Badsanierung ohne Albtraum: Worauf es wirklich ankommt (und was Laien oft falsch machen)

von Augustine Schneider
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Mal ganz ehrlich: Das Badezimmer ist der unbarmherzigste Raum im ganzen Haus. Nirgendwo sonst rächen sich Planungsfehler oder unsaubere Arbeit so schnell, so teuer und so nervenaufreibend. Ich habe in meiner Laufbahn schon Bäder gesehen, die nach drei, vier Jahren undicht waren – fast immer, weil bei der Abdichtung geschlampt wurde. Und ich habe Bäder erlebt, in denen sich die Leute einfach unwohl fühlten, weil die Anordnung total unpraktisch war.

Dieser Guide hier ist deshalb keine schnelle Deko-Anleitung. Wir reden über das Fundament. Über die unsichtbaren, aber absolut entscheidenden Arbeiten, die darüber entscheiden, ob du die nächsten 20 Jahre Freude an deinem Bad hast oder ein teures Sorgenkind. Ein modernes Bad ist nämlich nicht nur schön, sondern vor allem sicher, langlebig und funktional.

Der erste und wichtigste Schritt: Die Planung ist alles

Bevor auch nur ein Hammer in die Hand genommen wird, kommt die wichtigste Phase. Ein Fehler hier, und du zahlst später doppelt und dreifach – mit Geld, Zeit und Nerven. Ein guter Plan ist wirklich die halbe Miete.

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Wer nutzt das Bad und wie?

Klingt banal, wird aber oft vergessen. Ein Bad für eine junge Familie mit kleinen Kindern hat ganz andere Bedürfnisse als das für ein Paar im besten Alter. Soll es wirklich eine riesige Badewanne sein, obwohl alle seit Jahren nur noch schnell duschen? Wäre eine bodengleiche Dusche nicht viel praktischer und auch eine smarte Investition in die Zukunft? In zwanzig Jahren ist sie vielleicht kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit.

Deine Hausaufgabe für heute Abend: Schnapp dir Zollstock und Papier und beantworte diese drei Fragen zu deinem Bad-Alltag. Das hilft dir mehr als jeder Hochglanzkatalog.

Grundriss und Logik – jeder Zentimeter zählt

Zeichne den Raum auf, miss alles exakt aus: Fenster, Türen, die Position der Anschlüsse. Plane dann die Anordnung von WC, Waschtisch und Dusche. Es gibt bewährte Layouts, die den Platz optimal nutzen. Ganz wichtig sind die Bewegungsflächen. Vor einem WC solltest du mindestens 60 cm Platz haben, vor dem Waschtisch etwa 55 cm. Das klingt nach nicht viel, macht aber den Unterschied zwischen „gemütlich“ und „ständig anecken“ aus.

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Kleiner Tipp für kleine Bäder: Wandhängende Toiletten und Waschtische sind Gold wert. Der Boden bleibt frei, was den Raum sofort größer wirken lässt und die Reinigung zum Kinderspiel macht.

Der Technik-Check: Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen

Jetzt wird’s ernst. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, und der Profi fängt erst richtig an. Was steckt in den Wänden und im Boden?

  • Wasserleitungen: In älteren Häusern schlummern manchmal noch alte Bleirohre im Verborgenen. Die müssen raus, ohne Wenn und Aber – das ist gesetzlich vorgeschrieben und eine Frage der Gesundheit. Ein Profi prüft auch den Wasserdruck. Nichts ist ärgerlicher als eine teure neue Regendusche, aus der es nur müde tröpfelt.
  • Abwasserrohre: Das Zauberwort hier ist „Gefälle“. Es muss stimmen (normalerweise 1-2 %), sonst fließt das Wasser nicht richtig ab. Die Folge: ständige Verstopfungen und üble Gerüche. Das später zu korrigieren ist ein riesiger Aufwand.
  • Elektrik: Das ist ein Fall für den Elektriker, aber die Planung muss stimmen. Im Bad gibt es strenge Schutzbereiche, die vorschreiben, wo Steckdosen und Lampen sein dürfen und wo nicht. Eine Steckdose direkt neben der Wanne ist absolut tabu. Hier geht es um pure Sicherheit, also: Finger weg für Laien!
  • Lüftung: Kein Fenster im Bad? Dann ist eine mechanische Lüftung Pflicht, sonst ist der Schimmel vorprogrammiert. Ein einfacher Lüfter, der mit dem Licht angeht, ist das Minimum. Besser sind Geräte mit Feuchtigkeitssensor, die nur dann laufen, wenn es wirklich nötig ist – das spart auch Strom.
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Die Kernarbeiten: Was man später nicht mehr sieht (aber fühlt)

Jetzt wird es laut und dreckig. Aber genau hier wird die Qualität für die nächsten Jahrzehnte geschaffen. Pfusch an dieser Stelle lässt sich später nicht mehr kaschieren.

Die Abdichtung: Deine wichtigste Versicherung gegen Wasserschäden

Das ist der Punkt, den ich nicht genug betonen kann. Fliesen und Fugen sind NICHT wasserdicht! Wasser sucht sich seinen Weg. Der wahre Schutz liegt unsichtbar darunter: die Verbundabdichtung. Die Verarbeitung ist in einer speziellen Norm (DIN 18534) geregelt, und die ist sozusagen die Bibel für jedes seriöse Unternehmen.

Der Ablauf ist immer gleich und darf niemals abgekürzt werden:

  1. Untergrund vorbereiten: Die Wand muss bombenfest, sauber und glatt sein.
  2. Grundierung: Sie ist der „Haftvermittler“ zwischen Wand und Dichtmasse.
  3. Dichtbänder: Alle Ecken und Rohrdurchführungen werden mit speziellen Bändern armiert. Das sind die Schwachstellen, an denen durch Bewegungen im Haus Risse entstehen können.
  4. Flüssigabdichtung: Eine flüssige Kunststoffmasse wird in mindestens zwei Schichten aufgetragen. Ein super Trick aus der Praxis: Die erste Schicht in Grau streichen, die zweite in einer Kontrastfarbe wie Blau. So sieht man sofort, ob eine Stelle vergessen wurde. Zwischen den Schichten muss die Trocknungszeit penibel eingehalten werden!

Ganz ehrlich, an der Abdichtung zu sparen, ist der teuerste Fehler, den du machen kannst. Ein späterer Wasserschaden kostet ein Vielfaches dessen, was eine saubere Abdichtung von Anfang an gekostet hätte.

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Installation mit Köpfchen: Rohre und Schallschutz

Die neuen Rohre verschwinden in der Wand. Dabei ist Schallschutz ein riesiges Thema für die Wohnqualität. Niemand will im Wohnzimmer die Spülung vom Bad oben hören. Dafür gibt es spezielle, schallgedämmte Rohrsysteme und Befestigungen. Bevor die Wände wieder zugehen, wird eine Druckprobe gemacht. Die Leitungen werden mit hohem Druck gefüllt, um sicherzustellen, dass jede einzelne Verbindung 100%ig dicht ist.

Die Oberfläche: Endlich wird’s schön!

Jetzt kommt der spaßige Teil, auf den alle warten. Aber auch hier gibt es ein paar Dinge zu beachten, die über die reine Optik hinausgehen.

Die richtige Fliese finden

Große Fliesen sehen toll aus und minimieren den Fugenanteil, aber sie verzeihen keine Fehler. Der Untergrund muss absolut plan sein. Viel wichtiger ist aber die Rutschhemmung, besonders im Duschbereich. Die Klassen gehen von R9 bis R13. Für private Bäder ist eine Fliese mit der Klassifizierung R10 im Nassbereich eine sehr sichere Wahl. Das ist besonders wichtig für Familien mit Kindern oder wenn man vorausschauend für das Alter plant.

Materialtechnisch ist Feinsteinzeug meist die beste Wahl. Es ist extrem hart, nimmt kaum Wasser auf und ist dadurch super pflegeleicht. Günstigeres Steingut ist oft nur für die Wand geeignet.

Achtung, Falle: Die Silikonfuge ist KEINE Abdichtung!

Das ist einer der größten Irrtümer unter Heimwerkern. Die Silikonfuge in den Ecken dichtet nicht das Bad ab – das macht die Schicht darunter. Die Silikonfuge ist eine elastische Bewegungsfuge, die Spannungen zwischen Wand und Boden ausgleicht. Und ganz wichtig: Sie ist eine Wartungsfuge! Das bedeutet, sie muss alle paar Jahre erneuert werden. Wenn sie rissig oder schimmelig ist, hat sie ihren Job getan und muss raus.

Kleiner Profi-Tipp: Zum Glätten der neuen Fuge niemals Spülmittel verwenden! Das kann das Silikon auf Dauer porös machen und Schimmel fördern. Im Baumarkt gibt es für wenige Euro spezielles Glättmittel, das ist die bessere Investition.

Waschtisch, WC & Co.: Warum sich Qualität hier auszahlt

Bei Keramik und Armaturen lohnt es sich, auf bewährte Qualität zu setzen. Günstige No-Name-Produkte sehen im Baumarkt vielleicht gut aus, aber oft sind die Beschichtungen dünner und die Kartuschen in den Armaturen verschleißen schneller. Bei Unterputz-Armaturen oder Vorwandelementen für WCs haben sich bestimmte Marken einfach durchgesetzt (denk an Namen wie Geberit, Grohe oder Hansgrohe), weil sie leise, langlebig und ersatzteilsicher sind. Hier investiert man in Ruhe und Langlebigkeit.

Der Feinschliff: Licht und Möbel schaffen Atmosphäre

Die Technik ist drin, die Fliesen sind an der Wand. Jetzt kommen die Details. Eine einzelne Funzel an der Decke reicht heute nicht mehr. Ein gutes Lichtkonzept besteht aus drei Teilen:

  • Grundbeleuchtung: Meist Spots in der Decke für eine gleichmäßige Helligkeit.
  • Spiegelbeleuchtung: Das Licht sollte von vorne oder den Seiten kommen, um Schatten im Gesicht zu vermeiden.
  • Akzentbeleuchtung: Ein LED-Band unter dem Waschtisch oder in einer Nische schafft eine tolle Wohlfühlatmosphäre.

Bei den Möbeln solltest du darauf achten, dass sie für Feuchträume geeignet sind und die Kanten gut versiegelt sind. Günstige Modelle quellen hier als Erstes auf. Schwebende Möbel sind super, weil sie die Reinigung erleichtern und den Raum luftiger wirken lassen.

Kosten, Zeit und die Suche nach dem richtigen Handwerker

Okay, reden wir über Geld. Eine komplette Kernsanierung eines durchschnittlichen 8-Quadratmeter-Bades durch einen Fachbetrieb liegt realistisch gesehen irgendwo zwischen 15.000 € und 30.000 €. Das klingt nach viel, aber man muss bedenken: Etwa 60 % davon sind reine Arbeitskosten für mehrere Gewerke, der Rest entfällt auf Material, Fliesen und Sanitärobjekte.

Und wie lange dauert der ganze Spaß? Plane mal gute drei bis vier Wochen ein. Ein grober Ablauf könnte so aussehen: In der ersten Woche passiert der Abriss und die Rohinstallation. Die zweite Woche ist oft die „stille“ Woche, in der der Estrich trocknen muss – ungeduldig sein ist hier ein Riesenfehler! In Woche drei und vier folgen dann Abdichtung, Fliesen, Fugen und die Endmontage.

Die größte Sorge vieler ist, den richtigen Handwerker zu finden. Hier ein paar Fragen, die du bei einem Angebotstermin stellen solltest:

  • Arbeiten Sie nach den aktuellen Fachregeln, insbesondere der Abdichtungsnorm?
  • Erstellen Sie ein detailliertes Angebot, in dem alle Leistungen einzeln aufgeführt sind?
  • Wie sieht Ihre Gewährleistung aus?
  • Können Sie mir Referenzprojekte zeigen?

Die 5 häufigsten Sanierungs-Fallen (und wie du sie umgehst)

  1. An der Abdichtung sparen: Der mit Abstand teuerste Fehler. Die Reparatur eines Wasserschadens kostet ein Vielfaches.
  2. Ungeduld beim Estrich: Auf feuchten Estrich zu fliesen führt dazu, dass sich die Fliesen später lösen. Die Trocknungszeit muss eingehalten werden. Punkt.
  3. Falsches Gefälle: Sowohl in der Dusche als auch bei den Abwasserrohren. Ein Klassiker mit übelriechenden Folgen.
  4. Den Schallschutz vergessen: Ein kleines Detail mit riesiger Auswirkung auf die Lebensqualität im ganzen Haus.
  5. Silikon mit Dichtstoff verwechseln: Nochmal: Die Silikonfuge ist eine flexible Wartungsfuge, keine Abdichtung!

Ein gut gemachtes Bad erkennst du nicht nur an den schicken Fliesen. Du erkennst es daran, dass es auch nach 15 Jahren noch dicht ist, alles einwandfrei funktioniert und du dich jeden einzelnen Morgen darin wohlfühlst. Nimm dir also Zeit für die Planung – es lohnt sich!

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.