Badsanierung ohne Nervenzusammenbruch: Der ehrliche Werkstatt-Guide
Ganz ehrlich? In den letzten Jahrzehnten habe ich wahrscheinlich mehr Badezimmer von innen gesehen als so mancher Immobilienmakler. Ich hab neue gebaut, alte auf Vordermann gebracht und, ja, oft genug die Sünden von anderen wieder geradegerückt. Dabei hab ich eines gelernt: Ein Bad ist kein Raum, es ist eine Maschine. Ein hochkomplexes System auf engstem Raum, in dem Wasser, Strom, Wärme und Feuchtigkeit eine ziemlich wilde Party feiern. Ein kleiner Fehler hier, eine Abkürzung da – und die Party endet mit einem sehr, sehr teuren Kater.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Unsichtbare Fundament: Was hinter der Fliese wirklich zählt
- 2 Der Schlachtplan: So gehst du eine Badsanierung richtig an
- 3 Praktische Lösungen, die sich bewährt haben
- 4 Die 5 häufigsten Fehler bei der Badsanierung (und wie du sie vermeidest)
- 5 Selber machen oder machen lassen? Eine ehrliche Einschätzung
Klar, alle reden heute von „Wellness-Oasen“. Klingt super, aber bevor die Duftkerze brennt, muss das Handwerk sitzen. Das schönste Design bringt dir nämlich gar nichts, wenn die Abdichtung im Eimer ist oder der Wasserdruck für deine neue Regenwalddusche einfach nicht reicht. Ich will dir hier also keine Hochglanz-Bilder zeigen, sondern dir einen echten Blick in den Werkzeugkasten geben. Wir reden darüber, worauf es ankommt, welche Technik dahintersteckt und wo die fiesesten Fallstricke lauern.

Das Unsichtbare Fundament: Was hinter der Fliese wirklich zählt
Bevor wir auch nur an eine Farbe oder Fliesenform denken, müssen wir über das reden, was man später nicht mehr sieht. Denn genau da entstehen die teuersten Probleme. Dieses Wissen ist es, was den Profi vom gutmeinenden Heimwerker unterscheidet.
Feuchtigkeit & Lüftung: Der ewige Kampf gegen den Schimmel
Schwarze Fugen. Jeder kennt sie, keiner will sie. Das ist nicht nur hässlich, sondern auch ungesund. Schimmel entsteht, wenn warme, feuchte Luft auf kalte Oberflächen knallt – typischerweise in den Außenecken von schlecht gedämmten Altbauten. Der Wasserdampf kondensiert und zack, hat der Schimmel sein Buffet eröffnet.
Die beste Waffe dagegen? Ein anständiges Lüftungskonzept. Klar, Fenster aufreißen nach dem Duschen ist die Basis. Aber eine technische Lösung ist einfach besser, besonders in fensterlosen Bädern. Hier ist eine mechanische Entlüftung sogar Vorschrift. Meistens ist das ein kleiner Ventilator, der die feuchte Luft raussaugt.
Kleiner Tipp vom Profi: Investiert die 50 bis 150 Euro in ein Modell mit Feuchtigkeitssensor. Die Dinger gibt’s in jedem Baumarkt oder online. Sie schalten sich nur ein, wenn es wirklich nötig ist, und laufen nicht ewig nach. Das spart Strom und Nerven. Ach ja, und ohne Zuluft geht keine Abluft – simple Physik. Meistens reicht der Spalt unter der Tür, aber man muss dran denken!

Schon gewusst? Eine vierköpfige Familie produziert am Tag bis zu 12 Liter Wasserdampf durch Atmen, Kochen und Duschen. Der muss irgendwo hin!
Statik & Gewicht: Hält der Boden das überhaupt aus?
So eine moderne, freistehende Badewanne ist schon ein Hingucker. Aber hast du mal übers Gewicht nachgedacht? Eine normale Wanne fasst locker 200 Liter Wasser (200 kg). Dazu kommen das Gewicht der Wanne selbst (locker 50-100 kg) und du (sagen wir mal 80 kg). Das sind schnell mal 400 Kilo auf einer winzigen Fläche.
In einem Neubau mit Stahlbetondecke ist das meist kein Drama. Aber in einem Altbau mit Holzbalkendecke? Puh, da hab ich schon Decken gesehen, die sich bedenklich durchgebogen haben. Bevor du so ein Schmuckstück kaufst, lass das bitte einen Statiker prüfen. Ein kurzes Gutachten kostet vielleicht 300 bis 500 Euro. Ein Wasserschaden, weil die Decke nachgibt, kostet das Zehnfache. Mindestens.
Strom & Wasser: Eine lebensgefährliche Mischung
Jetzt wird’s ernst. Das hier ist der wichtigste Punkt überhaupt. Wasser leitet Strom. Ende der Diskussion. Deshalb gibt es im Bad extrem strenge Regeln, die in verschiedene Schutzzonen aufgeteilt sind:

- Zone 0: Direkt in der Wanne oder Dusche. Hier darf absolut nichts rein, außer es ist speziell dafür gebaut und läuft mit mickrigen 12 Volt Schutzkleinspannung.
- Zone 1: Über der Wanne/Dusche bis zu einer Höhe von 2,25 Metern. Nur fest installierte Geräte wie Boiler oder Lüfter sind hier erlaubt und sie müssen gegen Strahlwasser geschützt sein (Schutzart IPX5).
- Zone 2: Ein 60 cm breiter Streifen um Wanne, Dusche und Waschbecken. Hier dürfen bestimmte Leuchten oder Geräte hin (Schutzart IPX4), aber Steckdosen sind absolut tabu.
Ganz klare Ansage: Alle Elektroarbeiten im Bad gehören ausnahmslos in die Hände eines zugelassenen Elektrikers. Ich als Installateur lege die Leerrohre, aber den Anschluss macht immer der Kollege. Das ist eine saubere und lebenswichtige Arbeitsteilung.
Der Schlachtplan: So gehst du eine Badsanierung richtig an
Eine gute Sanierung beginnt nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern mit dem Bleistift. Sorgfältige Planung ist alles. Sie spart dir später Zeit, Geld und eine Menge grauer Haare.

Erstmal Kassensturz: Was kostet der Spaß wirklich?
Bevor wir loslegen, die Frage aller Fragen: Was kostet eine Badsanierung? Eine realistische Faustformel ist, mit 1.500 bis 3.000 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Ein kleines 6-qm-Bad kann also schnell bei 9.000 bis 18.000 Euro liegen, je nach Ausstattung.
Was sind die größten Kostentreiber?
- Leitungen versetzen: Wenn Toilette und Dusche komplett woanders hin sollen, wird’s teuer. Das bedeutet Wände aufstemmen und viel Arbeit.
- Luxus-Ausstattung: Eine Marken-Armatur kann 800 Euro kosten, eine vom Baumarkt 80 Euro. Das summiert sich.
- Fliesen: Großformatige Fliesen sind teurer im Material und viel aufwendiger in der Verlegung.
- Fachhandwerker: Sie kosten Geld, ja. Aber sie sparen dir am Ende die Kosten für die Beseitigung von Bauschäden. Unbezahlbar.
Und wie lange dauert das? Ein realistischer Zeitplan
Die größte Sorge ist ja oft: Wie lange muss ich zur Nachbarin zum Duschen? Ein typisches Badprojekt läuft ungefähr so ab:
- Woche 1: Zerstörung und Neuaufbau. Abriss, Lärm, Staub. Danach werden die neuen Rohre für Wasser, Abwasser und Strom verlegt. Das ist der grobe Teil.
- Woche 2: Die Basis schaffen. Wände werden verputzt, der Untergrund vorbereitet. Wenn ein neuer Estrich reinkommt, braucht der Zeit zum Trocknen. Achtung, diese Trocknungszeit kann den ganzen Plan durcheinanderwerfen!
- Woche 3: Die Schutzhülle. Jetzt kommt das Wichtigste: Abdichten, abdichten, abdichten! Wenn das erledigt und trocken ist, können endlich die Fliesen an die Wand und auf den Boden.
- Woche 4: Der Feinschliff. Die Fliesen werden verfugt, Silikonfugen gezogen. Danach werden WC, Waschtisch und Dusche montiert. Zum Schluss kommen die Maler und die Elektriker für die Lampen.
Plane also mal grob vier Wochen ein, in denen das Bad eine Baustelle ist. Wenn alles glattläuft.

Der Untergrund: Die Leinwand für deine Fliesen
Das ist der Punkt, wo die meisten Fehler passieren. Du kannst die teuerste Fliese der Welt kaufen – wenn der Untergrund Murks ist, sieht das Ergebnis immer Murks aus. Nach dem Abriss sieht die Wand oft aus wie ein Schlachtfeld. Erstmal muss alles Lose runter. Dann wird grundiert, damit die nächsten Schichten halten. Löcher füllen, glatt spachteln. Die Wand muss am Ende perfekt eben sein. Ich sag zu meinen Azubis immer: „Die Wand verzeiht keine Hektik.“
Die Abdichtung: Deine Versicherung gegen Wasserschäden
Jetzt kommt der wichtigste Schritt: die Verbundabdichtung. Das ist eine flüssige Kunststoffhaut, die wir in zwei Schichten auftragen. Sie ist die eigentliche wasserdichte Wanne unter den Fliesen. An den Ecken und Rohrdurchführungen arbeiten wir spezielle Dichtbänder und Manschetten ein. Hier gibt es fertige Systeme von Herstellern wie PCI oder Knauf, die einfach funktionieren.
Ein Fehler hier ist die Hauptursache für 90 % aller Wasserschäden. Das Wasser kriecht durch winzige Haarrisse in den Fugen, kommt hinter die Fliese und durchnässt die Wand. Du merkst es erst, wenn die Wand schimmelt oder der Putz beim Nachbarn von der Decke fällt. Hier zu sparen ist der dümmste Fehler, den man machen kann.

Praktische Lösungen, die sich bewährt haben
Trends kommen und gehen, aber manche Dinge bleiben, weil sie einfach gut sind.
Die bodengleiche Dusche: Tasse oder Rinne?
Sie ist heute quasi Standard und das zurecht – bequem und zukunftssicher. Es gibt zwei Hauptsysteme:
- Das Duschboard: Das ist eine fertige „Tasse“, oft aus Acryl oder Mineralguss, die direkt befliest wird. Der Vorteil: Das Gefälle ist schon perfekt eingearbeitet und die Abdichtung ist systembedingt sehr sicher. Die Installation ist meist schneller, was Arbeitskosten spart. Nachteil: Man ist an feste Formen und Größen gebunden.
- Die geflieste Dusche mit Rinne: Hier wird das Gefälle direkt im Estrich angelegt (mindestens 2 %!). Das sieht super aus, weil der Boden nahtlos durchläuft. Man ist total flexibel in der Größe. Der Nachteil: Die Installation ist deutlich aufwendiger und erfordert einen absoluten Profi, damit die Abdichtung und das Gefälle zu 100 % stimmen.
Für die meisten Sanierungen ist das Duschboard die sicherere und oft auch günstigere Wahl. Die geflieste Rinne ist was für Design-Liebhaber mit einem guten Handwerker an der Seite.

Das Lichtkonzept: Mehr als nur eine Funzel an der Decke
Licht wird so oft vergessen! Dabei macht es die halbe Miete aus. Ein gutes Bad braucht drei Lichtquellen:
- Grundbeleuchtung: Meistens Spots in der Decke. Sorgt für Helligkeit im ganzen Raum. Unbedingt dimmbar nehmen!
- Funktionslicht: Das Licht am Spiegel. Wichtig: Es muss von vorne kommen (links und rechts vom Spiegel), nicht von oben. Sonst siehst du beim Schminken oder Rasieren aus wie ein Geist.
- Stimmungslicht: Ein indirektes LED-Band in einer Nische oder unter dem Waschtisch. Schafft eine mega entspannte Atmosphäre für das Schaumbad am Abend.
Die 5 häufigsten Fehler bei der Badsanierung (und wie du sie vermeidest)
Wenn ich für jeden dieser Fehler einen Euro bekommen hätte… hier meine Top 5:
- An der Abdichtung gespart: Ich kann es nicht oft genug sagen. Der falsche Dichtanstrich oder vergessene Dichtbänder führen fast garantiert zur Katastrophe.
- Zu wenig Steckdosen geplant: Elektrische Zahnbürste, Föhn, Rasierer, vielleicht noch ein Radio… plane lieber zwei Steckdosen mehr ein als eine zu wenig (natürlich außerhalb der Schutzzonen!).
- Das Lichtkonzept ignoriert: Eine einzige Lampe an der Decke macht aus jedem Bad eine düstere Höhle.
- Rutschige Fliesen gewählt: Hochglanzpolierte Bodenfliesen sehen im Laden toll aus. Nass und mit Seifenresten werden sie zur Eislaufbahn. Achte auf die Rutschhemmungsklasse, mindestens R9, im Duschbereich besser R10.
- Waschtischhöhe nicht angepasst: Die Standardhöhe ist für viele Menschen zu niedrig. Stell dich vor die geplante Position und simuliere Zähneputzen. Wenn du dich bücken musst, ist es zu tief. Dein Rücken wird es dir danken.

Selber machen oder machen lassen? Eine ehrliche Einschätzung
Einige Dinge kannst du mit etwas Geschick durchaus selbst machen. Den Abriss zum Beispiel. Dafür brauchst du: eine gute Schutzbrille, Handschuhe, einen Fäustel, einen Meißel und einen Berg an Müllsäcken. Auch Malerarbeiten oder der Aufbau von Badmöbeln sind machbar.
Aber Finger weg von diesen Dingen. Hier muss IMMER ein Fachbetrieb ran:
- Alles, was mit Wasserleitungen zu tun hat.
- Alle Elektroinstallationen. Punkt.
- Die komplette Abdichtung.
- Estricharbeiten und das Verlegen von großformatigen Fliesen.
- Anschluss von Heizkörpern.
Denk dran: Ein Fachbetrieb haftet für seine Arbeit. Diese Gewährleistung ist deine beste Versicherung. Eine professionelle Sanierung ist am Ende nicht nur sicherer und schöner, sondern auch viel entspannter. Und ein Bad, an dem du jeden Tag für die nächsten 20 Jahre Freude hast, ist jeden Cent wert.