Pool im Haus: Dein Traumprojekt – Die ehrliche Anleitung vom Profi
Ich baue schon ewig Schwimmbäder. Ich hab sie in Gärten gepflanzt, auf Dächer gehievt und in Keller versenkt. Aber ganz ehrlich? Die Königsdisziplin, die mich immer wieder packt, ist der integrierte Pool. Das ist, wenn das Becken nicht nur neben dem Haus steht, sondern ein Teil davon ist. Wenn die Grenze zwischen Wohnzimmer und Wasserfläche einfach verschwimmt. Das ist so viel mehr als nur Luxus. Es ist ein tiefgreifender Eingriff in die Architektur und die Seele eines Hauses.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was heißt „integrierter Pool“ eigentlich genau?
- 2 Das Herzstück: Welches Becken für die direkte Hausanbindung?
- 3 Abdichtung & Dämmung: Wo sich die Profis zeigen
- 4 Das Raumklima: Warum dein Haus sonst anfängt zu schwitzen
- 5 Der Kreislauf: Sauberes Wasser ist kein Zufall
- 6 Sicherheit geht vor! Immer!
- 7 Das große Ganze: Planung, Zeitplan und Kosten im Überblick
- 8 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ich schreibe das hier nicht, um dir was zu verkaufen. Ich schreibe als Handwerksmeister, der unzählige Baustellen gesehen hat – die guten und die, bei denen man lieber wegschaut. Ich kenne die glänzenden Augen von Bauherren beim ersten Sprung ins Wasser. Aber ich habe auch die sündhaft teuren Schäden gesehen, die entstehen, wenn man die Sache falsch angeht. In meiner Werkstatt sage ich meinen Leuten immer: Ein Pool verzeiht keine Fehler. Das Wasser findet JEDEN Weg. Dieser Text ist mein Versuch, dir die ungeschönte Wahrheit zu erzählen. Damit dein Traum nicht zum Albtraum wird.

Was heißt „integrierter Pool“ eigentlich genau?
Vergiss mal kurz die Hochglanzfotos aus den Magazinen. Aus Handwerkersicht bedeutet ein integrierter Pool, dass die Gebäudestruktur und die Poolstruktur eine direkte, feste Verbindung eingehen. Das Becken lehnt sich an die Hauswand, sitzt unter der Terrasse oder ragt vielleicht sogar ein Stück in den Wohnraum. Das hat gewaltige Folgen. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Gartengestaltung, sondern um knallharte Bauphysik, Statik und Haustechnik. Jeder Fehler hier wirkt sich direkt auf dein Haus aus.
Stell es dir so vor: Ein normaler Gartenpool ist eine eigene kleine Welt. Ein integrierter Pool ist ein Organ deines Hauses. Und das muss von Anfang an richtig durchblutet werden.
Die brutale Last des Wassers: Eine einfache Rechnung mit großer Wirkung
Klingt banal, aber Wasser ist unfassbar schwer. Ein einziger Kubikmeter wiegt eine Tonne. Ein recht normaler integrierter Pool von 8×4 Metern und 1,50 Meter Tiefe fasst also 48 Kubikmeter Wasser – das sind 48 Tonnen. Dazu kommt das Gewicht des Beckens selbst, aus Beton sind das schnell nochmal 20 bis 30 Tonnen. Wir reden hier also von einer Gesamtlast von rund 80 Tonnen. Das ist, als würden 50 VW Golf dauerhaft auf einer winzigen Fläche deines Grundstücks parken.

Kein Standard-Hausfundament ist dafür ausgelegt. Punkt. Deshalb ist dein erster und wichtigster Anruf nicht der beim Poolbauer, sondern der bei einem qualifizierten Statiker. Nur er kann berechnen, wie diese Last sicher in den Baugrund abgeleitet wird. Ohne ein Baugrundgutachten, das die Tragfähigkeit deines Bodens bestätigt, fangen wir Profis gar nicht erst an zu planen. Ich hab schon Baustellen gesehen, da war eine teure Pfahlgründung nötig. Das ist bitter, wenn es spät rauskommt, aber absolut lebenswichtig für die Stabilität von Haus UND Pool.
Das Herzstück: Welches Becken für die direkte Hausanbindung?
Wenn die Statik geklärt ist, geht’s ans Eingemachte: den Körper des Pools. Ganz ehrlich, für eine nahtlose und sichere Integration gibt es eigentlich nur eine wirklich erstklassige Lösung.
Die Fels in der Brandung: Das Stahlbetonbecken
Für eine echte Verschmelzung von Haus und Pool ist ein vor Ort gegossenes Stahlbetonbecken die beste und sicherste Wahl. Hier wird eine Schalung gebaut, mit Stahlmatten (Bewehrung) verstärkt und dann mit speziellem „wasserundurchlässigem Beton“ (WU-Beton) ausgegossen. Der Name ist etwas irreführend, denn 100% dicht auf ewig ist kein Beton. Aber dieser Spezialbeton hat eine so dichte Struktur, dass Wasser nur extrem langsam eindringen kann.

Der riesige Vorteil: Wir können jede Form gießen. Sitzbänke, Treppen, Flachwasserzonen – alles aus einem Guss. Die Verbindung zum Hausfundament kann bautechnisch sauber und bombenfest hergestellt werden. Der Nachteil sind die höheren Kosten und die längere Bauzeit. Aber an dieser Stelle zu sparen, ist wirklich der größte Fehler, den du machen kannst.
Alternativen? Ja, aber mit Vorsicht.
Manchmal sieht man Becken aus Systemsteinen, das sind große Styropor-Hohlblocksteine, die wie Lego zusammengesteckt und mit Beton verfüllt werden. Das geht schneller und die Dämmung ist schon drin. Für einen freistehenden Pool eine feine Sache. Bei einer direkten Anbindung ans Haus bin ich da aber skeptisch. Die vielen Fugen der Steine sind potenzielle Schwachstellen. Eine extrem penible Abdichtung zur Gebäudeseite ist hier noch wichtiger.
Und was ist mit Fertigbecken aus Kunststoff (GFK) oder Polypropylen? Für einen echten integrierten Pool rate ich klar davon ab. Sie werden am Stück geliefert, was den Einbau beschleunigt. Das Problem ist aber, dass sich Kunststoff und Beton bei Temperaturschwankungen völlig unterschiedlich ausdehnen und setzen. Eine dauerhaft dichte Fuge zum Haus herzustellen, ist ein enormes Risiko. Lass lieber die Finger davon.

Abdichtung & Dämmung: Wo sich die Profis zeigen
Der Beton ist nur der Rohbau. Die eigentliche Kunst liegt in der Abdichtung, die als zweite Haut darüber kommt, und der Dämmung. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Die eigentliche wasserdichte Schicht
Auf den rohen Beton kommt die eigentliche Abdichtung. Gängig sind drei Methoden:
- Folienauskleidung: Eine dicke, gewebeverstärkte PVC-Folie wird passgenau im Becken verschweißt. Das ist eine bewährte, dichte und relativ flexible Lösung, die kleine Bewegungen des Baukörpers verzeiht.
- Fliesen oder Mosaik: Die optisch edelste Variante. Darunter kommt eine mehrschichtige, flexible Dichtungsschlämme. Jede Ecke, jeder Anschluss, jede Düse muss mit speziellen Dichtbändern versehen werden. Das ist absolute Millimeterarbeit für Spezialisten.
- Naturstein: Ähnlich wie bei Fliesen, nur noch anspruchsvoller. Man muss genau wissen, welcher Stein unter Wasser und mit der Poolchemie klarkommt.
Die kritischste Stelle: Der Anschluss ans Haus
Der heikelste Punkt ist immer die Fuge zwischen Pool und Haus. Hier treffen zwei Welten aufeinander, die sich minimal bewegen. Wird diese Fuge nicht 100% professionell mit speziellen Quellbändern, Fugenbändern und Injektionssystemen abgedichtet, sickert hier Wasser ein. Oft unbemerkt über Jahre.

Ich erinnere mich an einen Fall, da hat genau diese Fuge nach zwei Jahren nachgegeben. Die Sanierung des durchfeuchteten Kellers war am Ende teurer als der ganze Pool. Spart da nicht, Leute! Das ist keine Arbeit für einen Allround-Handwerker, hier muss ein Spezialist für Bauwerksabdichtung ran.
Wärme halten, Kosten sparen: Die Dämmung
Ein warmer Pool ist wie ein Heizkörper, der ständig Energie an den kalten Boden abgibt. Das ist nicht nur teuer, sondern es gibt auch klare gesetzliche Vorgaben zur Energieeffizienz. Wir dämmen den Poolkörper von außen komplett mit hochdruckfesten Platten (meist XPS). Eine gute Dämmung von 8-12 cm Dicke kann die Heizkosten um bis zu 50 % senken. Das ist keine Option, das ist eine Pflicht.
Das Raumklima: Warum dein Haus sonst anfängt zu schwitzen
Sobald dein Pool auch nur teilweise im Innenraum liegt oder eine feste Überdachung hat, hast du ein neues, gewaltiges Problem: Luftfeuchtigkeit. Ein 28 Grad warmer Pool gibt unglaublich viel Wasser an die Luft ab. In einem geschlossenen Raum führt das zwangsläufig zu Kondenswasser, Schimmel, Modergeruch und Rost. Ich habe schon verrostete Fensterrahmen und durchweichte Dachstühle gesehen, nur weil an der Lüftung gespart wurde.

Du brauchst hier keine einfache Abluft, sondern eine spezielle Schwimmbad-Klimaanlage mit Wärmerückgewinnung. Sie entfeuchtet die Luft und gewinnt dabei die Wärme zurück, um damit die Frischluft oder sogar das Poolwasser zu heizen. Ja, so eine Anlage ist ein riesiger Posten – plane hier mal locker zwischen 15.000 und 40.000 Euro ein. Aber sie ist die Lebensversicherung für deine Bausubstanz.
Der Kreislauf: Sauberes Wasser ist kein Zufall
Damit dein Poolwasser nicht zur trüben Brühe wird, braucht es eine perfekt abgestimmte Technik. Die beginnt an der Oberfläche.
Oberflächenreinigung: Skimmer oder Überlaufrinne?
Der meiste Schmutz wie Blätter, Staub oder Sonnencreme schwimmt oben. Um ihn zu entfernen, gibt es zwei Systeme. Der Skimmer ist der Klassiker: eine Öffnung in der Beckenwand, die das Wasser ansaugt. Einfach, bewährt, kostengünstig. Der Wasserstand liegt dabei etwa 10-15 cm unter dem Beckenrand. Sieht man oft.
Die edlere und auch effektivere Variante ist die Überlaufrinne. Hier steht das Wasser bis zum Rand und schwappt sanft über die Kante in eine verdeckte Rinne. Das sieht nicht nur mega schick aus (der berühmte „Infinity-Look“), es reinigt die Oberfläche auch viel besser, weil der ganze Beckenumfang zur Absaugung wird. Für einen minimalistischen, integrierten Look ist das fast immer die erste Wahl.

Wasserpflege: Die Wahrheit über Chlor, Salz & Co.
Jeder Pool braucht Desinfektion. Klassisches Chlor wirkt schnell, zuverlässig und ist günstig. Der Nachteil ist der typische Geruch. Eine tolle Alternative ist die Salzelektrolyse. Man gibt eine geringe Menge Salz ins Wasser (weniger als in Tränenflüssigkeit) und eine Zelle erzeugt daraus direkt im System das nötige Chlor. Das Wasser fühlt sich weicher an, der Chlorgeruch ist quasi weg. Aber Achtung: Das ist kein „chlorfreier“ Pool! Und das leicht salzige Wasser ist aggressiver. Alle Einbauteile wie Leitern oder Lampen müssen aus hochwertigem V4A-Edelstahl sein, sonst hast du nach kurzer Zeit Rost.
Egal welches System: Investiere in eine automatische Mess- und Regeltechnik. Sie misst permanent pH-Wert und Desinfektion und dosiert nur, was wirklich nötig ist. Das schont die Haut, die Technik und deinen Geldbeutel.
Sicherheit geht vor! Immer!
Ein Pool im Haus ist toll, aber er birgt Gefahren, besonders mit Kindern. Hier gibt es keine Kompromisse.

Die Abdeckung: Lebensretter und Energiesparer
Eine gute Poolabdeckung ist der wichtigste Sicherheitsaspekt. Ich empfehle immer eine automatische Rollladenabdeckung. Die ist stabil genug, um das Gewicht eines Erwachsenen zu tragen. Sie verhindert nicht nur Unfälle, sondern reduziert auch die Verdunstung und Heizkosten massiv. Ja, die kostet je nach Größe schnell mal 10.000 bis 25.000 Euro, aber diese Investition zahlt sich mehrfach aus.
Rutschgefahr und Elektrizität
Rund um den Pool wird es nass. Die Bodenfliesen oder Steinplatten müssen eine hohe Rutschhemmung haben. Frag gezielt danach! Was im trockenen Flur okay ist (oft Klasse R9), ist hier gefährlich. Du brauchst mindestens R11. Und auf der Treppe, die ins Wasser führt, ist sogar die höchste Barfuß-Nassbereich-Klasse C Pflicht. Das fühlt sich fast an wie feines Schleifpapier, rettet dich aber vor Stürzen.
Und ein Wort zur Elektrik: FINGER WEG als Heimwerker! Rund um den Pool gibt es strenge Schutzbereiche, in denen nur spezielle 12V-Geräte erlaubt sind. Ein Stromschlag im Wasser endet fast immer tödlich. Das muss ein Elektrofachbetrieb machen und abnehmen.

Das große Ganze: Planung, Zeitplan und Kosten im Überblick
So ein Projekt ist kein Solo-Lauf. Du brauchst von Anfang an ein Team: einen Architekten mit Vision, einen Statiker für die Sicherheit, einen Haustechnik-Planer für die Lüftung und einen erfahrenen Schwimmbadbauer, der weiß, was er tut. Diese Leute müssen reden! Kommt der Poolbauer erst dazu, wenn der Rohbau steht, sind nur noch teure Kompromisse möglich.
Dein Fahrplan zum Traum-Pool
Wie lange dauert sowas eigentlich? Sei realistisch, das ist kein Wochenend-Projekt. Hier ist ein grober Zeitplan:
- Phase 1: Planung & Genehmigung (ca. 3-6 Monate): Ein integrierter Pool ist fast immer genehmigungspflichtig. Allein der Papierkram beim Bauamt dauert.
- Phase 2: Rohbau & Abdichtung (ca. 2-4 Monate): Das ist die eigentliche „Dreckarbeit“ – Aushub, Betonieren, Abdichten.
- Phase 3: Technik & Fertigstellung (ca. 1-2 Monate): Installation der Technik, Verlegen der Fliesen, Inbetriebnahme.
Rechne also vom ersten Strich auf dem Papier bis zum ersten Sprung ins Wasser mit gut einem Jahr. Manchmal auch länger.

Die alles entscheidende Frage: Was kostet der Spaß?
Eine Pauschalsumme wäre unseriös. Aber die größten Brocken im Budget sind klar:
- Der Beckenrohbau mit Abdichtung und Dämmung.
- Die komplette Wassertechnik (Filter, Pumpe, Heizung, Steuerung).
- Die Lüftungs- und Entfeuchtungsanlage (denk an die 15.000€ – 40.000€!).
- Die Sicherheits-Rollladenabdeckung (10.000€ – 25.000€).
- Die Planungskosten für Architekt, Statiker und Co.
Aber Achtung, damit ist es nicht getan! Denk unbedingt an die laufenden Kosten. Für Strom, Heizung, Wasser und Pflegemittel kommen da schnell 1.500 bis über 3.000 Euro pro Jahr zusammen, je nach Nutzung und Poolgröße. Das muss man im Budget mit einplanen!
Kleiner Tipp: Bevor du startest, stell deinem Architekten oder Planer diese Fragen:
- Wer kümmert sich um das Baugrundgutachten?
- Wie groß planen wir den Technikraum und wo kommt er hin? (Gut zu wissen: Plane mindestens 4-6 m² ein und sorge für eine gute Schalldämmung!)
- Zeigen Sie mir im Detail, wie die Fuge zwischen Haus und Pool abgedichtet wird!
- Wer koordiniert die ganzen verschiedenen Handwerker?
- Haben wir eine realistische Schätzung der jährlichen Betriebskosten?
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein Pool, der mit dem Haus verschmilzt, ist eine der schönsten Arten zu wohnen. Er bringt Licht, Leben und eine unglaubliche Ruhe ins Zuhause. Aber es ist ein ernsthaftes Bauvorhaben, das Respekt und echtes Fachwissen verlangt. Such dir Partner, die deine Sprache sprechen und die nicht nur verkaufen, sondern bauen können. Wenn dir etwas zu einfach oder zu billig vorkommt, ist es das wahrscheinlich auch. Denk an meinen Satz: Ein Pool verzeiht keine Fehler. Aber wenn er richtig gemacht ist, schenkt er dir und deiner Familie Freude für ein ganzes Leben.


