Kein Bargeld? Kein Problem! Mobiles Bezahlen in der Werkstatt – Ein Meister packt aus.

von Angela Schmidt
Anzeige

Ganz ehrlich? Ich stehe seit gefühlten Ewigkeiten in der Werkstatt. In der Zeit lernst du, worauf es ankommt: saubere Arbeit und Vertrauen. Der Kunde muss sich darauf verlassen können, dass die Schweißnaht hält und die Rechnung stimmt. Früher war das einfach. Arbeit fertig, Zettel in die Hand, und das Klimpern von Münzen in der Kasse war der Sound für einen erledigten Job.

Heute sieht das oft anders aus. Immer öfter ziehen Kunden ihr Handy statt des Geldbeutels. „Nehmen Sie auch Apple Pay?“ – die Frage höre ich mittlerweile fast täglich. Am Anfang dachte ich mir: Wieder so ein neumodischer Kram, der nur ablenkt. Aber meine jungen Gesellen, die damit aufgewachsen sind, haben mich eines Besseren belehrt. Und als Chef musst du mit der Zeit gehen, sonst gehst du irgendwann. Also hab ich die Ärmel hochgekrempelt und mir das Thema angeschaut, so wie ein neues Schweißgerät. Ich wollte wissen, wie es geht, was es bringt und – ganz wichtig – wo die Haken sind.

mit handy bezahlen illu apple watch

Was du hier liest, ist das Ergebnis. Kein Werbe-Blabla, sondern ehrliche Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis.

Was da im Handy wirklich passiert: NFC vs. QR-Code

Um zu kapieren, warum das Ganze sicher ist, muss man die Technik dahinter verstehen. Ist wie beim Schweißen: Ohne Ahnung von der Physik kriegst du keine saubere Naht hin. Die zwei wichtigsten Methoden sind NFC und QR-Codes. Klingt kompliziert, ist es aber nicht.

NFC: Das sichere Flüstern

NFC bedeutet „Near Field Communication“. Stell es dir wie ein kurzes Gespräch im Flüsterton vor. Dein Handy und mein Lesegerät können nur miteinander reden, wenn sie sich super nahe sind, meistens weniger als vier Zentimeter. Das ist Absicht und ein riesiges Sicherheitsplus. Keiner kann da aus der Entfernung deine Daten abfangen.

Das Geniale daran ist aber die sogenannte „Tokenisierung“. Wenn du deine Kreditkarte bei Apple Pay oder Google Pay hinterlegst, wird nicht deine echte Kartennummer auf dem Handy gespeichert. Stattdessen erstellt das System einen digitalen Platzhalter, einen „Token“. Das ist eine einmalige, zufällige Zahlenreihe. Bezahlst du, wird nur dieser Token an mein Gerät geschickt. Selbst wenn den jemand abfängt, ist er wertlos. Er ist an dein Handy gebunden und oft nur für diese eine Zahlung gültig. Ein gewaltiger Unterschied zum alten Magnetstreifen, der immer dieselben ungeschützten Daten preisgab.

mit handy bezahlen illu

QR-Codes: Das digitale Preisschild

QR-Codes funktionieren anders. Du musst selbst aktiv werden und etwas scannen. Im Grunde ist so ein Code nur ein moderner Barcode, der viel mehr Infos speichern kann. Ursprünglich wurde das mal für die Logistik in der Autoindustrie entwickelt, um Teile zu verfolgen.

Beim Bezahlen gibt es zwei Wege:

  • Ich zeige den Code: Mein System erstellt einen QR-Code mit dem Rechnungsbetrag. Du öffnest deine App (z.B. PayPal), scannst den Code und gibst die Zahlung frei.
  • Du zeigst den Code: Du erstellst in deiner App einen Code, den ich mit meinem Scanner erfasse, um das Geld anzufordern.

QR-Codes sind flexibler, weil man oft kein spezielles Terminal braucht. Eine Kamera reicht. Aber ehrlich gesagt, für den Kunden ist es umständlicher als das schnelle NFC. Handy hinhalten, „piep“, fertig – das ist einfach unschlagbar schnell.

Die Praxis in der Werkstatt: Was du wirklich wissen musst

Theorie ist eine Sache. Aber wie läuft das in einer lauten, staubigen Werkstatt? Die Umstellung war ein Prozess, und ich hab einiges gelernt.

mit handy bezahlen illu titel illustration zukunft befehl virtuelles geld

Das richtige Terminal – ohne monatlichen Ärger

Der Markt ist voll von Anbietern. Für mich als Kleinunternehmer war eines entscheidend: keine monatlichen Fixkosten! Ich will nur zahlen, wenn auch Geld reinkommt. Deshalb habe ich mich für ein System entschieden, bei dem nur eine prozentuale Gebühr pro Zahlung anfällt. Anbieter wie SumUp oder Zettle (früher iZettle) sind da ganz vorn mit dabei.

Worauf du achten solltest:

  • Die Kosten: Die Geräte selbst sind überraschend günstig. Ein solides Lesegerät wie das SumUp Air bekommst du oft schon für um die 39 €. Die Gebühren sind der springende Punkt. Rechne mal mit ca. 0,9 % für EC-Karten (Girocard) und ca. 1,9 % für alle gängigen Kreditkarten. Das ist fair und transparent.
  • Die Verbindung: Ein Gerät, das nur über WLAN läuft, ist in der Werkstatt okay. Aber wenn du auch mal zum Kunden rausfährst, ist ein Terminal mit eigener SIM-Karte Gold wert. Dann bist du unabhängig vom WLAN vor Ort.
  • Der Akku: Nichts ist peinlicher, als wenn dem Ding beim Bezahlen der Saft ausgeht. Achte auf eine Akkulaufzeit, die locker einen ganzen Arbeitstag durchhält.
  • Die Robustheit: Das Teil muss was aushalten. Es wird mit öligen Fingern bedient und fällt auch mal runter. Ein reines Büro-Gerät überlebt im Handwerk nicht lange.

Übrigens, ein kleiner Profi-Tipp: Die meisten dieser Geräte haben eine eingebaute Trinkgeld-Funktion. Ein Klick, und der Kunde kann ganz einfach was für die Kaffeekasse dalassen. Das kommt erstaunlich gut an!

mit handy bezahlen illu nfc

„Und wann ist die Kohle auf meinem Konto?“

Das ist die erste Frage, die jeder Kollege stellt. Die Antwort ist beruhigend: Das Geld ist nicht ewig unterwegs. Normalerweise dauert es 2-3 Werktage, bis der Betrag auf deinem Geschäftskonto gutgeschrieben wird. Du bekommst eine saubere Abrechnung und kannst alles lückenlos nachvollziehen.

Achtung, Finanzamt! Ein Wort zur GoBD

Ganz wichtig, das übersehen viele am Anfang: Du kannst nicht einfach ein Lesegerät hinstellen und loslegen. In Deutschland gibt es die „Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung von Büchern…“, kurz GoBD. Das bedeutet: Jede einzelne Zahlung muss lückenlos, sofort und unveränderbar aufgezeichnet werden. Moderne Kassensysteme, die du mit den Terminals koppelst, machen das automatisch. Spar hier nicht am falschen Ende und sprich unbedingt mit deinem Steuerberater. Ärger mit dem Finanzamt ist teurer als jede anständige Kassensoftware.

Der Ablauf bei uns: Schneller als Bargeld zählen

Ein Kunde will seine 500-Euro-Rechnung bezahlen. Früher hieß das: „Oh, ich hab nur 200 dabei, ich muss erst zur Bank.“ Genervter Kunde, ich warte auf mein Geld. Heute? Läuft so:

mit handy bezahlen illu titel illustration zukunft befehl virtuelles augen pupille
  1. Betrag ins Kassensystem tippen.
  2. Das System schickt ihn ans Lesegerät.
  3. Kunde hält sein Handy oder die Uhr dran.
  4. Ein kurzes „Piep“, Bestätigung auf dem Display, fertig. Dauert zwei Sekunden.
  5. Der Beleg kommt auf Wunsch per E-Mail – spart Papier und freut die Umwelt.

Der Kunde ist glücklich, und ich weiß, das Geld ist sicher unterwegs. Eine Win-Win-Situation.

Wenn die Technik mal zickt: Keine Panik!

Klar, manchmal klemmt es. Aber meistens sind es Kleinigkeiten.

Für deine Kunden (ein kleiner Spickzettel):

  • Handy entsperrt? Muss sein, sonst geht aus Sicherheit nichts.
  • NFC an? Manchmal ist es in den Einstellungen deaktiviert.
  • Richtige Position? Der Chip sitzt meist oben am Handy. Einfach mal langsam drüber bewegen.
  • Zu dicke Hülle? Metall in der Hülle kann das Signal blockieren. Kurz rausnehmen und probieren.

Für dich als Unternehmer:

  • Stabiles Netz: Sorge für gutes WLAN in der Kassen-Ecke oder nutze ein Gerät mit Mobilfunk.
  • Voller Akku: Das Terminal wird bei uns jede Nacht geladen, genau wie die Akkuschrauber.
  • Updates? Ja, aber clever: Mach Software-Updates am Abend oder am Wochenende, nie im laufenden Betrieb.
  • Plan B: Wenn alles versagt, biete eine Alternative an. Eine Rechnung zur Überweisung geht immer. Lass den Kunden nicht im Regen stehen.
mit handy bezahlen illu titel illustration

Blick in die Zukunft: Was kommt als Nächstes?

Ich bin Handwerker, kein Wahrsager. Aber ein paar Dinge sind ziemlich klar. Das Bezahlen wird noch unsichtbarer. Fingerabdruck und Gesichtsscan sind heute schon normal und viel sicherer als eine PIN, die man vergessen oder ausspähen kann.

Und was ist mit Krypto wie Bitcoin? Ganz ehrlich, für den Handwerksalltag ist das aktuell Quatsch. Die Kurse schwanken wie verrückt, und die rechtliche Lage ist ein Minenfeld. Ich muss meine Leute und mein Material in Euro bezahlen, nicht in Zockerwährung.

Spannender finde ich da schon die Idee eines offiziellen digitalen Euro. Das wäre dann kein Spekulationsobjekt, sondern staatlich gestütztes Geld. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Sicherheit: Sicherer als dein alter Geldbeutel

Die größte Sorge vieler: Ist das sicher? Was, wenn ich mein Handy verliere? Die Antwort überrascht die meisten: Der Verlust des Handys ist oft sicherer als der Verlust deines Portemonnaies.

Warum? Denk mal drüber nach:

mit handy bezahlen illu titel illustration zukunft befehl moderne technologien
  1. Sperrbildschirm: Der Dieb muss erstmal an deiner PIN, deinem Finger oder deinem Gesicht vorbei.
  2. Zahlungsfreigabe: Jede Zahlung muss extra freigegeben werden.
  3. Fernlöschung: Über die Funktionen von Apple oder Google kannst du dein Handy orten, sperren und alle Daten darauf aus der Ferne löschen. Die Bezahlkarten sind dann sofort unbrauchbar.

Vergleich das mal mit der verlorenen Geldbörse: Bargeld ist weg. Mit der EC-Karte kann der Dieb fröhlich kontaktlos für bis zu 50 Euro einkaufen, bis du die Karte gesperrt hast. Da ist das Handy klar im Vorteil.

Mein Fazit als Meister

Die Umstellung war für meinen Betrieb der absolut richtige Schritt. Es ist schnell, sicher und macht die Buchhaltung einfacher. Natürlich wird es das Bargeld nicht morgen ersetzen, schon gar nicht hier in Deutschland. Aber es ist eine verdammt gute Ergänzung.

Ich nutze ja auch einen modernen Lasermesser, hab aber trotzdem immer noch den guten alten Zollstock in der Tasche. Es geht darum, für jede Situation das passende Werkzeug zu haben. Mein Rat an jeden Kollegen: Hab keine Angst vor der Technik. Informier dich, vergleich die Anbieter und such dir eine Lösung, die zu deinem Laden passt. Es ist einfacher, als du denkst.

mit handy bezahlen illu titel illustration zukunft befehl optionen

Bildergalerie

mit handy bezahlen illu nfc diagramm
mit handy bezahlen illu titel illustration zukunft befehl

Die große Frage im Werkstatt-Alltag: Welches Lesegerät passt wirklich?

Zwei Namen tauchen immer wieder auf: SumUp und Zettle (von PayPal). Beide sind für den Start ideal, weil sie ohne monatliche Fixkosten auskommen. Man zahlt nur eine geringe prozentuale Gebühr pro Transaktion. Der entscheidende Unterschied liegt oft im Detail: SumUp punktet mit extrem einfachen, robusten Geräten wie dem „Air“, das man einfach in die Tasche der Arbeitslatzhose stecken kann. Zettle bietet oft eine tiefere Integration in Kassensysteme und eine etwas umfangreichere App, was nützlich ist, wenn man auch Ersatzteile direkt verkauft und einen Warenbestand verwalten will. Für die reine Service-Rechnung am Auto reicht oft das simple SumUp-Modell.

mit handy bezahlen illu titel illustration zukunft befehl virtuelles geld

Fast jeder zweite Deutsche (47%) nutzt bereits das Smartphone oder die Smartwatch zum Bezahlen im Laden.

Diese Zahl der Bundesbank ist keine ferne Zukunftsmusik mehr, sie ist die Realität auf Ihrem Werkstatthof. Es geht nicht mehr darum, einer kleinen Gruppe von „Technik-Freaks“ einen Gefallen zu tun. Es geht darum, für einen stetig wachsenden Teil der Kundschaft den einfachsten und selbstverständlichsten Weg der Bezahlung anzubieten. Wer hier zögert, wirkt schnell aus der Zeit gefallen – so wie eine Werkstatt ohne Diagnosegerät.

mit handy bezahlen illu titel illustration zukunft befehl virtuelles geld mobiles banking2

Die Abrechnung am Ende des Tages: Für viele Handwerker ist die neue Technik nicht das Problem, sondern der Papierkram danach. Ein digitales Zahlungssystem vereinfacht hier enorm. Moderne Geräte von Anbietern wie Zettle oder SumUp erstellen automatisch digitale Belege und Tagesabschlüsse. Der Clou: Viele lassen sich direkt mit Buchhaltungssoftware wie Lexoffice oder sevDesk verknüpfen. Jede Kartenzahlung wird dann fast von allein korrekt verbucht. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch die Fehlerquote, die beim manuellen Abtippen von Belegen schnell passiert.

  • Schnellere Abwicklung direkt am Fahrzeug.
  • Kein umständliches Suchen nach dem passenden Bargeld.
  • Der Kunde erhält den Beleg sofort per E-Mail.

Der wahre Gewinn? Es ist nicht nur die Technik. Es ist das Gefühl von modernem, unkompliziertem Service, das beim Kunden hängen bleibt.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.