Pavillondach reinigen wie ein Profi: Dein Guide für ein langes Leben im Garten
Jedes Jahr das gleiche Spiel, oder? Der Sommer war herrlich, aber jetzt sieht das Dach deines Pavillons aus, als hätte es eine wilde Party gefeiert. Flecken, Grünbelag, vielleicht sogar ein paar klebrige Überraschungen von den Bäumen. Ehrlich gesagt, in der Werkstatt sehe ich ständig Dächer, die nach nur ein, zwei Saisons reif für die Tonne sind. Und fast immer liegt’s an denselben kleinen Fehlern bei der Pflege.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erst mal schauen: Welches Material schützt dich eigentlich vor Regen?
- 2 Die Reinigungs-Aktion: Schritt für Schritt zum sauberen Dach
- 3 Spezialfälle aus der Praxis: Wenn’s mal hartnäckig wird
- 4 Kleine Reparaturen: Was tun bei kleinen Löchern?
- 5 Die Kür: Imprägnieren für den Abperl-Effekt
- 6 Keine Zeit? Das 15-Minuten-Minimum für dein Dach
- 7 Das große Finale: Gestellpflege und Winterlagerung
Aber hey, keine Sorge. Ein Pavillon ist eine Investition in deine Wohlfühloase, und mit ein paar Tricks vom Fach hält so ein Dach nicht nur zwei Sommer, sondern locker zehn oder mehr. Ich zeig dir hier keine oberflächlichen Hausmittelchen, sondern die Methoden, die wirklich funktionieren und dein Material schonen. Betrachte es als das Wissen, das ich auch meinen Leuten in der Werkstatt mitgebe. Es geht darum, zu verstehen, was du da vor dir hast, und dann mit Bedacht vorzugehen. Das spart am Ende Geld und Nerven.

Erst mal schauen: Welches Material schützt dich eigentlich vor Regen?
Bevor wir auch nur einen Eimer Wasser füllen, müssen wir wissen, womit wir es zu tun haben. Die meisten Dächer sehen auf den ersten Blick gleich aus, aber unter der Oberfläche gibt es gewaltige Unterschiede. Und die entscheiden alles.
Der Klassiker: Polyester (PES) mit Beschichtung
Das ist der Stoff, den du bei den allermeisten Pavillons findest. Ein robustes Kunstfasergewebe, das aber erst durch eine Beschichtung auf der Unterseite wasserdicht wird. Meistens ist das PVC oder Polyurethan (PU). Diese Schicht ist auch dein UV-Schutz. Ein guter Anhaltspunkt für die Qualität ist das Gewicht, oft angegeben in Gramm pro Quadratmeter (g/m²). Einfache Dächer haben vielleicht 180 g/m², richtig stabile Teile fangen bei 250 g/m² an. Ganz klar: Je schwerer, desto reißfester und langlebiger ist das Ganze.
Achtung! Der größte Feind dieser Beschichtung ist die Sonne. Das UV-Licht macht die Weichmacher im Kunststoff mit der Zeit spröde, das Dach wird brüchig und reißt. Falsche Reiniger, vor allem solche mit Alkohol oder Lösungsmitteln, sind da wie ein Brandbeschleuniger.

Die Günstige Variante: Polyethylen (PE)
Kennst du diese einfachen, knisternden Abdeckplanen aus dem Baumarkt? Genau das ist PE. Es fühlt sich eher wie eine feste Plastikfolie an und ist natürlich 100 % wasserdicht. Der Haken ist oft die geringere UV-Beständigkeit. Außerdem neigen ältere PE-Dächer dazu, an den Faltkanten zu brechen. Hier musst du bei der Reinigung super vorsichtig sein – eine harte Bürste kann hier schon irreparable Kratzer hinterlassen.
Die Premium-Klasse: Polyacryl (PAC)
Findet man eher bei teureren Pavillons und Markisen. Ist zwar eine größere Investition, aber die lohnt sich oft. Die Fasern sind hier durchgefärbt, was bedeutet, dass die Farbe nicht so schnell ausbleicht. Polyacryl ist von Natur aus extrem UV-beständig und oft zusätzlich mit schmutz- und wasserabweisenden Schichten (denk an den Teflon-Effekt) behandelt. Super pflegeleicht, aber empfindlich gegenüber der falschen Chemie.
Also, im Klartext: Polyester ist der Allrounder für die meisten Budgets. PE ist die Sparlösung für den gelegentlichen Einsatz. Und Polyacryl ist die langlebige, aber teurere Luxus-Variante für alle, die es ernst meinen.

Die Reinigungs-Aktion: Schritt für Schritt zum sauberen Dach
Lass uns eins klarstellen: Vergiss die Tipps mit Spülmittel oder Essig. Spüli hinterlässt klebrige Rückstände, die neuen Schmutz magisch anziehen. Und Essig ist eine Säure, die Beschichtungen und Nähte angreifen kann. Wir machen das jetzt richtig.
Dein Werkzeugkasten für die Mission:
Bevor es losgeht, leg dir alles bereit. Nichts ist nerviger, als auf der Leiter zu stehen und festzustellen, dass etwas fehlt. Was ich immer dabeihabe:
- Zwei Eimer (einer für die Reinigungslösung, einer für klares Wasser)
- Eine weiche Waschbürste (so eine, wie man sie auch fürs Auto nimmt)
- Ein großer, weicher Schwamm
- Eine standfeste Leiter
- Gartenschlauch mit verstellbarer Sprühdüse
- Arbeitshandschuhe, eventuell eine Schutzbrille
Schritt 1: Die Vorbereitung – Die halbe Miete!
Ein guter Handwerker hetzt nicht. Such dir einen bewölkten, trockenen und windstillen Tag aus. In der prallen Sonne trocknet der Reiniger sofort an und hinterlässt fiese Flecken.
Wenn es leicht geht, nimm das Dach vom Gestell ab und breite es auf einer sauberen Plane auf dem Rasen aus. So kommst du überall bequem hin. Falls nicht, geht’s auch auf dem Gestell – achte nur auf einen sicheren Stand!

Jetzt kommt die Grobreinigung: Blätter, Äste, Staub – alles muss runter. Nimm dafür die weiche Bürste. Kleiner Tipp bei Vogelkot: Ist er frisch, sofort mit einem feuchten Tuch wegwischen. Ist er schon trocken, kratz ihn ganz vorsichtig mit einem Kunststoffspachtel ab, bevor du Wasser benutzt. Sonst verteilst du die aggressive Säure nur.
Schritt 2: Die Hauptreinigung – Mit Gefühl, nicht mit Gewalt
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Schnapp dir einen Eimer mit lauwarmem Wasser (um die 30 °C sind perfekt) und einen speziellen Reiniger für Outdoor-Textilien oder Markisen. Produkte von Mellerud oder vergleichbaren Marken sind da eine gute Wahl. Achte drauf, dass er pH-neutral ist. So ein Reiniger kostet meist zwischen 10 und 20 Euro, ist aber Gold wert, weil er die Imprägnierung schont.
Misch die Lauge nach Anleitung an und trag sie mit dem Schwamm oder der weichen Bürste in kreisenden Bewegungen auf. Arbeite dich in Abschnitten vor und lass den Reiniger ein paar Minuten wirken, aber auf keinen Fall antrocknen! Bei hartnäckigen Flecken einfach den Vorgang wiederholen. Nicht wie wild schrubben, das raut nur das Gewebe auf.

Schritt 3: Das Abspülen – Wichtiger, als du denkst!
Das ist der Schritt, den die meisten vermasseln. Alle Reinigerreste müssen runter, und zwar komplett! Sonst wirken sie wie ein Schmutzmagnet. Also, spül das Dach mit dem Gartenschlauch und einer sanften Brause extrem gründlich ab, bis absolut kein Schaum mehr zu sehen ist.
Und hier kommt die wichtigste Warnung des Tages: Finger weg vom Hochdruckreiniger! Ich kann es nicht oft genug sagen. Ich hatte letzte Woche erst wieder einen Kunden in der Werkstatt, dessen Dach aussah wie ein Schweizer Käse. Der harte Wasserstrahl drückt den Dreck tief ins Gewebe, zerfetzt die Beschichtung und reißt die Nähte auf. Ein Totalschaden von 300 Euro, nur weil man fünf Minuten Arbeit sparen wollte. Tu es einfach nicht.
Schritt 4: Das Trocknen – Der K.O.-Schlag für den Schimmel
Das Dach muss zu 100 % trocken sein, bevor du es wieder zusammenlegst. Häng es locker über eine Wäscheleine oder leg es luftig aufs Gestell. Wichtig ist, dass die Luft von allen Seiten zirkulieren kann. Je nach Wetter kann das gut ein bis zwei Tage dauern. Ein auch nur leicht feuchtes Dach zusammenzufalten, ist eine direkte Einladung für Stockflecken. Und die bekommst du nie wieder raus.
Rechne für die ganze Aktion (ohne Trocknen) mal mit 2-3 Stunden aktiver Arbeit für einen normalen 3×3 Meter Pavillon. Die Zeit ist gut investiert!
Spezialfälle aus der Praxis: Wenn’s mal hartnäckig wird
Grünbelag (Algen & Moose): Das ist nicht nur hässlich, die Organismen speichern Feuchtigkeit und schädigen die Fasern. Hier hilft ein spezieller Grünbelagentferner aus dem Baumarkt. Achtung, das Zeug ist oft biozid. Also bitte Handschuhe und Schutzbrille tragen und darauf achten, dass nichts in den Gartenteich oder auf die Rosen spritzt. Nach Anleitung anwenden und danach wieder extrem gründlich abspülen.
Stockflecken & Schimmel: Diese kleinen schwarzen Punkte sind ein Albtraum. Bei ganz leichtem Befall auf hellem Stoff kannst du es mal mit Isopropylalkohol (70 %, aus der Apotheke) verdünnt mit Wasser (3 Teile Alkohol, 1 Teil Wasser) versuchen. Vorsichtig abtupfen, am besten draußen und mit Maske. Bei starkem Befall ist das Dach aber meist verloren, da der Pilz tief im Gewebe sitzt. Jeder Versuch mit Chlorbleiche würde das Material endgültig zerstören.
Baumharz: Der Trick hier ist Kälte. Warte, bis das Harz hart ist. Dann leg ein Kühlpack drauf. Das eiskalte Harz wird spröde und lässt sich oft einfach abbrechen. Reste kannst du vorsichtig mit etwas Reinigungsalkohol abtupfen.
Kleine Reparaturen: Was tun bei kleinen Löchern?
Manchmal entdeckt man beim Putzen kleine Malheurs. Kein Grund zur Panik! Ein winziges Loch oder eine Naht, die sich ein paar Zentimeter gelöst hat, kannst du oft selbst fixen. Dafür gibt es im Camping- oder Outdoor-Bedarf spezielle Helferlein:
- Nahtdichter: Eine kleine Tube mit einer transparenten, flexiblen Dichtmasse. Einfach auf die undichte Naht auftragen, trocknen lassen, fertig. Kostet keine 10 Euro und rettet oft den Tag.
- Selbstklebende Flicken: Für kleine Löcher oder Risse sind diese Reparaturflicken ideal. Einfach die Stelle gut säubern, Flicken draufkleben, fest andrücken – hält bombenfest und ist wasserdicht.
Die Kür: Imprägnieren für den Abperl-Effekt
Nach einer gründlichen Reinigung ist der werkseitige Schutz meistens geschwächt. Das siehst du daran, dass das Wasser nicht mehr abperlt, sondern ins Gewebe einzieht. Höchste Zeit, den Schutz zu erneuern! Eine gute Imprägnierung ist der beste Schutz gegen neuen Schmutz.
Besorg dir ein hochwertiges Imprägnierspray für Outdoor-Textilien, zum Beispiel von Ballistol oder anderen Spezialisten. Eine große Flasche kostet meist zwischen 15 und 25 Euro. Sprüh es auf das saubere und absolut trockene Dach aus ca. 20-30 cm Entfernung gleichmäßig auf. Lieber zwei dünne Schichten als eine dicke. Die Nähte besonders sorgfältig behandeln! Dann nach Herstellerangabe (meist 24 Stunden) gut durchtrocknen lassen.
Keine Zeit? Das 15-Minuten-Minimum für dein Dach
Ganz ehrlich, manchmal muss es schnell gehen. Wenn du keine Zeit für die große Aktion hast, mach wenigstens das hier einmal im Monat:
Nimm eine weiche Bürste und fege allen losen Dreck, Blätter und Staub vom trockenen Dach. Kontrolliere auf frischen Vogelkot und entferne ihn sofort mit einem feuchten Tuch. Das allein verhindert schon die schlimmsten Schäden und dauert wirklich nur 15 Minuten.
Das große Finale: Gestellpflege und Winterlagerung
Ein sauberes Dach auf einem rostigen Gestell ist auch nur die halbe Freude. Bei pulverbeschichteten Stahlgestellen solltest du nach Kratzern suchen. Kleine Roststellen kurz anschleifen und mit einem Lackstift abtupfen. Bei Alugestellen reicht es, sie mit einer milden Seifenlauge abzuwischen.
Checkliste für den Winterschlaf:
Das ist der wichtigste Punkt überhaupt! So lagerst du dein Dach richtig ein:
- Absolut sauber? Check! Schmutzreste sind ein Festmahl für Schimmel.
- Knochentrocken? Check! Jede Restfeuchte führt zu Modergeruch.
- Locker gefaltet? Check! Nicht pressen, um Brüche in der Beschichtung zu vermeiden.
- Richtig verpackt? Check! Am besten in einer atmungsaktiven Tasche (oft beim Kauf dabei), niemals in einer luftdichten Plastiktüte.
- Guter Ort? Check! Ein trockener, dunkler und belüfteter Keller oder eine Garage sind perfekt.
Und sei ehrlich zu dir: Wenn das Material sich schon spröde anfühlt und beim Anfassen knistert, ist seine Zeit vorbei. Da hilft auch die beste Pflege nichts mehr. Dann ist ein Ersatzdach die einzig sinnvolle Lösung.
Klingt nach etwas Arbeit? Ja, vielleicht. Aber es ist die Art von Arbeit, die sich auszahlt. Mit dieser Pflege sorgst du dafür, dass dein Platz im Grünen viele, viele Sommer lang eine Freude bleibt. Pass gut auf dein Material auf, dann passt es auch gut auf dich auf.