Rote Rosen? Muss nicht sein! Der ehrliche Valentinstags-Guide einer Floristin

von Emma Wolf
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Jedes Jahr im Februar geht das Spiel von vorne los. Ein paar Tage vor dem 14. stehen bei mir in der Werkstatt die Telefone nicht mehr still. Meistens sind es Männer, junge wie alte, und sie klingen oft ein bisschen… nun ja, verloren. Der Klassiker: „Ich brauche einfach nur rote Rosen.“ Am Tag selbst hetzen sie dann oft nach der Arbeit rein, um noch schnell einen schönen Strauß zu ergattern.

Ganz ehrlich? Nach all den Jahren als Floristmeisterin habe ich Tausende dieser Sträuße gebunden. Ich liebe es, die Vorfreude in den Augen der Schenkenden zu sehen und mir vorzustellen, wie die Beschenkten sich freuen.

Aber ich sehe auch die andere Seite. Den riesigen Druck, der auf diesem einen Tag lastet. Die explodierenden Preise auf dem Blumenmarkt, die wir natürlich weitergeben müssen. Und immer wieder die Frage: „Muss das denn wirklich sein?“ Meine Antwort ist immer dieselbe: Nein, muss es nicht. Aber es kann eine wunderbare Gelegenheit sein, wenn man versteht, worum es eigentlich geht. Nicht um den teuersten Strauß, sondern um die Geste. Und dafür lohnt sich ein kleiner Blick zurück – viel weiter als nur bis zum nächsten Supermarkt-Prospekt.

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Woher kommt der ganze Trubel eigentlich?

Die Geschichte, die man sich heute erzählt, ist eine bunte Mischung aus Wahrheit und Legende. Im Kern steht aber ein ziemlich mutiger Mann. Stell dir das Römische Reich vor langer, langer Zeit vor. Ein Kaiser hatte damals ein Problem: Er brauchte Soldaten für seine Kriege, aber die jungen Männer wollten lieber heiraten und Familien gründen.

Also griff der Herrscher zu einer ziemlich grausamen Methode: Er verbot den jungen Leuten kurzerhand die Ehe. Er dachte, Ungebundene wären die besseren Kämpfer. Tja, und hier kam ein Bischof ins Spiel, für den die Liebe heilig war. Er widersetzte sich dem Befehl und traute heimlich weiterhin die verliebten Paare. Die Legende besagt, dass er ihnen nach der Zeremonie Blumen aus seinem eigenen Garten schenkte. Für mich als Floristin ein wunderschönes Detail, oder? Die erste Geste war also eine persönliche Blüte, kein Produkt vom globalen Markt.

Natürlich kam ihm das Regime auf die Schliche. Der Bischof wurde verhaftet. Im Gefängnis soll er der blinden Tochter des Aufsehers geholfen und sie geheilt haben. Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb er ihr einen Abschiedsbrief, den er mit den Worten „Von Deinem Valentin“ unterzeichnete. Diese einfache, persönliche Nachricht wurde zum Vorbild für Millionen von Karten.

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Übrigens hatte der Tag schon vorher eine Bedeutung. Die alten Römer feierten um diese Zeit ein ziemlich wildes Fruchtbarkeitsfest. Später wollte die Kirche diese heidnischen Bräuche durch etwas Sinnvolleres ersetzen und widmete den Tag dem Märtyrer, der für die Liebe gestorben war. So wurde aus einem Ritual ein Gedenktag.

Wie aus einer Legende ein Milliardengeschäft wurde

Jahrhundertelang war der Tag dann aber eher Nebensache. Erst im mittelalterlichen England fing die Sache mit der Romantik an. Man glaubte damals, dass die Vögel an diesem Tag mit der Paarung beginnen. Dichter griffen das auf und so wurde der Tag langsam mit der Liebe zwischen Menschen verknüpft.

Später wurde es in England dann richtig zur Sitte, sich kleine Geschenke und handgeschriebene Liebesbriefe zu schicken. Man nutzte Symbole, die wir heute noch auf jeder zweiten Karte finden:

  • Das Herz: Schon damals der Sitz der Gefühle.
  • Rote Rosen: Die Blume der römischen Liebesgöttin Venus, ein klares Symbol für Leidenschaft.
  • Amor: Der kleine Gott mit Pfeil und Bogen, der die Leute verliebt macht.

Englische Auswanderer nahmen den Brauch dann mit in die USA, wo er kommerziell so richtig durch die Decke ging. Und nach dem Zweiten Weltkrieg? Da brachten ihn amerikanische Soldaten mit nach Deutschland. Richtig populär wurde es bei uns aber erst durch die massive Werbung der Blumen- und Süßwarenindustrie. Deshalb halten viele ältere Leute den Tag auch für eine „Erfindung der Blumenhändler“. Ganz unrecht haben sie damit nicht, auch wenn die Wurzeln eben viel tiefer liegen.

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Aus der Werkstatt geplaudert: Ein ehrlicher Blick auf die Blumen

So, jetzt aber zu meinem Lieblingsthema. Blumen. Aber Achtung, Blume ist nicht gleich Blume. Die Unterschiede sind gigantisch, und ich möchte dir hier ein paar Dinge verraten, die dir im Discounter niemand sagt.

Die rote Rose: Woran du Qualität erkennst

Die rote Rose ist natürlich der Superstar. Aber woran erkennst du eine wirklich gute? Es sind nur ein paar Kleinigkeiten:

  • Der Kopf: Er muss fest sein und darf nur ganz leicht geöffnet sein. Wenn du ihn sanft drückst und er sich weich anfühlt, wurde sie zu warm gelagert. Finger weg! Die äußeren Blätter sind oft etwas dunkler, das sind Schutzblätter und völlig normal.
  • Der Stiel: Lang und kräftig. Ein langer Stiel ist ein Qualitätsmerkmal, weil er die Blüte besser mit Wasser versorgen kann. Wenn du die Wahl hast, nimm die mit den längeren Stielen.
  • Die Blätter: Sattgrün und knackig. Gelbe oder fleckige Blätter sind ein schlechtes Zeichen.

Die besten Sorten, wie ‚Red Naomi‘ oder ‚Grand Prix‘, haben riesige Köpfe und halten ewig. Aber diese Qualität hat ihren Preis, besonders rund um den Valentinstag.

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Reden wir mal Klartext übers Geld: Was kostet die Geste wirklich?

Jedes Jahr werde ich gefragt, warum die Blumen so teuer sind. Das ist keine Willkür von uns Floristen, glaub mir. Es ist simple Marktwirtschaft. Die Nachfrage nach roten Rosen explodiert weltweit für ein paar Tage. Die meisten kommen aus Südamerika oder Afrika und werden eingeflogen. An den großen Blumenauktionen in Holland überbieten sich dann die Händler. Das treibt den Preis in die Höhe.

Damit du eine realistische Vorstellung hast, hier mal ein paar ehrliche Hausnummern für den Valentinstag:

  • Eine einzelne, perfekte langstielige Rose: Rechne hier beim Floristen mit 5 bis 8 Euro. Dafür ist sie aber auch wirklich ein Schmuckstück.
  • Ein schöner Bund frischer Tulpen (10 Stk.): Die sind eine super Alternative und kosten meist zwischen 15 und 25 Euro.
  • Ein Dutzend Premium-Rosen vom Profi: Ja, das kann am Valentinstag schnell 60 bis 90 Euro kosten. Das ist viel Geld, aber du kaufst garantierte Frische und Handwerk.

Du siehst, es gibt für jedes Budget eine Möglichkeit. Es geht nicht darum, am meisten auszugeben.

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Geschenke mit Seele: Warum das beste Geschenk oft aus der Werkstatt kommt

So bestellst du wie ein Profi (selbst wenn du keine Ahnung hast)

Viele Leute haben richtig Scheu, beim Floristen anzurufen, weil sie nicht wissen, was sie sagen sollen. Dabei ist es total einfach. Kleiner Tipp von mir:

  1. Ruf ein paar Tage vorher an. Bitte, bitte nicht erst am 14. Februar um 17 Uhr. Dann ist die Auswahl am größten und der Stress am geringsten.
  2. Sag dein Budget. Es ist absolut keine Schande zu sagen: „Ich möchte für circa 30 Euro etwas Schönes.“ Das hilft uns enorm, das Perfekte für dich zu finden.
  3. Beschreib die Person, nicht die Blume. Ein „Sie liebt es bunt und lacht total viel“ oder „Er mag es eher schlicht und modern“ ist tausendmal hilfreicher als „einfach irgendwas mit Rosen“.

Es müssen nicht immer Rosen sein!

Manchmal ist eine andere Blume viel persönlicher. Ich liebe es, wenn Kunden offen für Alternativen sind. Hier ein paar Ideen:

  • Tulpen: Ein Bote des Frühlings! Rote Tulpen stehen auch für Liebe, aber auf eine frischere, leichtere Art. Deutlich günstiger als Rosen.
  • Ranunkeln: Diese Bälle aus unzähligen Blütenblättern sind einfach zauberhaft. Sie stehen für Charme und Anziehungskraft. Preislich liegen sie im Mittelfeld und sind jeden Cent wert. Ich hatte mal einen Kunden, der wollte unbedingt Ranunkeln, weil sie seine Frau an ihr bauschiges Hochzeitskleid erinnerten. Diese persönliche Geschichte ist mehr wert als jede Rose!
  • Anemonen: Zart und gleichzeitig ausdrucksstark. Sie stehen für Hingabe und Erwartung. Einfach wunderschön.
  • Freesien: Der Duft! Einfach himmlisch. Sie symbolisieren Zärtlichkeit und Treue und sind oft günstiger als die großen Stars.
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Profi-Tipps: So hält dein Strauß wirklich länger

Du hast einen tollen Strauß – jetzt soll er auch lange Freude machen. Das sind die Tricks, die ich auch meinen Azubis beibringe:

  1. Der Anschnitt ist alles: Nimm ein scharfes Messer, keine Schere! Eine Schere quetscht die Wasserleitungen im Stiel. Schneide jeden Stiel lang und schräg an.
  2. Wenig bekannter Trick: Schneide die Stiele am besten direkt unter laufendem Wasser oder in einer Schüssel mit Wasser an. Das verhindert, dass Luftblasen in die Leitungen kommen und die Wasseraufnahme blockieren.
  3. Saubere Vase: Bakterien sind der Tod jeder Blume. Die Vase muss blitzblank sein. Am besten mit heißem Wasser und einem Tropfen Spüli auswaschen.
  4. Richtiges Wasser: Kaltes, frisches Wasser und unbedingt das Frischhaltemittel vom Floristen verwenden. Das enthält Nährstoffe und hemmt Bakterien. (Vergiss Hausmittel wie Zucker oder Münzen, die bringen meist nichts.)
  5. Blätter weg: Alle Blätter, die im Wasser hängen würden, müssen ab. Sonst faulen sie und verseuchen das Wasser.
  6. Der richtige Ort: Nicht in die pralle Sonne, nicht neben die Heizung und – ganz wichtig – nicht neben eine Obstschale! Reifendes Obst strömt ein Gas aus, das Blumen schneller altern lässt.
  7. Wasser wechseln: Alle zwei Tage das Wasser komplett erneuern und die Stiele frisch anschneiden. Das wirkt Wunder!
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Achtung: Wichtige Hinweise für Tierbesitzer und Allergiker

Dieser Punkt ist mir eine Herzensangelegenheit. Viele wissen nicht, dass manche Blumen für Haustiere pures Gift sind. Besonders Lilien sind für Katzen extrem gefährlich. Schon der Blütenstaub kann zu tödlichem Nierenversagen führen. Wenn im Haushalt eine Katze lebt: HÄNDE WEG VON LILIEN! Auch Tulpen oder Narzissen können bei Hunden und Katzen zu Magenproblemen führen. Frag im Zweifel immer nach tierfreundlichen Alternativen.

Auch für Menschen können manche Düfte zu viel sein. Lilien oder Hyazinthen riechen sehr intensiv. Wenn du unsicher bist, greif lieber zu geruchsneutralen Schönheiten wie Ranunkeln oder Tulpen.

Mein Fazit als Meisterin

Sehe ich den Valentinstag kritisch? Ja, den kommerziellen Druck schon. Aber sehe ich auch das Schöne darin? Absolut. Die Geschichte vom mutigen Bischof erinnert uns daran, worum es geht: um eine kleine, persönliche Geste, die von Herzen kommt.

Du musst kein Vermögen ausgeben. Schreib eine ehrliche Karte. Kauf eine einzige, aber dafür perfekte Blüte bei deinem Floristen vor Ort und überreich sie mit einem Lächeln. Nimm dir Zeit für die Person. Das ist die wahre Botschaft dieses Tages. Und das ist eine Botschaft, die ich als Handwerkerin von ganzem Herzen unterstütze.

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Allein für den Valentinstag werden über 330 Millionen Schnittblumen nach Deutschland importiert, ein Großteil davon Rosen aus Kenia, Äthiopien oder Ecuador.

Was bedeutet das für den Strauß in der Vase? Tausende Flugmeilen, ein hoher Wasserverbrauch in den Anbauländern und oft ein Kompromiss bei der Frische. Viele dieser Sorten sind auf maximale Haltbarkeit für den Transport gezüchtet, nicht auf intensiven Duft oder Charakter. Ein bewusster Blick auf saisonale Alternativen wie französische Tulpen, Anemonen oder Ranunkeln aus italienischem Anbau ist nicht nur nachhaltiger, sondern oft auch eine Garantie für frischere, lebendigere Blüten mit mehr Persönlichkeit.

Emma Wolf

Ich liebe es, unseren Lesern und Leserinnen praktische und einzigartige Informationen, Tipps und Life Hacks über allmögliche Themen zu geben, die sie in ihrem Alltag auch tatsächlich anwenden können. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem – neuen Trends, neuen Techniken, Projekten und Technologien.