Straßenklaviere: So schenkst du einem alten Klavier ein letztes, rockiges Leben
Bestimmt hast du sie auch schon mal gesehen: diese bunt bemalten Klaviere, die plötzlich in Parks, an Bahnhöfen oder auf Marktplätzen auftauchen. Mit einem einladenden „Spiel mich!“ fordern sie jeden auf, in die Tasten zu hauen. Ganz ehrlich? Als jemand, der sein ganzes Berufsleben mit diesen Instrumenten verbringt, schlagen da immer zwei Herzen in meiner Brust.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Warum ein Klavier kein Möbelstück für draußen ist
- 2 Dein Straßenklavier-Projekt: Der ultimative Fahrplan
- 3 Die Vorbereitung: Mehr als nur bunte Farbe
- 4 Ein Klavier unter freiem Himmel: Der schnelle Verfall und typische Pannen
- 5 Das Ende: Was passiert nach dem letzten Akkord?
- 6 Mein Fazit: Eine Liebeserklärung mit einem Aber
- 7 Bildergalerie
Einerseits finde ich die Idee genial. Ich liebe es, die Freude in den Gesichtern der Leute zu sehen, wenn sie spontan loslegen. Da entstehen kleine, magische Momente, die den Alltag für ein paar Minuten anhalten. Das ist der Teil, der mich lächeln lässt.
Aber dann ist da der Handwerker in mir. Der sieht ein Wunderwerk der Technik mit Tausenden präzisen Teilen aus Holz, Filz und Metall, das schutzlos dem Wetter ausgesetzt ist. In meiner Werkstatt kämpfe ich um die perfekte Luftfeuchtigkeit, draußen regieren Regen und pralle Sonne. Das tut einem Klavier weh. Richtig weh.

Deshalb ist das hier eine ehrliche Bestandsaufnahme. Ich will dir zeigen, was für eine coole Sache so ein Straßenklavier ist, aber auch, was du wissen musst, wenn du vielleicht selbst mit dem Gedanken spielst, so ein Projekt zu starten. Es ist eine Anleitung für ein kurzes, aber oft glorreiches zweites Leben und den unvermeidlichen Abschied.
Warum ein Klavier kein Möbelstück für draußen ist
Um die ganze Sache zu verstehen, müssen wir kurz reinschauen. Viele halten ein Klavier für ein robustes Stück Holz. In Wahrheit ist es eher ein mechanisches Uhrwerk im XXL-Format, das unter einer irren Spannung steht.
- Der Resonanzboden: Das ist sozusagen die Seele des Klangs, eine dünne Platte aus feinstem Fichtenholz. Sie ist extrem empfindlich, was Feuchtigkeit angeht. Drinnen streben wir 40-60 % Luftfeuchtigkeit an, draußen schwankt das an einem Tag zwischen 30 % und 90 %. Das Holz arbeitet wie verrückt, dehnt sich aus, zieht sich zusammen. Die Folge: Das Klavier verstimmt sich massiv, und im schlimmsten Fall reißt der Resonanzboden. Das wäre dann der klangliche K.o.
- Die Gussplatte und die Saiten: Eine massive Eisenplatte hält die Zugkraft von über 200 Saiten aus – das sind mal eben 16 bis 20 Tonnen! Die Saiten hängen an Stimmwirbeln, die in einem Holzblock stecken. Wenn dieses Holz durch Feuchtigkeit aufquillt, halten die Wirbel nicht mehr. Das Stimmen wird zum Albtraum und irgendwann unmöglich.
- Die Mechanik: Drückst du eine Taste, stößt du eine Kette aus über 6.000 Teilen an. Feuchtigkeit lässt die kleinen Holzteile quellen und die Filze verkleben. Die Tasten werden schwergängig oder bleiben einfach unten. Das feine, nuancierte Spiel ist dann ganz schnell Geschichte.

Dein Straßenklavier-Projekt: Der ultimative Fahrplan
Du findest die Idee trotzdem super und willst es wagen? Okay, verstanden! Aber bitte, tu dir und dem Klavier einen Gefallen und schmeiß nicht einfach Omas Erbstück auf die Straße. Das ist eine Einbahnstraße ohne Wiederkehr. Hier ist ein kleiner Fahrplan, der dir hilft, die Sache richtig anzugehen.
Schritt 1: Das richtige „Opfer“ finden
Ein gutes Straßenklavier ist eines, das seine besten Tage hinter sich hat. Oft sind das solide gebaute Instrumente, bei denen sich eine teure Reparatur (oft mehrere tausend Euro) einfach nicht mehr lohnt. Denk an einen kaputten Stimmstock oder eine völlig verschlissene Mechanik.
Wo findest du so etwas?
Ganz klar: eBay Kleinanzeigen in der Rubrik „Zu verschenken“. Du glaubst nicht, wie viele Leute froh sind, wenn jemand ihr altes, schweres Klavier kostenlos abholt. Auch bei Entrümpelungsfirmen kann man mal nachfragen.
Kleiner Profi-Tipp: Lass trotzdem kurz einen Klavierbauer drüberschauen. Nicht zur Rettung, sondern für einen Sicherheitscheck. Das kostet meist zwischen 50 und 100 Euro und du weißt sicher, dass zum Beispiel nicht der Gussrahmen gerissen ist – das wäre nämlich gefährlich.

Schritt 2: Der offizielle Kram (ja, muss sein)
Du kannst das Ding nicht einfach irgendwo hinstellen. Frag bei deiner Stadt oder Gemeinde nach, wer zuständig ist. Meist ist das Kultur- oder Ordnungsamt der richtige Ansprechpartner. Ein formloser Anruf oder eine nette E-Mail, in der du dein Projekt vorstellst, wirkt oft Wunder. Sei freundlich, erklär die Idee und frag nach den Regeln für den gewünschten Standort.
Schritt 3: Der Transport – Achtung, Schwergewicht!
Unterschätz das nicht. Ein Klavier wiegt locker 200 bis 300 Kilo. Du brauchst mindestens vier kräftige Helfer, stabile Möbelroller und gute Tragegurte, die du im Baumarkt leihen kannst. Plant den Weg genau und messt alle Türen und Gänge aus. Das ist wirklich ein Knochenjob!
Die Vorbereitung: Mehr als nur bunte Farbe
Damit das Klavier länger als eine Woche durchhält, musst du es ein wenig „wetterfest“ machen. Das ist keine Restaurierung, sondern eher eine Rüstung für die letzte Schlacht. Plane dafür ruhig ein ganzes Wochenende ein.

Deine Einkaufsliste aus dem Baumarkt:
- Wasserfeste Grundierung und Bootslack oder eine gute Außenlasur.
- Bunte Acryllacke auf Wasserbasis für die kreative Gestaltung.
- Breites Maler-Kreppband zum Abkleben.
- Pinsel, Rollen und eventuell eine Plane als Unterlage.
Zuerst klebst du alles sorgfältig ab, wo absolut keine Farbe hinkommen darf: Tasten, Saiten, Hammerköpfe. Dann kommt die Grundierung auf alle Außenflächen. Konzentrier dich besonders auf die Kanten des Deckels und die Unterseite des Klaviers – da zieht Wasser am liebsten rein. Ein wenig bekannter Trick: Bohre ein paar kleine Löcher (ca. 5 mm) in die Bodenplatte. Das dient als Drainage, damit Regenwasser wieder ablaufen kann und sich nicht staut.
Nach der Grundierung kommt die Farbe. Tob dich aus! Aber denk dran: Die Farbe ist nicht nur Deko, sondern auch eine Schutzschicht.
Ach ja, die Stimmung. Vergiss den perfekten Kammerton. Das Ziel ist eine „gebrauchstaugliche“ Stimmung, bei der das Klavier in sich stimmig klingt. Ob es ein paar Hertz daneben liegt, ist auf der Straße total egal. Hauptsache, die Akkorde klingen sauber.

Ein Klavier unter freiem Himmel: Der schnelle Verfall und typische Pannen
Und dann steht es da. Aber was passiert jetzt? Es ist ein ständiger Kampf. Die Sonne heizt es auf, der Nacht-Tau kühlt es ab. Das Holz arbeitet, die Stimmung leidet. Und dann kommt der Regen…
Ich erinnere mich an ein altes Klavier, das wir mal am Bahnhof aufgestellt hatten. Es hat einen ganzen Sommer überlebt und war der absolute Hit. Aber nach dem ersten richtigen Herbststurm war es vorbei. Ein Drittel der Tasten klemmte, der Klang war nur noch ein dumpfes „Plopp“.
Gut zu wissen: Typische Pannen & schnelle Lösungen
Eine Taste klemmt nach einem Regenschauer? Keine Panik! Meistens liegt das an gequollenem Holz. Gib dem Klavier ein paar trockene Tage Zeit, oft löst sich das Problem von selbst. Bitte, bitte kipp bloß kein Öl oder Silikonspray rein – das verklebt die Filze und macht alles nur schlimmer!
Leider gibt es auch Vandalismus. Verschüttete Cola ist der Klassiker und der Tod für die Mechanik. Damit musst du im öffentlichen Raum leider rechnen.

Ein Wort zur Sicherheit
Ein Klavier muss bombenfest stehen. Wenn der Boden uneben ist, sichere es mit kleinen Holzkeilen. Gerade wenn Kinder darauf herumklimmen, kann es sonst kippen. Ein kleiner, laminierter Zettel mit „Benutzung auf eigene Gefahr, bitte nicht klettern!“ kann dich als Initiator etwas absichern.
Das Ende: Was passiert nach dem letzten Akkord?
Irgendwann ist es vorbei. Das Klavier ist nicht mehr spielbar. Eine Reparatur ist sinnlos. Dann kommt der letzte Akt: die fachgerechte Entsorgung. Ein Klavier ist Sondermüll und gehört nicht einfach auf den Sperrmüll-Haufen. Die Trennung von Holz, Gussplatte (wertvoller Schrott!) und den restlichen Materialien ist wichtig. Rechne hierfür mit Kosten zwischen 150 und 300 Euro, je nach regionalem Entsorger.
Oder du wirst kreativ: Ich kenne Künstler, die aus alten Klavierteilen Skulpturen oder Möbel bauen. Eine schöne Art des Upcyclings!
Mein Fazit: Eine Liebeserklärung mit einem Aber
Also, liebe ich die Idee der Straßenklaviere immer noch? Ja, absolut! Sie sind ein fantastischer, lauter und bunter Abschied für ein Instrument, das sonst leise verschrottet worden wäre. Sie schaffen Gemeinschaft und unbezahlbare Momente.

Aber es ist und bleibt ein flüchtiges Kunstwerk. Wenn du Musik nachhaltig fördern willst, spende lieber an die lokale Musikschule für die Wartung ihrer Instrumente oder unterstütze ein Jugendzentrum, das einen trockenen Raum für ein Gemeinschaftsklavier hat. Das sind die Orte, wo Instrumente gepflegt werden und über Jahre Freude bereiten können.
Also, wenn du das nächste Mal ein Straßenklavier siehst: Spiel drauf, auch wenn es schräg klingt. Hör zu. Und genieß den Moment. Es ist der letzte, vergängliche Klang einer langen Geschichte.
Bildergalerie



„Die Klaviere fungieren als musikalischer Katalysator und als leere Leinwand für die künstlerische Dekoration. Sie bringen Menschen zusammen und fördern die Kreativität.“
Das sagt der britische Künstler Luke Jerram, der 2008 das weltweite Kunstprojekt „Play Me, I’m Yours“ ins Leben rief. Seither wurden über 2.000 Straßenklaviere in mehr als 65 Städten aufgestellt und haben schätzungsweise über 10 Millionen Menschen erreicht. Eine simple Idee mit globaler Wirkung.


Wo finde ich überhaupt ein kostenloses oder günstiges Klavier?
Ganz oben auf der Liste stehen Kleinanzeigenportale. Suchen Sie gezielt nach „Klavier zu verschenken“ oder „Klavier für Selbstabholer“. Viele Menschen sind froh, die schweren Instrumente loszuwerden, um Platz zu schaffen oder weil eine teure Reparatur ansteht. Auch Entrümpelungsfirmen oder Klaviergeschäfte haben oft alte, nicht mehr restaurierbare Instrumente, die sie für ein solches Kunstprojekt gerne abgeben.



- Schleifen Sie die gesamte Oberfläche leicht an, um dem Lack Halt zu geben.
- Reinigen Sie das Klavier gründlich von Staub und Fett.
- Kleben Sie die Tasten, Pedale und alle Metallbeschläge sorgfältig mit Malerkrepp ab. Nichts ist frustrierender als verklebte Tasten.
Das Geheimnis? Eine gute Vorbereitung macht den Unterschied zwischen einem Kunstwerk und einer Sauerei.


Die Wahl der Farbe ist entscheidend für die Langlebigkeit (und den Look) Ihres Projekts.
Wetterfeste Acrylfarbe: Marken wie Alpina Wetter- und Fassadenfarbe oder Caparol Amphibolin bieten hohen Schutz gegen UV-Strahlung und Feuchtigkeit. Sie sind in unzähligen Farbtönen mischbar.
Bootslack als Finish: Für den ultimativen Schutz können Sie die Bemalung mit ein bis zwei Schichten transparentem Bootslack (z.B. von Epifanes) versiegeln. Das schützt die Kunst und das Holz zusätzlich.



Wichtiger Punkt: Auch das schönste Klavier wird zur Belästigung, wenn es falsch platziert ist. Denken Sie an Fluchtwege, Zufahrten für die Feuerwehr und den allgemeinen Personenfluss. Ein guter Platz ist belebt, bietet aber genug Raum, um kurz stehen zu bleiben, ohne im Weg zu sein – oft am Rande eines Platzes oder in einer breiteren Fußgängerzone.


Ein durchschnittliches Klavier wiegt zwischen 200 und 400 Kilogramm. Ein Flügel kann leicht über 500 kg wiegen.
Unterschätzen Sie niemals den Transport. Sie benötigen mindestens 2-3 kräftige Helfer, stabile Möbelroller oder ein Rollbrett und idealerweise einen Kleintransporter mit Hebebühne. Sichern Sie alle beweglichen Teile wie den Deckel und die Tastenklappe vor dem Transport mit Klebeband.



Die Magie liegt oft im Unperfekten. Ein Straßenklavier muss nicht perfekt gestimmt sein. Sein leicht verstimmter, melancholischer Saloon-Klang, geformt von Wind und Wetter, ist Teil seines Charakters. Er erzählt die Geschichte seines zweiten Lebens unter freiem Himmel und macht jeden angeschlagenen Akkord einzigartig.


Muss ich um Erlaubnis fragen?
Unbedingt! Ein Klavier einfach im öffentlichen Raum abzustellen, ist eine Sondernutzung und meistens nicht erlaubt. Sprechen Sie mit dem Grünflächen- oder Ordnungsamt Ihrer Stadt. Viele Städte unterstützen solche Projekte, wenn sie gut geplant sind. Ein klares Konzept, das den künstlerischen Wert und die begrenzte Dauer betont, erhöht die Chancen auf eine Genehmigung enorm.



- Ein simpler Regenschutz: Eine günstige, aber robuste LKW-Plane mit Ösen, die bei Nichtbenutzung über das Klavier gelegt wird.
- Ein klares Schild: „Spiel mich! Aber bitte deck mich bei Regen wieder zu.“
- Ein Schwamm oder Tuch: Um die Tasten nach einem Schauer schnell trocknen zu können.


Beziehen Sie die Gemeinschaft mit ein! Veranstalten Sie einen kleinen Mal-Workshop mit Kindern aus der Nachbarschaft oder lassen Sie lokale Künstler eine Seite des Klaviers gestalten. Das schafft nicht nur ein vielfältigeres Kunstwerk, sondern auch eine stärkere emotionale Verbindung der Menschen vor Ort zu „ihrem“ Klavier. Die soziale Akzeptanz steigt und Vandalismus sinkt.



Fehler, den es zu vermeiden gilt: Die Pedale und die Klaviatur zu bemalen. Auch wenn es verlockend ist, das Kunstwerk komplett durchzuziehen – die Funktion muss erhalten bleiben. Farb- und Lackschichten auf den Tasten machen sie klebrig und unspielbar. Verklebte Pedale ruinieren das letzte bisschen Dynamik, das dem Instrument geblieben ist.


Der Resonanzboden eines Klaviers ist oft nur 8-12 Millimeter dick, aber entscheidend für 90% des Klangvolumens.
Diese dünne Fichtenholzplatte ist extrem hygroskopisch, das heißt, sie reagiert stark auf Luftfeuchtigkeit. Draußen ist sie einem ständigen Wechsel von Quellen und Schwinden ausgesetzt. Das führt nicht nur zur Verstimmung, sondern kann Risse verursachen, die den Klang für immer „umpfen“ lassen.



Denken Sie über die reine Bemalung hinaus. Mit wasserfestem Holzleim (z.B. Ponal Wasserfest) können Sie eine faszinierende Mosaik-Oberfläche aus alten Fliesenstücken oder bunten Glassteinen gestalten. Eine andere Idee ist die Decoupage-Technik: Bekleben Sie das Klavier mit Ausschnitten aus alten Notenblättern, Comics oder Landkarten und versiegeln Sie alles mit mehreren Schichten Klarlack.


Der letzte Akt: Ein Straßenklavier ist ein Projekt auf Zeit. Wenn Tasten klemmen, Saiten gerissen sind und der Klang nur noch ein Scheppern ist, ist es Zeit für den Abschied. Planen Sie die Entsorgung von Anfang an mit ein. Kontaktieren Sie den lokalen Wertstoffhof – oft gibt es dort spezielle Annahmestellen für Sperrmüll oder Altholz. Ein würdevolles Ende gehört zum Konzept dazu.



- Fördert die Kreativität und spontane soziale Interaktion.
- Verschönert den öffentlichen Raum mit einem einzigartigen Kunstobjekt.
- Macht Musik für jeden zugänglich, unabhängig von Herkunft oder Geldbeutel.
Das Geheimnis? Es geht weniger um musikalische Perfektion als um den magischen Moment des Teilens.


Lassen Sie sich von der Umgebung inspirieren. Steht das Klavier in einem Park? Ein Design mit Blättern, Vögeln und floralen Mustern, wie es auf den Bildern in der Galerie zu sehen ist, fügt sich harmonisch ein. An einem Bahnhof? Vielleicht ein urbanes Graffiti-Thema oder ein Design, das Reiserouten und Zuglinien aufgreift. Das Instrument wird so zum Botschafter seines Standorts.



Kann man die Lebensdauer irgendwie verlängern?
Ja, ein wenig. Suchen Sie einen überdachten Standort, zum Beispiel unter einem Vordach, in einer Arkade oder einer offenen Bahnhofshalle. Das schützt vor dem direkten Regen und der prallen Mittagssonne – den beiden Hauptfeinden. Eine einfache Abdeckplane für die Nacht und bei Regen verdoppelt die „Spielzeit“ des Instruments oft von wenigen Wochen auf mehrere Monate.


Handbemalung: Bietet mehr Kontrolle für Details und einen persönlichen, künstlerischen Touch. Ideal für Motive mit feinen Linien oder illustrative Stile.
Sprühdosen (Graffiti-Farben): Perfekt für schnelle, großflächige Farbverläufe und Schablonenarbeiten. Marken wie Montana oder Molotow bieten eine riesige Farbpalette und gute Deckkraft.
Die beste Wirkung erzielen Sie oft durch eine Kombination beider Techniken.



Ein kleines, laminiertes Schild am Klavier kann Wunder wirken. Erzählen Sie darauf in wenigen Sätzen die Geschichte des Instruments: Wo kam es her? Wer hat es bemalt? Fügen Sie einen QR-Code hinzu, der zu einem kurzen Video vom Entstehungsprozess oder zu einer Playlist mit passender Klaviermusik führt. So wird das Objekt interaktiv und bekommt eine tiefere Bedeutung.


Selbst ein leises Anschlagen einer Taste setzt eine komplexe Kette von über 30 Einzelteilen in der Mechanik in Bewegung.
Bei einem Straßenklavier führt Feuchtigkeit dazu, dass die kleinen Filz- und Lederteile aufquellen. Die präzise eingestellte Mechanik wird träge, Tasten „kleben“ fest oder reagieren gar nicht mehr. Das ist der mechanische Tod, der oft noch vor dem klanglichen Ruin eintritt.



Ein Straßenklavier-Projekt muss nicht teuer sein. Suchen Sie nach lokalen Sponsoren. Ein Baumarkt spendet vielleicht die Farben im Austausch für ein kleines Logo auf der Rückseite des Klaviers. Eine Bäckerei nebenan gibt vielleicht einen Gutschein für den besten „Straßen-Pianisten“ der Woche aus. Das stärkt den lokalen Zusammenhalt und schont Ihr Budget.


Manchmal ist es nur ein einziger Akkord. Ein Geschäftsmann auf dem Weg zur Arbeit, der kurz innehält, C-Dur greift und lächelnd weitergeht. Ein Kind, das zum ersten Mal die Wucht der Basstöne spürt. Eine ältere Dame, die zögerlich eine Melodie aus ihrer Jugend anstimmt. Diese Mikro-Konzerte sind der wahre Lohn und die Seele jedes Straßenklaviers.



Wichtig zu wissen: Das Stimmen eines Straßenklaviers ist eine Sisyphusarbeit. Durch die extremen Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und Temperatur verstimmt es sich innerhalb von Tagen oder sogar Stunden wieder. Eine professionelle Stimmung direkt nach dem Aufstellen sorgt für einen guten Start, aber akzeptieren Sie, dass der „reine“ Klang vergänglich ist.


- Finden Sie einen Ort, der Schutz vor direkter Witterung bietet.
- Sorgen Sie für eine stabile, ebene Aufstellfläche.
- Achten Sie darauf, dass Anwohner nicht durch nächtliches Spiel gestört werden.
- Stellen Sie sicher, dass es für Rollstuhlfahrer zugänglich bleibt.

Der Geruch eines alten Klaviers im Freien ist eine seltsame Mischung. Das süßliche, harzige Aroma von altem Holz und Leim vermischt sich mit dem feuchten Geruch von Laub und dem kühlen Duft von nahendem Regen. Es ist der Geruch von Nostalgie und unvermeidbarem Verfall – ein olfaktorischer Soundtrack für die letzten melancholischen Akkorde.




