finalen Verkleben, hauchen deinem Pokémon echtes Leben ein.

Die Wurzeln des modernen Papercrafts liegen in Frankreich im 17. Jahrhundert. Dort wurden die ersten Papierkrippen als „Tableaux en papier“ für Kirchen und Adelshäuser gefertigt.

Weißleim (Ponal): Der Klassiker. Trocknet transparent und bombenfest. Ideal für große, tragende Teile, braucht aber etwas Geduld beim Trocknen.
Präzisions-Bastelkleber (UHU): Kommt oft in Stiftform mit feiner Metallspitze. Trocknet schneller und ist perfekt für winzige Details und Laschen, die sofort halten müssen.

Arbeite immer von innen nach außen. Baue zuerst die komplexen, kleinen Elemente wie Ohren, Arme oder Schwänze zusammen. Diese werden dann an die größeren, einfacheren Körperteile angebracht. Versucht man es andersherum, wird es schnell zu einer fummeligen Angelegenheit, bei der man kaum noch an die Klebestellen herankommt.

Für Fortgeschrittene: Tausche das Papier gegen dünne Moosgummi-Platten (ca. 1-2mm dick). Das Material ist flexibler, verzeiht kleine Fehler und die Kanten stoßen sauberer aneinander. Das Ergebnis ist eine samtige, fast nahtlose Figur, die zudem robuster ist – ideal für ein Relaxo zum Knuddeln.

Geduld ist dein wichtigstes Werkzeug. Wenn du an einer Stelle nicht weiterkommst oder die Finger voller Kleber sind, leg das Projekt für eine halbe Stunde beiseite. Mach einen Tee, schau aus dem Fenster. Mit frischem Blick und ruhiger Hand löst sich das Problem oft wie von selbst.

- Für die feinen, schwarzen Augenlinien und Mundpartien.
- Um Details auf Flügeln oder Panzern nachzuzeichnen.
- Um individuelle Akzente wie Kampfspuren zu setzen.
Ein Set wasserfester Fineliner in verschiedenen Stärken (z.B. von Pigma Micron) ist eine fantastische Ergänzung deiner Werkzeugkiste.

Deine Sammlung wächst? Baue ihr ein Zuhause! Ein einfacher Setzkasten oder ein paar „Lack“-Regale von IKEA werden zur perfekten Bühne. Mit etwas Moos aus dem Bastelladen, blauer Pappe als Wasser und kleinen Kieselsteinen erschaffst du im Handumdrehen kleine Dioramen, die deine Pokémon in ihrer natürlichen Umgebung zeigen.

Tipp für die Umwelt: Wirf Papierreste nicht weg! Aus den farbigen Schnipseln lassen sich wunderbare Mosaike gestalten – zum Beispiel für einen einzigartigen Pokéball. Oder du hebst sie in einem Glas auf und nutzt sie als umweltfreundliches Konfetti für die nächste Geburtstagsfeier.

Der „Flow-Zustand“, beschrieben vom Psychologen Mihály Csíkszentmihályi, ist ein Gefühl völliger Vertiefung und des Aufgehens in einer Tätigkeit.
Genau das ist die Magie, die beim konzentrierten Falten und Kleben einer komplexen Figur entsteht. Es ist nicht nur Basteln, es ist aktive Meditation.

Warum nicht mal ein „Shiny“-Pokémon basteln? Anstatt der normalen Farben, greife zu speziellem Effektkarton. Ein Garados aus metallisch-rotem Papier oder ein Gengar aus perlmutt-violettem Karton sind absolute Hingucker in jeder Sammlung und zeigen deine Meisterschaft im Umgang mit Material.
Die Schneidematte ist mehr als nur ein Untergrund. Nutze die aufgedruckten Linien und Winkel! Sie helfen dir, perfekt rechtwinklige Schnitte zu machen und zu überprüfen, ob deine Faltungen exakt sind. Sie ist Lineal und Schutz in einem und damit das Herzstück deines Arbeitsplatzes.




