Kleben statt Bohren im Bad: So hält’s bombenfest – ganz ohne Löcher!

von Augustine Schneider
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Ganz ehrlich? Wenn mich früher jemand gefragt hat, ob man einen Handtuchhalter kleben kann, hätte ich als alter Werkstatt-Hase nur abgewunken. Ein ordentlicher Dübel, das war für mich solide Arbeit. Alles andere? Pfusch. Aber die Zeiten ändern sich, und die Technik eben auch. Heute sage ich oft: Leg die Bohrmaschine weg, wir machen das sauberer und cleverer.

Ein Loch in einer Badezimmerfliese ist nämlich viel mehr als nur ein Loch. Es ist ein Riss in der Rüstung deines Badezimmers – der Abdichtung. Wasser ist verdammt hartnäckig und findet jeden Weg. Ein schlecht abgedichtetes Bohrloch kann über Jahre hinweg unbemerkt für Feuchtigkeit in der Wand sorgen. Und dann? Dann wird’s richtig teuer. Von der Gefahr, eine Wasser- oder Stromleitung zu treffen, will ich gar nicht erst anfangen. Ich hab’s oft genug gesehen: Einmal abgerutscht, und die 100-Euro-Fliese hat einen Sprung. Der Ärger ist den neuen Seifenspender dann meist nicht wert.

Die ewige Frage: Bohrmaschine oder Klebetube?

Bevor du dich entscheidest, lass uns mal beide Methoden ganz nüchtern betrachten. Es geht nicht darum, das Bohren zu verteufeln, sondern darum, die richtige Wahl für die jeweilige Situation zu treffen.

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Der klassische Weg: Bohren
Professionell bohren bedeutet: Erstmal mit dem Leitungssucher die Wand checken (absolute Pflicht!). Dann die Stelle vorsichtig ankörnen, damit der Bohrer nicht tanzt. Ohne Schlag mit einem speziellen Fliesenbohrer langsam durch die Fliese, dann erst mit Schlag in die Wand dahinter. Dübel rein, Loch mit Silikon abdichten, Schraube rein. Das ist der Weg, wie man es richtig macht. Aber er ist laut, macht Dreck und birgt immer ein Restrisiko. Außerdem sind die Löcher für immer da – ein Albtraum in jeder Mietwohnung.

Der moderne Weg: Kleben
Moderne Klebesysteme, oft auf MS-Polymer-Basis, verteilen die Last auf eine größere Fläche statt auf einen einzigen Punkt. Das ist viel schonender für den Untergrund und entwickelt eine erstaunliche Kraft. Der größte Vorteil ist aber die Unversehrtheit deiner Fliesen. Keine Löcher, keine Gefahr für Leitungen, keine beschädigte Abdichtung. Und das Beste: Wenn du ausziehst oder dein Bad umgestaltest, lässt sich die Verbindung meist spurlos wieder entfernen.

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Warum ein kleiner Klebepunkt so brutal stark sein kann

Viele sind skeptisch. Wie soll ein Klecks aus der Tube einen schweren Handtuchhalter tragen? Die Magie dahinter hat zwei Namen: Adhäsion und Kohäsion.

  • Adhäsion: Stell dir vor, der Kleber wirft unzählige winzige Anker aus, die sich in den mikroskopisch kleinen Poren der Fliese verhaken. Das ist Adhäsion. Und genau deshalb ist eine absolut saubere, fettfreie Oberfläche das A und O. Jeder Fettfilm ist wie eine Plastikfolie zwischen Anker und Fels – da hält nichts.
  • Kohäsion: Das ist die innere Stärke des Klebers selbst. Wenn er ausgehärtet ist, halten seine eigenen Teilchen zusammen wie eine verschworene Gemeinschaft. Ein guter Montagekleber reißt nicht einfach unter Last.

Die Kleber in guten Sets (z.B. von tesa, Fischer oder Pattex) sind echte Alleskönner. Sie bleiben dauerhaft leicht elastisch, was Vibrationen abfedert, sie sind wasserfest und unempfindlich gegen Temperaturschwankungen im Bad. Ein Riesenpluspunkt!

Die Vorbereitung: Hier entscheidet sich alles!

Ich kann es nicht oft genug sagen: Die Zeit, die du dir beim Bohren sparst, investierst du hier in die Vorbereitung. Ein Fehler an dieser Stelle, und die ganze Arbeit ist für die Katz. Ich geb’s zu, ganz am Anfang hab ich auch mal gedacht, der alte Putzlappen tut’s schon zum Reinigen. Das Ding kam mir prompt entgegen. Seitdem bin ich beim Thema Fettfreiheit gnadenlos.

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Schritt 1: Check den Untergrund

Nicht jede Wand ist gleich. Glasierte Fliesen sind der Idealfall – glatt, nicht porös, perfekt. Bei Naturstein wie Marmor musst du aufpassen, dass er unbehandelt ist. Wachse oder Versiegelungen sind der Tod für jeden Kleber. Auf Glas (z.B. an der Duschwand) hält es super, aber hier ist die Reinigung noch wichtiger. Und Achtung: Auf Tapeten, Putz oder Holz funktionieren diese Systeme nicht! Der Kleber ist stärker als die Tapete – du würdest einfach ein Stück Wand mit rausreißen.

Schritt 2: Die kompromisslose Reinigung (Deine Einkaufsliste)

Vergiss den normalen Badreiniger! Die meisten enthalten Silikone oder Wachse für den „Abperleffekt“. Das ist pures Gift für die Klebeverbindung. Bevor du also loslegst, hier deine kleine Einkaufsliste, damit du nicht fünfmal zum Baumarkt rennst:

  • Ein gutes Klebesystem: Zum Beispiel das „tesa Power.Kit“ oder vergleichbare Produkte von Fischer. Rechne mal mit ca. 10 € bis 15 € für ein Set.
  • Reinigungsalkohol (Isopropanol): Kriegst du für ein paar Euro in der Apotheke, im Baumarkt oder online. Nimm mindestens 70-prozentigen. Der verfliegt komplett rückstandslos.
  • Ein sauberes Mikrofasertuch: Wichtig ist, dass es sauber und fusselfrei ist. Kein alter Lappen, der schon Weichspüler gesehen hat.
  • Eine kleine Wasserwaage: Damit am Ende auch alles gerade hängt.

Und so geht’s: Die Stelle, wo der Adapter hinkommt, kräftig mit dem Isopropanol abreiben. Ein paar Minuten warten, bis alles verdunstet ist. Und ab jetzt gilt: Finger weg von der Fläche!

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Die Montage Schritt für Schritt: So klappt’s garantiert

Okay, alles ist vorbereitet. Nehmen wir als Beispiel einen Handtuchhalter. Die meisten Sets bestehen aus Adaptern, die an die Wand kommen, und dem Zubehör, das später darauf befestigt wird.

  1. Position festlegen: Halte den Halter an die Wand, richte ihn mit der Wasserwaage aus und markiere die Stellen für die Adapter mit einem Bleistift.
  2. Klebstoff rein: Spritze den Kleber langsam in die dafür vorgesehene Öffnung des Adapters, bis er auf der anderen Seite in der Kontrollöffnung erscheint. Nicht sparen, aber auch nicht rausquellen lassen.
  3. Andrücken: Setz den Adapter auf deine Markierung und drück ihn ein paar Sekunden fest an. Dieser Anpressdruck ist wichtig für die erste Verbindung.
  4. Der Geduld-Test: Das ist der schwierigste Teil! Auf der Packung steht eine Aushärtezeit, meist 12 bis 24 Stunden. Diese Zeit ist heilig! Fass das Teil in dieser Zeit nicht an, belaste es nicht. Ich hab schon Leute gesehen, die nach drei Stunden „mal probieren“ wollten. Ergebnis: eine riesige Sauerei mit halb-hartem Kleber auf der ganzen Fliese.
  5. Zubehör montieren: Nach der vollen Aushärtezeit kannst du endlich den Handtuchhalter mit den kleinen beiliegenden Schräubchen am Adapter befestigen. Handfest anziehen, fertig!

Kleiner Tipp für Zauderer: Noch unsicher? Fang mit einem einzelnen Handtuchhaken für unter 10 Euro an. Geringes Risiko, kleiner Aufwand, und du siehst sofort, wie bombenfest das Zeug hält. Das ist dein perfektes Testobjekt!

Was Kleben wirklich kann – und was nicht

Seien wir ehrlich: Auch die beste Klebetechnik hat Grenzen. Für 90 % aller Bad-Accessoires ist sie aber perfekt.

Funktioniert problemlos für: Handtuchhaken, Seifenspender, Zahnputzbecher, Toilettenpapierhalter und kleine Ablagen. Das sind meist statische Lasten, die sich kaum bewegen.

Wo Vorsicht geboten ist: Bei großen Duschkörben, die du mit 2-Liter-Familienpackungen Shampoo vollknallst, solltest du auf die maximale Gewichtsangabe achten. Hält das die schwere Flasche? Ja, locker. Hält es auch, wenn dein Kind versucht, Klimmzüge daran zu machen? Auf gar keinen Fall!

Absolutes No-Go: Haltegriffe! Das muss ich in aller Deutlichkeit sagen. Ein Griff, der im Notfall das Gewicht einer stürzenden Person halten muss, ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil. Solche Griffe MÜSSEN immer fest mit Spezialdübeln im massiven Mauerwerk verankert werden. Hier gibt es keine Kompromisse. Ein geklebter Griff ist lebensgefährlich. Wenn du so etwas brauchst, hol dir bitte einen Profi.

Wenn’s wieder weg muss: So geht die Entfernung spurlos

Sollte der Adapter mal nicht halten (was zu 99 % an der Vorbereitung lag), oder wenn du ihn entfernen willst, geht das ganz einfach.

Hebel niemals mit einem Schraubenzieher! Du ruinierst die Fliese. Der Trick ist, den Adapter mit einer Rohrzange zu packen und ihn vorsichtig von der Wand abzudrehen. Durch die Drehbewegung bricht die spröde Klebeverbindung. Die Reste auf der Fliese kannst du dann ganz easy mit einem Ceranfeldschaber (flach halten!) abschaben. Letzte Spuren verschwinden mit etwas Silikonentferner oder wieder mit Isopropanol.

Mein Fazit aus der Werkstatt

Die Technik „Kleben statt Bohren“ ist längst kein Kompromiss mehr, sondern eine echt professionelle Methode. Sie schont deine Nerven, deine Fliesen und bei Mietwohnungen auch deinen Geldbeutel. Der Schlüssel zum Erfolg liegt, wie so oft im Handwerk, in der Sorgfalt bei der Vorbereitung. Nimm dir die Zeit, sei geduldig beim Aushärten und vertrau auf bewährte Markensysteme. Dann wirst du mit einem Ergebnis belohnt, das viele Jahre hält – ganz ohne ein einziges Loch.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.