Deine eigene Gartenlaube bauen? So klappt’s wirklich!
Ich sitze oft abends auf der Terrasse und schaue in den Garten. In all den Jahren als Zimmermann habe ich unzählige Holzbauten hochgezogen, von riesigen Dachstühlen bis zu kleinen Carports. Aber ehrlich gesagt, eine offene Gartenlaube hat einfach was Magisches. Sie ist kein geschlossener Raum, sondern eher ein Bilderrahmen für die Natur. Ein Ort, an dem man geschützt sitzt und trotzdem das Gefühl hat, mitten im Grünen zu sein. Das ist mehr als nur ein Haufen Holz und Schrauben – das ist pure Lebensqualität.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Planung ist alles: Dein Fahrplan vor dem ersten Sägeschnitt
- 0.2 Das Fundament: Stabiler Stand für Jahrzehnte
- 0.3 Die Holzauswahl: Mehr als nur eine Frage der Optik
- 0.4 Der Zusammenbau: Wenn dein Projekt Gestalt annimmt
- 0.5 Finish und Pflege: Streichen oder verwittern lassen?
- 0.6 Ein letztes Wort zu Kosten, Zeit und Sicherheit
- 1 Inspirationen und Ideen
Viele träumen von so einem Plätzchen. Der Weg dorthin kann aber ganz schön frustrierend sein, wenn man die Basics nicht kennt. Ich habe schon Konstruktionen gesehen, die nach ein paar Wintern krumm und schief waren, weil das Fundament vom Frost hochgedrückt wurde. Das muss aber nicht sein. Mit dem richtigen Wissen und etwas Sorgfalt kannst du eine Laube bauen, die Jahrzehnte überdauert. In diesem Guide teile ich meine Erfahrungen aus der Praxis – kein trockenes Handbuch, sondern echte Tipps, die wirklich funktionieren.

Planung ist alles: Dein Fahrplan vor dem ersten Sägeschnitt
Der häufigste Fehler, den ich sehe? Leute fangen einfach an. Sie haben ein tolles Bild im Kopf, fahren zum Baumarkt, kaufen Holz und legen los. Das geht fast immer schief und führt zu Frust. Eine gute Planung ist die halbe Miete. Sie spart dir am Ende nicht nur Geld, sondern vor allem eine Menge Nerven.
Der perfekte Platz für deine Laube
Wo soll das gute Stück denn hin? Lauf mal zu verschiedenen Tageszeiten durch deinen Garten. Wo scheint morgens die Sonne für den ersten Kaffee? Wo wirft die Laube am Nachmittag den perfekten Schatten? Denk auch an den Wind. Eine offene Seite zur Hauptwindrichtung macht’s schnell ungemütlich. Und, ganz wichtig: Stell dir den Blick aus dem Wohnzimmerfenster vor. Die Laube soll den Garten verschönern, nicht die Aussicht blockieren.
Der Papierkram: Brauchst du eine Baugenehmigung?
Ein Punkt, den viele sträflich vernachlässigen. Die Regeln sind in Deutschland leider von Bundesland zu Bundesland, manchmal sogar von Gemeinde zu Gemeinde, komplett unterschiedlich. Ein kurzer, kostenloser Anruf beim örtlichen Bauamt ist deshalb Pflicht. Das schafft sofort Klarheit.

Hier ein paar Stichworte, die du dabei im Kopf haben solltest:
- Verfahrensfreie Bauvorhaben: Kleinere Bauten, oft bis zu einer bestimmten Größe wie 30 Kubikmeter umbauter Raum, brauchen häufig keine Genehmigung. Aber Achtung! Auch dann musst du dich an alle anderen Vorschriften wie den Grenzabstand halten.
- Bebauungsplan: Gibt es einen für dein Grundstück? Der kann vorschreiben, wo und was du überhaupt bauen darfst – von Baugrenzen bis hin zur Farbe der Dachziegel.
- Grenzbebauung: Direkt an der Grenze zum Nachbarn zu bauen, ist immer heikel. Meistens musst du drei Meter Abstand halten. Ausnahmen gibt es, aber dafür brauchst du die schriftliche Zustimmung deines Nachbarn. Ein guter Draht zum Nachbarn ist oft mehr wert als ein Meter mehr Platz.
Ich hatte mal einen Kunden, der seine fast fertige Laube wieder abreißen musste, weil er den Grenzabstand ignoriert hatte. Der Ärger und die Kosten waren riesig. Das kannst du dir sparen.
Ein bisschen Statik für Anfänger
Du musst kein Ingenieur sein, aber ein paar Grundlagen helfen enorm. Deine Laube muss ihr eigenes Gewicht, die Dacheindeckung und vor allem Wind- und Schneelasten aushalten und sicher in den Boden ableiten. Gerade die Schneelast ist in bergigen Regionen ein riesiges Thema.

Das wichtigste Bauteil gegen seitliches Wackeln sind die sogenannten Kopfbänder. Das sind die diagonalen Streben, die stabile Dreiecke zwischen Pfosten und Querbalken bilden. Ohne die wackelt deine Laube bei starkem Wind wie ein Lämmerschwanz.
Übrigens, was die Dimensionen angeht: Für eine solide Laube, sagen wir mal 3×4 Meter, würde ich Pfosten von mindestens 12×12 cm und Querbalken (die sogenannten Pfetten) von 8×16 cm empfehlen. Alles, was dünner ist, wirkt schnell instabil und billig.
Das Fundament: Stabiler Stand für Jahrzehnte
Das beste Holz nützt dir nichts, wenn die Basis wackelt. Das Fundament ist die Versicherung deiner Laube gegen Frost. Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus und kann ein schlecht gemachtes Fundament einfach anheben. Das nennt man Frosthub.
Punktfundamente: Die clevere Lösung
Für eine offene Holzlaube sind Punktfundamente ideal. Das heißt, du gießt nur unter jedem Pfosten einen Betonklotz. Das spart eine Menge Material und Arbeit.
- Abstecken und Graben: Markiere die Pfostenpositionen exakt mit Schnüren. Und jetzt kommt ein Trick, den schon die alten Ägypter kannten: Miss die beiden Diagonalen des Rechtecks. Sind sie auf den Millimeter gleich lang? Perfekt, dann hast du exakte 90-Grad-Winkel. Wenn nicht, korrigiere das, bevor du den Beton anrührst! Einmal ausgehärtet, kriegst du den Fehler nie wieder raus. Für die Löcher: In den meisten Regionen musst du mindestens 80 cm tief graben, um frostsicher zu sein. Die Löcher sollten etwa 40×40 cm breit sein.
- Pro-Tipp zum Graben: Ganz ehrlich, spar dir die Plackerei mit dem Spaten. Du kannst dir im Baumarkt für ca. 30–40 € pro Tag einen motorisierten Erdbohrer leihen. Das rettet dir den Rücken und einen ganzen Tag Arbeit.
- Pfostenträger setzen: Stell das Holz niemals direkt in den Beton! Es fault dir weg. Benutze feuerverzinkte H-Pfostenträger (kosten ca. 10–15 € pro Stück). Diese werden in den frischen Beton gesetzt und mit einer langen Wasserwaage perfekt ausgerichtet.
- Betonieren: Fertiger Estrichbeton aus dem Sack (ca. 4 € pro 40-kg-Sack) ist hier dein Freund. Mische ihn erdfeucht an, also nicht flüssig. Fülle die Löcher, stochere Luftblasen raus und zieh die Oberfläche glatt.
Dann heißt es Geduld haben. Lass den Beton mindestens eine Woche aushärten, bevor du die schweren Pfosten montierst.
Die Holzauswahl: Mehr als nur eine Frage der Optik
Die Wahl des Holzes entscheidet darüber, ob du 10, 20 oder 30 Jahre Freude an deiner Laube hast. Der wichtigste Grundsatz im professionellen Holzbau lautet: Konstruktiver Holzschutz schlägt immer chemischen Holzschutz. Das bedeutet: Die Laube muss so gebaut sein, dass Wasser immer ablaufen und das Holz schnell wieder trocknen kann.
Hier sind die gängigsten Optionen für draußen:
- Lärche und Douglasie: Meine klaren Favoriten. Beide Hölzer sind durch ihren hohen Harzanteil von Natur aus sehr witterungsbeständig. Unbehandelt bekommen sie mit der Zeit eine wunderschöne, silbergraue Patina. Das ist ein natürlicher Schutz, kein Mangel! Preislich liegst du hier je nach Querschnitt bei etwa 8–15 € pro laufendem Meter.
- Kesseldruckimprägnierte Fichte/Kiefer (KDI): Das ist die Budget-Option. Das Holz wird mit Schutzsalzen behandelt, was man an der grünlichen Färbung erkennt. Es ist funktional, aber optisch und haptisch nicht so edel. Achtung: Wenn du es schneidest, musst du die Schnittkanten unbedingt mit einem speziellen Mittel nachbehandeln!
- Eiche: Die absolute Königsklasse. Extrem langlebig, aber auch teuer, schwer und schwierig zu bearbeiten. Außerdem reagiert die Gerbsäure im Holz mit normalen Stahlschrauben und erzeugt schwarze Flecken. Hier musst du Edelstahlschrauben verwenden. Eher was für Liebhaber mit größerem Budget.
Der Zusammenbau: Wenn dein Projekt Gestalt annimmt
Jetzt kommt der schönste Teil! Es riecht nach frischem Holz und du siehst, wie etwas mit deinen eigenen Händen wächst. Mein Rat: Arbeite ruhig und miss lieber zweimal, bevor du einmal sägst.
Die Grundkonstruktion aufbauen
- Pfosten montieren: Stell die Pfosten in die H-Anker und richte sie mit der Wasserwaage exakt senkrecht aus. Verschraubt wird das Ganze mit soliden M10-Schlossschrauben.
- Querbalken (Pfetten) anbringen: Diese Balken verbinden die Pfosten oben. Profis machen hier schicke Holzverbindungen (Überblattungen). Für Heimwerker sind Balkenschuhe oder lange Tellerkopfschrauben aber eine super Alternative. Für die Verbindung von Balken eignen sich zum Beispiel Tellerkopfschrauben in 8x160mm. Die ziehen richtig was zusammen und sind einfacher zu verarbeiten als Schlossschrauben.
- Kopfbänder einbauen: Jetzt kommen die wichtigen Diagonalen. Sobald die montiert sind, wirst du sofort spüren, wie die ganze Konstruktion bombenfest wird.
Das Dach: Schutz von oben
Für eine offene Laube ist ein Pultdach (einseitig geneigt) perfekt. Damit Regenwasser abläuft, braucht es ein leichtes Gefälle. Ein Wert von 3–5 Grad ist ideal.
Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Ein kleiner Rechentrick: Für ein 3 Meter tiefes Dach bedeutet ein Gefälle von 3 % einen Höhenunterschied von nur 9 cm. Du baust die hinteren Pfosten also einfach 9-10 cm kürzer als die vorderen – fertig ist die Schräge!
Bei der Dacheindeckung sind leichte Polycarbonat-Platten super. Sie lassen Licht durch, halten aber den Regen ab. Achte auf Platten mit UV-Schutz, sonst werden sie schnell gelb und brüchig.
Finish und Pflege: Streichen oder verwittern lassen?
Wenn die Laube steht, kommt die Gretchenfrage: Wie behandeln? Wenn du Lärche oder Douglasie genommen hast und die silbergraue Patina magst, machst du: gar nichts. Das ist die pflegeleichteste Lösung.
Willst du die ursprüngliche Holzfarbe erhalten, ist ein pigmentiertes Holzöl die beste Wahl. Es schützt vor UV-Licht und muss je nach Wetter alle ein bis zwei Jahre erneuert werden. Von Lacken und Dickschichtlasuren rate ich draußen eher ab. Wenn die Schicht Risse bekommt, dringt Wasser ein, kann nicht mehr raus und das Holz fault von innen.
Ein letztes Wort zu Kosten, Zeit und Sicherheit
Sei bei allem Ehrgeiz realistisch. Heb schwere Balken nie allein – dein Rücken wird es dir danken. Benutze eine stabile Leiter und trage bei Sägearbeiten immer eine Schutzbrille.
Was kostet der Spaß? Wenn du alles zusammenrechnest – Holz, Schrauben, Beton, Pfostenträger – landest du für eine solide 3×3 Meter Laube aus Douglasie schnell bei 800 bis 1.200 Euro. Nur fürs Material, wohlgemerkt. Nach oben gibt es natürlich keine Grenzen.
Und wie lange dauert das? Plane mal realistisch. Ein Tag für die Fundamente, dann eine Woche Aushärtezeit für den Beton, in der du nichts tun kannst. Für den eigentlichen Holzaufbau solltest du als geübter Heimwerker zwei bis drei volle Tage einplanen. Also, ein langes Wochenende plus ein, zwei Urlaubstage sind eine gute Schätzung.
Ein solches Projekt ist anspruchsvoll, aber der Stolz, den du am Ende fühlst, wenn du in deiner selbst gebauten Laube sitzt, ist unbezahlbar. Also, trau dich ran, plane gut, und erschaffe dir deinen neuen Lieblingsplatz im Garten!
Inspirationen und Ideen
Lasur oder Öl – was schützt Ihr Holz am besten?
Lasur: Bildet eine schützende Schicht auf dem Holz, oft mit UV-Schutz. Bietet mehr Farbvielfalt und längere Wartungsintervalle.
Öl: Zieht tief ins Holz ein und feuert die Maserung an, erhält die natürliche Haptik. Muss häufiger erneuert werden.
Für einen natürlichen Look, bei dem man das Holz spüren möchte, ist ein hochwertiges Hartwachsöl wie von Osmo ideal. Wer Farbe und maximalen Schutz wünscht, greift besser zu einer Dünnschichtlasur, z.B. der Remmers HK-Lasur.
Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung kann eine hochwertige und gut integrierte Außenanlage wie eine Laube den Wert einer Immobilie um bis zu 15 % steigern.
Muss es immer ein aufwändiges Betonfundament sein?
Nicht unbedingt! Für leichtere Holzkonstruktionen wie eine offene Laube sind Schraubfundamente eine geniale Alternative. Marken wie Krinner bieten Systeme, die ohne Graben oder Betonieren einfach in den Boden gedreht werden. Das spart enorm Zeit, schont den Garten und ist oft sogar günstiger. Besonders praktisch: Sie sind sofort belastbar und können bei Bedarf wieder entfernt werden. Eine Prüfung der Bodenbeschaffenheit ist aber auch hier der erste Schritt.
Die Holzwahl ist eine Charakterfrage. Hier die drei Favoriten für draußen:
- Sibirische Lärche: Sehr witterungsbeständig und formstabil durch ihr langsames Wachstum. Entwickelt mit der Zeit eine edle silbergraue Patina, wenn sie unbehandelt bleibt.
- Douglasie: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, heimisches Holz mit guter natürlicher Dauerhaftigkeit. Neigt etwas mehr zum Verzug als Lärche.
- Kesseldruckimprägnierte Kiefer (KDI): Die budgetfreundlichste Option. Chemisch gegen Fäulnis geschützt, hat aber oft einen leichten Grünstich und ist ökologisch umstrittener.
Der Teufel steckt im Detail: Verwenden Sie für die Verschraubung der tragenden Teile niemals nur verzinkte Schrauben, sondern immer Edelstahl (V2A oder bei Küstennähe V4A). Warum? Holz „arbeitet“ und enthält Gerbsäuren, die eine einfache Zinkschicht über die Jahre angreifen. Das Ergebnis sind unschöne schwarze Verfärbungen und im schlimmsten Fall eine geschwächte, rostige Verbindung. Edelstahl ist die beste Investition in die Langlebigkeit Ihrer Laube.
Der erste Sommerregen. Sie sitzen in Ihrer neuen Laube, der Duft von nassem Gras und Erde steigt auf, während die Tropfen ein sanftes Trommeln auf dem Dach beginnen. Das Holz riecht noch neu, gemischt mit dem herben Aroma der frischen Lasur. Sie sind draußen und doch geschützt, ein stiller Beobachter des Naturschauspiels. Das ist kein Bauprojekt mehr – das ist der wahr gewordene Traum vom eigenen Rückzugsort.
- Kühlt im Sommer auf natürliche Weise.
- Schafft neuen Lebensraum für Bienen und Schmetterlinge.
- Verlängert die Lebensdauer Ihrer Dacheindeckung.
Das Geheimnis dieser Vorteile? Ein Gründach! Spezielle Wurzelschutzfolien, Drainagematten und leichte Substrate machen es heute auch für DIY-Laubenbauer möglich, ein Stück Natur aufs eigene Dach zu holen.
Vergessen Sie den rein rustikalen Look! Der aktuelle Trend geht zur Kombination aus warmem Holz und kühlem Metall. Setzen Sie Akzente mit schwarzen, pulverbeschichteten Pfostenträgern oder Verbindern, wie sie beispielsweise von Simpson Strong-Tie angeboten werden. Diese Elemente sind nicht nur extrem stabil, sondern verleihen Ihrer Laube auch eine moderne, fast industrielle Eleganz, die einen spannenden Kontrast zur Natürlichkeit des Holzes bildet.
Fast 40 % der Deutschen wünschen sich laut Umfragen mehr private Rückzugsorte im Freien.
Dieser Wunsch treibt den Trend zum „Outdoor-Wohnzimmer“ an. Eine Gartenlaube ist mehr als nur ein Sonnenschutz; sie wird zur Erweiterung des Hauses. Denken Sie bei der Planung an Stromanschlüsse für Beleuchtung oder eine kleine Kühlbox und an integrierte, bequeme Sitzbänke. So wird Ihre Laube vom einfachen Unterstand zum vollwertigen Lebensraum unter freiem Himmel.
Die Dachform prägt den Charakter Ihrer Laube entscheidend. Neben der reinen Funktionalität geht es hier vor allem um Ästhetik.
- Flachdach: Modern, minimalistisch und ideal für eine Dachbegrünung. Wichtig ist hier ein leichtes Gefälle von mindestens 2 % für den Wasserablauf.
- Satteldach: Der Klassiker. Wirkt traditionell und gemütlich, bietet besten Schutz und leitet Wasser optimal ab.
- Pagodendach: Ein Hauch von Asien im eigenen Garten. Aufwändiger im Bau, aber ein unvergleichlicher Blickfang.