Klimaneutraler Urlaub – ist das möglich?
Der CO2-Fußabdruck, Häuser mit Null-Emission, Car-Sharing – das Prinzip der Nachhaltigkeit ist mittlerweile in unser aller Leben integriert. Wir kaufen im Bio-Supermarkt ein, recyceln und den Müll trennen wir sowieso schon seit Jahren. Wir achten auf unseren Wasserverbrauch, recyceln und schonen Rohstoffe. Und auch in der schönsten Zeit des Jahres legen wir Wert auf Umweltverträglichkeit. Ein klimaneutraler Urlaub – gibt es das?
Kompensation fürs Fliegen
Kann es das geben, wenn wir gleichzeitig zu Traumzielen in der ganzen Welt jetten und dabei ordentlich Kerosin verfeuern? So gesehen ist ein klimaneutraler Urlaub kaum möglich, wobei es immer die Möglichkeit gibt, seinen umweltunfreundlichen Taten umweltfreundliche folgen zu lassen. Wenn wir zum Beispiel auf die Kanarischen Inseln fliegen, wäre es sinnvoll, auch etwas für den eigenen „CO2-Ausgleich“ zu tun. Anbieter wie Atmosfair errechnen den CO2-Verbrauch, ermitteln eine Kompensation und spenden den ermittelten Betrag an Klimaschutzprojekte.
Ein kleines Rechenbeispiel:
- Eine Person fliegt die Strecke Frankfurt-Lanzarote-Frankfurt.
- Dabei entsteht eine schädliche Klimawirkung von 1.582 kg an CO2.
- Um diesen Schaden aufzuwiegen, werden 37 Euro gespendet.
Die Casas Bioclimáticas auf Teneriffa
Doch abgesehen davon gibt es auch interessante Projekte, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, einen klimaneutralen Urlaub erstens zu ermöglichen und diesen zweitens auch immer weiter zu optimieren. Und das muss gar nicht so viel kosten. Angenommen, Sie sichern sich einen günstigen Flug nach Teneriffa mit dem Billigflieger SunExpress und verbringen Ihren Urlaub dann in einem nachhaltigen und immer noch preisgünstigen Bio-Wohnprojekt. Auf Teneriffa befindet sich solch eines nämlich. Es ist besuchbar und das Beste: Man kann dort einen fantastischen Urlaub verbringen. Sein Name: Casas Bioclimáticas mit dem Standort im wissenschaftlichen Instituto Tecnológico y de Energías Renovables.
In diesem von der Inselregierung geförderten Bauprojekt kann man seinen Urlaub in einem der 25, von unterschiedlichen Architekten entworfenen, Passiv-Ferienhäuser verbringen. Klimaneutral, CO2-neutral, mit einem nur ein paar Minuten Fußmarsch entfernten Strand und in exklusiver Architektur, die einen teilweise an Sci-Fi-Filme, ans Bauhaus oder in einem Fall sogar an den „Herr der Ringe“ denken lässt. Die gesamte Wohnanlage versorgt sich selbst über nahe Windräder sowie Solarzellen, die sogar eine eigene, energieaufwändige Entsalzungsanlage zur Produktion von Salzwasser antreiben.
Forschung und Realität – wenn Urlauber auf Wissenschaftler treffen
Trotz des heißen Klimas wird konsequent auf vor sich hin röhrende Klimaanlagen verzichtet und stattdessen auf intelligente Kühlung der Häuser gesetzt. Da fließt dann in einem der Passivhäuser ein Bach durchs Wohnzimmer, während andere z. B. unterirdische Luftkammern und Schächte besitzen. Ca. 130 bis 180 Euro beträgt die Tagesmiete pro Ferienhaus in der Hochsaison im Sommer. Während des Aufenthalts wird das Verhalten der Urlauber im Haus über Sensoren erfasst und so Daten zum Energieverbrauch gesammelt.
Alles ist auf optimale Klimaverträglichkeit optimiert. Aber die Wissenschaftler haben in den Jahren, die die Ferienanlage schon in Betrieb ist, gemerkt, dass ihre Vorstellungen und die Wünsche bzw. Ansprüche der Urlaubsgäste manchmal zuwiderlaufen. So sind es viele gewohnt, ab und an mal ein Fenster geöffnet zu halten – obwohl das wissenschaftlich gesehen überflüssig oder gar schädlich für die Energiebilanz ist.
Schlecht fürs Klima, aber ein Urlaubsmuss: der Mietwagen
Da die Anlage im Vergleich zu den herkömmlichen Touristenhotels und –Ferienhäusern auch etwas abgelegen liegt, greifen viele Touristen auf einen Mietwagen zurück. Einkäufe für den täglichen Bedarf wollen erledigt, Ausflüge auf der Insel gemacht werden. Für ersteres gibt es zwar einen speziellen Service, aber man kennt es ja: So etwas erledigt man traditionell am liebsten selbst – wenn man nicht einen Butler sein Eigen nennt. Dennoch sind die Bewertungen der Casas Bioclimáticas innerhalb der Wissenschaftsgemeinde gut.
Das Projekt wird als wegweisend angesehen in der Entwicklung von klimaneutralen Ferienanlagen – neben den Urlaubern finden sich auch immer wieder Bauträger aus aller Herren Länder ein, die sich direkt vor Ort in Teneriffa informieren und inspirieren lassen möchten. Miren Iriarte, die Sprecherin des Instituts, freut sich auf diese Besucher wie auf die Feriengäste, denn schließlich tragen beide so unterschiedlichen Gruppen als Multiplikatoren dazu bei, die Idee der Klimaneutralität in die Welt zu tragen. Gleichzeitig bringen sie neue Ideen ein und sorgen alleine durch ihren Urlaub für diverse neue Daten, die eine weitere Optimierung des CO2-Fußabdrucks der Urlaubsanlage ermöglichen.