Badsanierung ohne Albtraum: Der ehrliche Leitfaden vom Profi
Ich sag’s mal ganz direkt: In den vielen Jahren, die ich jetzt schon auf dem Bau unterwegs bin, habe ich unzählige Bäder gesehen. Nagelneue, sanierungsbedürftige und, ehrlich gesagt, auch einige Katastrophen, bei denen ich die Fehler anderer ausbügeln musste. Dabei habe ich eins gelernt: Ein Bad ist nicht einfach ein Raum, den man mal eben neu streicht. Es ist eine fette Investition, die für die nächsten 15, 20 oder sogar 30 Jahre halten soll.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erst denken, dann hämmern: Die Planung ist alles
- 2 Hinter der Fliese: Worauf es wirklich ankommt
- 3 Die Abdichtung: Die Lebensversicherung deines Bades
- 4 Boden und Wände: Mehr als nur Deko
- 5 Jetzt mal Butter bei die Fische: Kosten und Zeitplan
- 6 Das große Finale: Elektrik, Licht und Lüftung
- 7 So findest du den richtigen Handwerker
Hier fängt dein Tag an und hier endet er auch. Es ist ein hochkomplexes Zusammenspiel aus Wasserleitungen, Strom und empfindlichen Materialien. Wenn da was schiefgeht, wird’s nicht nur ärgerlich, sondern vor allem richtig, richtig teuer. Deshalb dieser Text. Kein Hochglanz-Prospekt mit Trends, die nächstes Jahr schon wieder out sind, sondern knallharte Fakten und Tipps aus der Praxis. Damit du am Ende ein Bad hast, das nicht nur top aussieht, sondern auch sicher, funktional und langlebig ist.

Erst denken, dann hämmern: Die Planung ist alles
Jedes gute Bad beginnt auf dem Papier – oder heute eben auf dem Tablet. Aber der Grundsatz ist immer derselbe: Ein Fehler in der Planung lässt sich später nur mit einer Menge Geld, Staub und Nerven korrigieren. Nimm dir also Zeit für diesen ersten, wichtigsten Schritt.
Klar, in Magazinen liest man oft schöne Dinge wie „richten Sie das Bad nach Süden aus“. Super Idee, aber in 90 % der Fälle sanieren wir im Bestand. Die Wände stehen, die Fenster sind da, wo sie sind. Unsere Aufgabe ist es, aus dem, was da ist, das absolute Maximum herauszuholen. Das bedeutet: genau Maß nehmen. Nicht nur Länge und Breite, sondern auch die Raumhöhe. Notier dir, wo Fenster und Türen sind und – ganz entscheidend – wo die Anschlüsse liegen. Der dicke Fallstrang für die Toilette lässt sich nicht mal eben so um einen Meter versetzen. Jedes Abflussrohr braucht Gefälle. Das kann deine ganze Traumplanung über den Haufen werfen, wenn man es nicht von Anfang an bedenkt.
Ein genialer Trick, den jeder anwenden kann
Denk in Zonen: Es gibt die Nasszone (Dusche, Wanne), die Pflegezone (Waschtisch) und die WC-Zone. Jeder Bereich hat andere Anforderungen. Kleiner Tipp, den ich jedem Bauherrn gebe: Nimm dir Malerkrepp und klebe den Grundriss 1:1 auf den Boden in einem leeren Raum oder im Wohnzimmer. Stell ein paar Umzugskartons als WC und Waschtisch hin. So bekommst du ein echtes Gefühl für die Abstände. Kannst du dich noch bequem abtrocknen? Geht die Tür ganz auf? Das verhindert böse Überraschungen.
Ach ja, und wenn du eine Wand versetzen willst: Das ist KEIN Heimwerkerprojekt. Da muss immer ein Statiker draufschauen, um zu klären, ob sie tragend ist. Das ist keine Empfehlung, das ist eine unumstößliche Regel.
Hinter der Fliese: Worauf es wirklich ankommt
Die schönste Fliese für 150 € den Quadratmeter ist wertlos, wenn die Technik dahinter Murks ist. Was in der Wand verschwindet, siehst du nie wieder. Aber du spürst es, wenn es nicht richtig gemacht wurde.
Rohre, Schallschutz und ein Tipp für die Zukunft
Früher haben wir Kupferrohre gelötet, heute werden oft Mehrschicht-Verbundrohre gepresst. Beide Systeme sind super, wenn sie von einem Profi installiert werden. Absolut entscheidend: Eine Druckprobe, bevor die Wand zugeht. Wir lassen das System stundenlang unter hohem Druck stehen und checken mit einem Manometer, ob auch nur das kleinste bisschen Druck entweicht. Ein winziges Leck jetzt kann in ein paar Jahren einen Wasserschaden für 20.000 € bedeuten.
Was oft vergessen wird: Schallschutz. Wenn du nachts im Bett liegst und die Klospülung vom Nachbarn hörst, wurde hier gespart. Ein guter Installateur erkennt man daran, dass er von sich aus schallgedämmte Rohrschellen und die richtige Dämmung verwendet. Frag ihn doch mal danach. Wenn er mit den Augen rollt, such dir lieber einen anderen.
Übrigens: Moderne Bäder nutzen fast immer Vorwandelemente. Das sind diese Metallrahmen für WC und Waschtisch. Kleiner Tipp am Rande: Wenn du so ein Element für das WC einbauen lässt, lass direkt einen Stromanschluss legen, auch wenn du ihn jetzt nicht brauchst. Ein Dusch-WC nachzurüsten, ist dann ein Kinderspiel. Ohne Stromanschluss wird es später zu einem teuren Albtraum.
Die Abdichtung: Die Lebensversicherung deines Bades
Ich kann es nicht oft genug sagen: Die Abdichtung ist der wichtigste Arbeitsschritt im ganzen Bad. Wasser ist gnadenlos, es findet jeden Weg. Hier zu sparen, ist der dümmste Fehler, den man machen kann.
Da fällt mir ein Fall ein: Ein Kunde wollte unbedingt ein paar hundert Euro sparen und hat einen „Bekannten“ die Abdichtung machen lassen. Zwei Jahre später war die Holzdecke im Wohnzimmer darunter komplett durchgefault. Die Sanierung hat ihn am Ende über 15.000 € gekostet. Das nenne ich mal teuer gespart.
Eine professionelle Abdichtung nach den geltenden Fachregeln ist ein mehrstufiger Prozess: Erst kommt eine Grundierung, dann werden alle Ecken und Rohrdurchführungen mit speziellen Dichtbändern eingearbeitet. Erst danach wird die Fläche in mindestens zwei Schichten mit einer flüssigen Kunstharzmasse abgedichtet. Achtung: Eine Silikonfuge ist KEINE Abdichtung. Sie ist nur eine elastische Fuge, die regelmäßig gewartet werden muss.
Boden und Wände: Mehr als nur Deko
Der Boden muss was aushalten. Bei bodengleichen Duschen ist ein exaktes Gefälle von 1,5 bis 2 % das A und O, damit das Wasser auch wirklich im Abfluss landet und nicht im Rest des Bades. Dieses Gefälle wird schon im Estrich angelegt, nicht erst später mit Fliesenkleber hingepfuscht.
Welche Fliese ist die richtige für dich?
Große Fliesen sehen schick aus und haben weniger Fugen – super pflegeleicht! Aber sie verzeihen keinen unebenen Untergrund. Kleinste Huckel führen zu unschönen Kanten oder können die Fliese sogar brechen lassen.
Hier mal eine kleine Orientierung, ganz ohne Fachchinesisch:
- Feinsteinzeug: Das ist der robuste Alleskönner. Extrem hart, nimmt kaum Wasser auf und ist super zu reinigen. Gibt es in unzähligen Designs, von Holzoptik bis Beton-Look. Preislich liegt man hier je nach Design und Größe meist zwischen 30 € und 80 € pro Quadratmeter. Mein Meister-Tipp: Für Familien mit Kindern oder wenn es einfach nur praktisch sein soll, ist das die absolut beste Wahl.
- Naturstein (z.B. Marmor, Schiefer): Sieht unglaublich edel aus und jedes Stück ist ein Unikat. Aber: Naturstein ist offenporiger und empfindlicher gegen Säuren (Vorsicht mit Badreinigern!). Er muss regelmäßig imprägniert werden und ist deutlich teurer, oft ab 80 €/qm aufwärts. Mein Meister-Tipp: Wunderschön für ein repräsentatives Bad, aber man muss bereit sein, etwas mehr Pflege zu investieren.
Viel wichtiger als die Optik ist aber die Rutschhemmung. Für den nassen Barfußbereich ist die Klasse R10 eine sichere Bank. Frag im Fachhandel gezielt danach. Sicherheit geht immer vor!
An den Wänden geht der Trend übrigens weg von der Vollverfliesung. Nur die Spritzwasserbereiche werden gefliest. Der Rest wird mit Kalkputz oder spezieller Silikatfarbe gestaltet. Das sieht nicht nur wohnlicher aus, sondern verbessert auch das Raumklima enorm, weil die Wände atmen können.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Kosten und Zeitplan
Das sind die zwei Fragen, die jeden am meisten interessieren. Und hier will ich ehrlich sein.
Was kostet der Spaß? Als ganz grobe Hausnummer kannst du für eine komplette Badsanierung vom Fachmann zwischen 1.500 € und 3.000 € pro Quadratmeter rechnen. Ein durchschnittliches 8-Quadratmeter-Bad liegt also schnell bei 12.000 € bis 24.000 €. Warum die Spanne so riesig ist? Nun, eine Standard-Armatur aus dem Baumarkt kostet 80 €, eine schicke Unterputz-Regendusche mit Thermostat gerne mal 1.500 €. Eine einfache Fliese kostet 30 €/qm, eine großformatige Designfliese 150 €/qm. Die großen Kostenfresser sind fast immer die unsichtbare Technik, die Sanitärobjekte und die Fliesen.
Wie lange dauert das wirklich? Vergiss die Werbeversprechen von „Bad in 7 Tagen“. Das ist unrealistisch, wenn man es richtig macht. Ein typischer Ablauf für ein Standardbad sieht eher so aus:
- Woche 1: Abriss, Schuttentsorgung, neue Rohre für Wasser und Abwasser verlegen, Elektrik vorbereiten. Das ist die laute, dreckige Woche.
- Woche 2: Wände verputzen, Vorwandelemente einbauen, Estrich gießen. Und jetzt kommt der Knackpunkt: TROCKNUNGSZEITEN! Estrich und Putz müssen trocknen, bevor es weitergeht. Da passiert auf der Baustelle scheinbar nichts, aber diese Pause ist absolut entscheidend.
- Woche 3: Abdichten (muss auch trocknen!), Fliesen legen.
- Woche 4: Verfugen, Silikonfugen ziehen, Decke streichen, Sanitärkeramik (WC, Waschbecken) montieren, Armaturen anschließen, Endreinigung.
Plane also realistisch mit drei bis vier Wochen, in denen das Bad komplett unbenutzbar ist. Wenn unvorhergesehene Dinge passieren – und das tun sie im Altbau fast immer – kann es auch mal länger dauern.
Das große Finale: Elektrik, Licht und Lüftung
Kurz und schmerzlos: Finger weg von der Elektrik! Wasser und Strom sind eine tödliche Mischung. Das ist ein Job für eine zertifizierte Elektrofachkraft, Punkt. Es gibt strenge Schutzonen im Bad, in denen nur bestimmte Leuchten und Geräte erlaubt sind. Ein Profi kennt die Regeln und sorgt für deine Sicherheit.
Beim Licht solltest du nicht sparen. Eine gute Deckenleuchte für die Allgemeinbeleuchtung und blendfreies Licht links und rechts vom Spiegel für die tägliche Routine sind Pflicht. Dimmbare Leuchten schaffen abends eine gemütliche Wellness-Atmosphäre.
Und die Lüftung? Ein Fenster ist ideal. Nach dem Duschen 5-10 Minuten stoßlüften, fertig. In innenliegenden Bädern ist ein mechanischer Lüfter Pflicht. Achte auf ein leises Modell mit Feuchtigkeitssensor und Nachlaufzeit, sonst treibt dich das Geräusch in den Wahnsinn.
So findest du den richtigen Handwerker
Eine Badsanierung steht und fällt mit den Leuten, die sie ausführen. Sei skeptisch bei Angeboten, die verdächtig günstig sind. Qualität bei Material und Arbeit hat ihren Preis.
Hier ein paar Tipps, wie du einen guten Profi erkennst:
- Frag nach Referenzen: Lass dir Bilder von abgeschlossenen Projekten zeigen oder frage, ob du mit einem früheren Kunden sprechen kannst.
- Achte darauf, ob er zuhört: Will er dir nur sein Standardprogramm verkaufen oder geht er wirklich auf deine Wünsche und Sorgen ein?
- Ein detailliertes Angebot: Ein gutes Angebot listet alle Arbeitsschritte und Materialien einzeln auf. Pauschalpreise ohne Details sind eine rote Flagge.
Am Ende hast du nicht nur ein neues Bad. Du hast einen Raum, der sicher ist, perfekt funktioniert und in dem du dich jeden Tag wohlfühlst. Und dieses Gefühl ist, ganz ehrlich, unbezahlbar.