Ein Team von Neurochirurgen vom Baylor College of Medicine in Texas und der University of California in Los Angeles hat sechs blinden Menschen mithilfe eines paradigmenwechselnden Implantats, das Bilder direkt an das Gehirn weiterleitet, das Sehvermögen teilweise wiederhergestellt. Die neue Methode, bekannt als Orion, verwendet eine Videokamera, die an einer Brille befestigt ist und Informationen an 60 Elektroden sendet. Diese Elektroden sind direkt in den visuellen Kortex des Gehirns implantiert. Dabei werden beschädigte optische Nerven vollständig umgangen. Bei Patienten, die nicht blind geboren sind, kann das Gehirn diese Rohdaten weiter verwenden, um die Umgebung um sie herum zusammenzusetzen.
Während die Patienten immer noch keine kristallklare Sicht haben, können sie jetzt grundlegende visuelle Formen identifizieren. Sie können nun beispielsweise erkennen, wo sich der Bürgersteig, das Gras oder ein Fenster befinden. Sie können Licht von Dunkelheit unterscheiden, aber keine Farbe sehen. Die Erfahrungen der Patienten variieren ebenfalls. Einige können kleine Buchstaben lesen, andere nicht. Das allein kann aber bereits einen riesengroßen Unterschied in ihrem täglichen Leben machen.
Rund 1,5 Millionen Menschen weltweit leiden an Retinitis pigmentosa, bei der sich diese Methode als effektiv erweist
Das Implantat befindet sich direkt im visuellen Kortex des Gehirns
Durch Technologien das Sehvermögen wiedergeben – ein echter Life-Changer für blinde Menschen
Frühere Versuche zur Wiederherstellung des Sehvermögens konzentrierten sich häufig auf das Auge selbst, wie beispielsweise eine Studie aus dem Jahr 2018, in der Forscher winzige goldene prothetische Photorezeptoren in die Augen blinder Mäuse implantierten.
„Wenn man an Sehen denkt, denkt man an die Augen, der größte Teil der Arbeit findet aber im Gehirn statt. Die Lichtimpulse, die auf die Netzhaut projiziert werden, werden in neuronale Signale umgewandelt und an Teile des Gehirns entlang des Sehnervs übertragen.“, erklärte Dr. Daniel Yoshor, Vorsitzender und Professor für Neurochirurgie in Baylor. „Wenn wir hunderttausende Elektroden im Gehirn hätten, könnten wir theoretisch ein reichhaltiges visuelles Bild erzeugen. Stellen Sie sich ein Gemälde im Pointillismus Stil vor, bei dem Tausende winziger Punkte zusammenkommen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Wir könnten dasselbe tun, indem wir Tausende von Stellen im Gehirn stimulieren.“