Geteiltes Kinderzimmer: So schafft ihr Platz und Frieden – Ein Profi packt aus

von Aminata Belli
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Ganz ehrlich? In meinen Jahren als Tischler habe ich schon alles gesehen. Strahlende Kinderaugen, klar. Aber auch die pure Verzweiflung in den Gesichtern von Eltern, die versuchen, ein Zimmer für zwei oder drei Kinder einzurichten. Die Hochglanz-Magazine zeigen uns bunte Traumwelten, aber die Realität sieht oft anders aus. Da wird um jeden Zentimeter gestritten, das wackelige Hochbett aus dem Internet quietscht bei jeder Bewegung und am Ende ist niemand so richtig glücklich.

Ein Geschwisterzimmer ist eben keine reine Rechenaufgabe. Es geht nicht nur darum, Möbel irgendwie unterzubringen. Es ist ein Balanceakt zwischen Gemeinschaft und dem so wichtigen eigenen kleinen Reich. Zwischen wilder Spielwiese und einem ruhigen Rückzugsort. In diesem Beitrag packe ich mal mein ganzes Wissen aus der Werkstatt und von unzähligen Baustellen aus. Ehrlich, praktisch und ohne leere Versprechungen.

Alles beginnt mit dem Plan: Messen wie ein Profi

Bevor du auch nur daran denkst, ein Möbelstück zu kaufen, brauchst du einen Plan. Klingt banal, ist aber der häufigste Fehler, den ich sehe. Ich habe schon alles erlebt: Da wird ein teures Bett bestellt und plötzlich geht die Zimmertür nicht mehr ganz auf. Oder der Schrank passt millimetergenau in die Nische, aber die Schubladen lassen sich nicht mehr öffnen.

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Nimm dir also wirklich Zeit dafür. Ein anständiges Maßband ist Pflicht, kein Zollstock, der ständig verrutscht. Miss den Raum exakt aus und schnapp dir einfach ein Blatt Papier und einen Bleistift. Mehr braucht es am Anfang nicht. Zeichne einen simplen Grundriss und trag alles Wichtige ein:

  • Genaue Wandlängen: Miss immer an drei Stellen – unten, in der Mitte und oben. Gerade in Altbauten sind Wände selten kerzengerade.
  • Die Raumhöhe: Das A und O für Hochbetten oder hohe Regale.
  • Fenster und Türen: Zeichne ein, wohin sie sich öffnen und wie viel Platz sie dafür brauchen. Auch ein gekipptes Fenster braucht Raum!
  • Heizkörper: Ein Bett direkt vor der Heizung ist tabu. Das stört die Wärmeverteilung und ist schlecht für den Schlaf.
  • Steckdosen und Lichtschalter: Nichts ist ärgerlicher, als wenn die einzige freie Steckdose am Ende hinter einem massiven Kleiderschrank verschwindet.

Kleiner Tipp vom Fachmann: Denk an die Fußleisten! Ein 80 cm breiter Schrank passt eben nicht in eine exakt 80 cm breite Nische, wenn links und rechts noch 1,5 cm dicke Leisten im Weg sind. Das sind die kleinen Details, die am Ende über Gelingen oder Scheitern entscheiden.

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Die Kernfrage: Wohin mit den Betten?

Das Bett ist der Dreh- und Angelpunkt im Zimmer. Seine Position gibt alles andere vor. Je nach Raum gibt es ein paar bewährte Lösungen, die fast immer funktionieren.

Lösungen für zwei Kinder

Für zwei Kids im selben Zimmer gibt es im Grunde drei klassische Anordnungen:

  • Parallel an der Wand: Die einfachste Lösung für längliche Räume. Jedes Kind hat seine eigene Seite, die Fronten sind geklärt. Lass aber mindestens 80 cm, besser einen Meter, Platz zwischen den Betten, damit es nicht zu gedrängt wirkt.
  • Über Eck (L-Form): Perfekt für quadratische Räume. Die Kopfenden der Betten treffen sich in einer Ecke. Das schafft in der Mitte eine riesige freie Spielfläche und jedes Kind bekommt seine eigene gemütliche „Kajüte“.
  • Das Etagenbett: Der Klassiker, wenn der Platz wirklich knapp ist. Aber hier ist absolute Vorsicht geboten. Ein gutes Etagenbett ist eine Investition in die Sicherheit deiner Kinder.

Exkurs: Sicherheit bei Etagenbetten – worauf es WIRKLICH ankommt

Wenn ich gefragt werde, sage ich immer: Kauft niemals ein Bett ohne GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) oder einen Nachweis, dass es die geltenden Sicherheitsnormen erfüllt. Die regeln nämlich alles, was wichtig ist.

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Worauf du im Laden achten musst:

  • Stabilität: Rüttel an dem Bett! Ernsthaft. Wenn es wackelt oder nachgibt, lass die Finger davon. Stabile Pfosten (bei Massivholz sollten es schon 5×5 cm sein) und eine bombenfeste Verschraubung sind Pflicht. Eine zusätzliche Verankerung an der Wand ist immer eine gute Idee und bei meinen Einbauten Standard.
  • Absturzsicherung: Die Brüstung oben muss hoch genug sein – mindestens 16 cm über die Matratze hinausragen. Nur so rollt im Schlaf niemand raus.
  • Die Leiter: Die Sprossen müssen breit und griffig sein, am besten flach statt rund. Sie muss felsenfest mit dem Bett verbunden sein.
  • Material & Lack: Ich schwöre auf massives Holz wie Buche. Das ist hart und verzeiht auch mal was. Kiefer ist günstiger, aber auch weicher und bekommt schneller Dellen. Bei lackierten Betten muss der Lack „speichelfest“ sein, also auch unbedenklich, wenn mal dran geknabbert wird. Achtet auf die entsprechende Kennzeichnung („für Kinderspielzeug geeignet“).

Eine ehrliche Warnung: Sparen Sie nicht bei der Sicherheit. Ein stabiles Etagenbett aus dem Fachhandel kostet selten unter 400-500 €. Alles, was deutlich günstiger ist, sollte man sich ganz genau ansehen. Eine maßgefertigte Lösung vom Tischler fängt vielleicht bei 2.500 € an, ist dafür aber eine bombenfeste Investition, die Generationen überdauern kann.

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Lösungen für drei oder mehr Kinder

Okay, hier wird es sportlich. Mit Standardmöbeln kommt man oft nicht mehr weiter. Jetzt sind clevere Ideen gefragt.

  • Dreifach-Etagenbetten: Gibt es, aber die Raumhöhe muss stimmen. Unter 2,80 m wird es für den obersten Schläfer sehr ungemütlich.
  • Hochbett-Kombinationen: Eine gute Lösung ist ein hohes Hochbett, unter dem ein zweites Bett quer steht. Das dritte Bett kann dann separat platziert werden. Das lockert die ganze Sache optisch auf.
  • Maßgefertigte Einbauten: Das ist die Königsklasse. Hier kann man eine ganze Wand mit „Schlafkajüten“ verbauen, jede mit eigenem Licht, Vorhang und Regal. Das schafft maximale Privatsphäre auf minimalem Raum und nutzt jeden Winkel perfekt für integrierten Stauraum.

Eigene Zonen schaffen – mehr als nur ein Schlafplatz

Jedes Kind braucht sein eigenes kleines Reich, selbst wenn sie sich super verstehen. Es geht um die psychologische Abgrenzung, nicht um Mauern.

SOFORT-TRICK FÜR MEHR RUHE: Die einfachste und günstigste Methode ist eine simple Vorhangschiene an der Decke oder sogar eine Duschvorhangstange, die zwischen die Betten geklemmt wird. Ein schöner Vorhang dran, und schon kann sich ein Kind zurückziehen, während das andere noch spielt. Kostet im Baumarkt vielleicht 20 €, dauert 15 Minuten und wirkt Wunder, besonders bei unterschiedlichen Schlafenszeiten.

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Weitere Ideen:

  • Optische Trennung: Ein offenes Regal (zum Beispiel die bekannten quadratischen Modelle) kann als luftiger Raumteiler dienen. Es trennt, ohne Licht zu schlucken.
  • Farben & Teppiche: Streicht die Wand hinter jedem Bett in einer anderen Lieblingsfarbe oder legt einen kleinen Teppich vor jedes Bett. Das schafft persönliche Inseln ganz ohne Wände.

Besonders wichtig wird das bei größeren Altersunterschieden. Wenn das Kleinkind seinen Mittagsschlaf braucht, das Schulkind aber gerade Hausaufgaben machen oder mit Freunden spielen will, ist so eine visuelle und leichte akustische Trennung Gold wert.

Und wo lernen wir? Die Schreibtisch-Frage

Ach ja, Hausaufgaben gibt’s ja auch noch. Zwei Schreibtische fressen unglaublich viel Platz. Was also tun?

  • Eine große Tischplatte für zwei: Wenn der Platz da ist, ist eine lange, durchgehende Tischplatte an der Wand eine super Sache. Jedes Kind hat seinen Bereich, aber man kann sich auch mal helfen. Stellt einfach einen kleinen Rollcontainer dazwischen, um die Reviere zu markieren.
  • Zwei kleine, getrennte Plätze: Ist der Raum verwinkelt, sind vielleicht zwei kleinere, separate Arbeitsplätze besser. Einer kann auch im Flur oder Wohnzimmer sein, wenn es gar nicht anders geht.
  • Die platzsparende Lösung: Klapptische! Es gibt tolle, stabile Wandschreibtische, die man nach den Hausaufgaben einfach hochklappt. So bleibt die Fläche zum Spielen frei. Das ist ideal für kleinere Zimmer.
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Der Kampf gegen das Chaos: Stauraum, Stauraum, Stauraum

Mehr Kinder bedeutet mehr Zeug. Ohne ein gutes System versinkt das Zimmer im Chaos. Der Trick ist, jeden verfügbaren Zentimeter zu nutzen.

Denk vertikal! Die Wände sind deine besten Freunde. Hohe, schmale Regale nutzen den Platz bis zur Decke aus. Aber Achtung! Sichert hohe Möbel IMMER mit einem Winkel an der Wand. Jedes Jahr passieren schreckliche Unfälle mit umkippenden Schränken.

Wenig bekannter Trick: Wie findest du den richtigen Dübel für deine Wand? Mach den Klopftest. Klingt es hohl, hast du eine Gipskartonwand und brauchst spezielle Hohlraumdübel. Klingt es massiv, ist es wahrscheinlich Beton oder Ziegel – hier sind normale Spreizdübel die richtige Wahl. Im Zweifel bohre ein kleines Loch und schau dir den Staub an: roter Staub = Ziegel, grauer Staub = Beton, feiner weißer Staub = Gipskarton. So einfach ist das!

Nutze auch den Platz unterm Bett mit großen Rollkisten und gib den Kindern ein System an die Hand. Boxen mit Bildern drauf (Socken, Legosteine, Autos) helfen auch den Kleinsten, Ordnung zu halten.

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Gesund wohnen: Materialien und Oberflächen

Kinder verbringen unheimlich viel Zeit in ihrem Zimmer. Ein gesundes Raumklima ist also kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

  • Farben und Lacke: Nutzt ausschließlich lösungsmittelfreie, wasserbasierte Produkte. Das „Blauer Engel“-Siegel ist hier ein super Wegweiser. Das findet ihr bei vielen Qualitätsmarken im Baumarkt.
  • Bodenbeläge: Jeder hat seine Vor- und Nachteile. Mein Favorit fürs Kinderzimmer ist ganz klar Kork. Er ist nicht der billigste (rechnet mal mit 30-60 € pro Quadratmeter), aber er ist fußwarm, elastisch, schluckt Schall und ist nachhaltig. Parkett (ab ca. 40 €/m²) ist langlebig und natürlich. Laminat (schon ab 10-15 €/m²) ist zwar robust, aber auch laut und fußkalt.

Bei Möbeln aus Spanplatten achtet auf die Emissionsklasse E1, die ist heute Standard. Die gesündeste Wahl ist aber immer Massivholz, das nur geölt oder gewachst wurde.

Licht und Schallschutz für mehr Harmonie

Ein gutes Lichtkonzept braucht drei Dinge: Eine helle Deckenlampe, eine gute Schreibtischlampe und – ganz wichtig – eine kleine Leselampe an jedem Bett. So kann ein Kind noch lesen, während das andere schon schläft.

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ACHTUNG: Finger weg von der Elektroinstallation! Das Verlegen von Steckdosen oder das Anschließen von Lampen direkt am Stromauslass ist ein Job für den Elektriker. Das ist nicht nur Vorschrift, sondern lebenswichtig.

Gegen Lärm helfen ganz einfache Dinge: Dicke Vorhänge, Teppiche und große Kleiderschränke an den Wänden schlucken Schall. Auch Kleinigkeiten wie Filzgleiter unter den Stühlen oder Schubladen, die leise schließen, machen in der Summe einen riesigen Unterschied für die Nerven aller.

Fazit: Eine lösbare Herausforderung

Ein geteiltes Kinderzimmer zu planen, ist ohne Frage eine Herausforderung. Aber es ist eine, die man mit guter Planung, den richtigen Materialien und einer ehrlichen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten meistern kann. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, der mitwächst. Ein Ort, an dem Kinder lernen zu teilen und Kompromisse zu finden, aber trotzdem ihren eigenen, sicheren Hafen haben.

Und jetzt bin ich neugierig: Was ist eure größte Baustelle im Kinderzimmer? Schreibt es doch mal in die Kommentare, vielleicht kann ich ja in einem nächsten Beitrag darauf eingehen!

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Der tägliche Kampf um den Lichtschalter?

Ein Klassiker im Geschwisterzimmer: Ein Kind möchte lesen, das andere schlafen. Die Lösung liegt in individuellen Lichtinseln. Statt einer einzigen Deckenleuchte braucht jedes Kind eine eigene, steuerbare Lampe. Flexible LED-Klemmleuchten, die direkt am Hoch- oder Etagenbett befestigt werden, sind ideal. Sie spenden gezieltes Licht, ohne den Bettnachbarn zu stören. Modelle wie die „Navlinge“ von IKEA oder flexible Spots an einer Stromschiene schaffen persönliche Zonen und beenden den abendlichen „Licht-an-Licht-aus“-Konflikt ein für alle Mal.

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„Die Möglichkeit, den eigenen physischen Raum zu personalisieren, korreliert direkt mit dem Wohlbefinden und dem Gefühl der Zugehörigkeit von Kindern.“ – Erkenntnis aus dem Journal of Environmental Psychology

Was bedeutet das konkret? Selbst der kleinste, eigene Bereich zählt. Es muss keine Wand sein. Eine persönliche Pinnwand für eigene Kunstwerke, eine farbig lackierte Schublade, die nur einem Kind gehört, oder ein eigenes Regalbrett für die wichtigsten Schätze. Diese kleinen Gesten der Autonomie sind oft wirksamer für den Zimmerfrieden als das teuerste Möbelstück.

Option A: Trennung durch Farbe. Der schnellste Weg, um Zonen zu schaffen. Streichen Sie die Wand hinter jedem Bett in einer anderen, harmonierenden Farbe oder legen Sie pro Bereich einen eigenen Teppich aus. Dies schafft eine psychologische Grenze, ohne wertvollen Platz zu verbrauchen – ideal für kleine Räume.

Option B: Möbel als Raumteiler. Ein offenes Regal wie das „Kallax“ von IKEA, quer in den Raum gestellt, schafft eine klare Trennung und bietet gleichzeitig von beiden Seiten zugänglichen Stauraum. Wichtig: Zur Sicherheit immer an Wand oder Decke befestigen!